PERSONEN

Keine Zeit für kleine Fische

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 26.2.2020 Mit kleinen Fischen hat sich Daniel "Dan" Seth Loeb (58) noch nie zufriedengegeben. Nach Sony und Nestlé nimmt sich der US-Shareholder-Aktivist, der Vorständen gern gepfefferte Briefe schreibt,...

Keine Zeit für kleine Fische

Von Andreas Hippin, LondonMit kleinen Fischen hat sich Daniel “Dan” Seth Loeb (58) noch nie zufriedengegeben. Nach Sony und Nestlé nimmt sich der US-Shareholder-Aktivist, der Vorständen gern gepfefferte Briefe schreibt, den Versicherer Prudential vor. Wie immer geht es darum, ein vermeintlich ineffizientes Management zum Handeln zu bewegen und auf diese Weise Werte für die Aktionäre zu heben. Der Gründer des Hedgefonds Third Point gehört zu den erfolgreichsten Vertretern dieser Strategie, mit der sich in den vergangenen Jahren hohe Renditen erwirtschaften ließen. Sein Vehikel hat mittlerweile um die 15 Mrd. Dollar unter der Haube.Seine Großtante Ruth Handler gehörte zu den Gründern von Mattel. Der Sohn eines Anwalts und einer Historikerin wuchs im sonnigen Santa Monica in Kalifornien auf. Geschäftstüchtig soll er schon früh gewesen sein. Einer seiner Lehrer gab ihm angeblich den Spitznamen Milo Minderbinder – in Anlehnung an den gleichnamigen Schwarzmarkthändler aus Joseph Hellers Satire “Catch 22”. Doch seine scharfe Zunge wurde ihm schon früh zum Verhängnis. Bloomberg Markets zufolge zahlte er als 12-jähriger Schüler der Paul Revere Junior High School in Los Angeles einem Klassenkameraden 25 Cent dafür, für einen Tag sein “Bodyguard” zu sein.Loeb ging auf die University of California in Berkeley und machte dann einen Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Columbia University. Während seiner Studentenzeit hatte er 120 000 Dollar an der Börse verdient, aber durch ein Investment in Puritan-Bennett alles wieder verloren. Daraus habe er gelernt, wie gefährlich eine zu starke Konzentration der Positionen sei, sagte er später. Nach dem Studium arbeitete er für die Private-Equity-Gesellschaft Warburg Pincus, danach für die Plattenfirma Island Records. Es folgte ein Intermezzo beim New Yorker Hedgefonds Lafer Equity Investors. Ab 1991 arbeitete er für die US-Investmentbank Jefferies in Los Angeles, zunächst als Sell- Side-Analyst, danach als Senior Vice President in der Abteilung für Distressed Debt. Danach ging es zurück nach New York zur Citicorp. Schon ein Jahr später, 1995, brachte der leidenschaftliche Surfer seinen eigenen Hedgefonds an den Start. Der Name Third Point kommt von einem “Break”, einem Hindernis am Surfrider Beach von Malibu, das die Wellen bricht.Zu seinen größten Hits gehörte 2012 die Enthüllung, dass der damalige Chef von Yahoo, Scott Thompson, anders als jahrelang angenommen nicht über einen Universitätsabschluss in Computerwissenschaften verfügte. Neben Sony investierte er auch in andere japanische Gesellschaften wie den Roboterhersteller Fanuc und den Einzelhändler Seven & I.Loebs Vermögen wird von “Forbes” auf 2,9 Mrd. Dollar geschätzt. Über die Margaret & Daniel Loeb Third Foundation finanziert er unter anderem Forschung zur Bekämpfung von Alzheimer, Bildungsinitiativen und Bestrebungen für die Rechte sexueller Minderheiten.