Kärrnerarbeit für den neuen Chef von ZF
Kärrnerarbeit für den neuen Chef von ZF
Kärrnerarbeit für
den neuen Chef von ZF
Von Stefan Kroneck, Stuttgart
Mathias Miedreich ist der neue Hoffnungsträger des angeschlagenen zweitgrößten deutschen Autozulieferers ZF. Der 50-Jährige, der das Unternehmen offiziell seit dem 1. Oktober dieses Jahres als Vorstandsvorsitzender führt, steht unter hohem Erwartungsdruck. Er muss den hochverschuldeten Stiftungskonzern mit einem umfangreichen Sparkurs restrukturieren. Dies soll entscheidend dazu beitragen, dass ZF aus den tiefroten Zahlen kommt und zugleich ihren Finanzschuldenberg von 15 Mrd. Euro schrittweise abbaut.
Für den Neuen an der Spitze des Unternehmens mit Sitz in Friedrichshafen am Bodensee ist das eine Kärrnerarbeit. Das Unternehmen mit 158.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 41 Mrd. Euro kämpft um seinen Fortbestand. Das Geschäft mit Antrieben schwächelt aufgrund der deutlich unter den Erwartungen liegenden Nachfrage nach Elektro-Autos. Statt aber die davon betroffene Division E auszugliedern und für einen Verkauf umzuformen, einigten sich Miedreich und der Gesamtbetriebsrat nach langen Verhandlungen auf eine Sanierung der Sparte in Eigenregie. Von den rund 30.000 Mitarbeitern des Bereichs fällt jede vierte Stelle weg. Betroffen sind vorwiegend deutsche Standorte.
Eine Zwischenetappe
Für den Betriebswirt an der Spitze des Unternehmens war die Einigung mit den Arbeitnehmervertretern eine wichtige Zwischenetappe, um den Umbau in geordnete Bahnen zu lenken. Denn zuvor sorgte ZF wochenlang für Schlagzeilen: Proteste der Beschäftigten mit der Gewerkschaft IG Metall vermittelten den Eindruck verhärteter Fronten in der Auseinandersetzung mit dem Management. In dieser Lage tauschte der Aufsichtsrat unerwartet den bisherigen CEO Holger Klein (55) aus und ersetzte diesen im September durch Miedreich. Offensichtlich traute das Kontrollgremium und die Firmeneigentümerin, die Zeppelin-Stiftung, ihm mehr zu, die Restrukturierung voranzutreiben. Und in der Tat gelang es dem Manager, die Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern zielgerichtet und fristgerecht zu einem Ergebnis zu bringen.
Obwohl Miedreich dem Vorstand von ZF erst seit Anfang 2025 angehört, halfen ihm bei den Verhandlungen wohl seine sehr guten Kenntnisse über den Zustand der Division E. Schließlich fällt die Sparte in seinen Verantwortungsbereich. Das bleibt auch so in seiner Position als CEO. In dieser Rolle wird der Familienvater nun daran gemessen, ob ZF mit diesen Maßnahmen auf absehbare Zeit in die Spur kommt. Darauf achten insbesondere die Gläubigerbanken. Denn die Kreditbonität des Unternehmens ist schlecht.
Wichtige Eigenschaften
Miedreich gilt als erfahren genug, um die Herausforderung als Krisenmanager in der Autoindustrie zu meistern. Zu seinem Aufstieg als CEO bescheinigte ihm Aufsichtsratschef Rolf Breidenbach, entscheidungsstark und kommunikationsfähig zu sein. Das sind aus Sicht des Chefaufsehers Fähigkeiten, die ZF wieder auf die Erfolgsspur bringen könnten.
Vor seinem Wechsel zu ZF stand Miedreich von Oktober 2021 bis Mai 2024 an der Spitze von Umicore. Der Konzern mit Sitz in Brüssel ist auf Materialtechnologie und Kreislaufwirtschaft spezialisiert. Vor seiner Tätigkeit für Umicore hatte er unter anderem in verschiedenen Führungspositionen für Continental und für Siemens gearbeitet.
Der in Saarbrücken geborene Manager hatte nach Abschluss seines Studiums der Betriebswirtschaft seine berufliche Laufbahn in der Unternehmensberatung begonnen. Bei KPMG war er in der Strategieberatung beschäftigt.
