Immobilienfinanzierer

Klösges folgt Merkens als Aareal-Bank-Chef

Die Aareal Bank meldet bei der Suche nach einem Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Hermann Merkens nach sieben Wochen Vollzug: Jochen Klösges, Chef der E.R. Capital Holding des...

Klösges folgt Merkens als Aareal-Bank-Chef

Von Bernd Neubacher, Frankfurt, und Carsten Steevens, Hamburg

Die Aareal Bank meldet bei der Suche nach einem Nachfolger für den aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig zurückgetretenen Vorstandsvorsitzenden Hermann Merkens nach sieben Wochen Vollzug: Jochen Klösges, Chef der E.R. Capital Holding des Hamburger Unternehmers Erck Rickmers und früher Vorstandsmitglied der Commerzbank sowie der Eurohypo, nimmt voraussichtlich Mitte September auf dem Chefsessel Platz, wie der Immobilienfinanzierer am Dienstag angekündigt hat. Die Europäische Zentralbank (EZB) muss der Personalie noch zustimmen. Bis Klösges antritt, fungieren Finanzvorstand Marc Heß sowie Vorstandsmitglied Thomas Ortmanns weiterhin als Interimschefs. Ende September wird Ortmanns dann nach 16 Jahren aus dem Führungsgremium ausscheiden, was die Bank mit der „persönlichen Lebensplanung“ des dann 61-Jährigen begründet.

Damit hat der Aufsichtsrat um die Vorsitzende Marija Korsch einen Prozess der Nachfolgeregelung abgeschlossen, der mit zunehmender Dauer auf das Kontrollgremium, dessen Nachfolgeplanung sowie den Nominierungsausschuss unter Korschs Vorsitz zurückzufallen drohte. Merkens hatte den Aufsichtsrat Anfang November davon in Kenntnis gesetzt, dass er seine Aufgaben vorübergehend nicht würde wahrnehmen können und Korsch dann am 20. April laut Bank erklärt, „dass er entgegen der ursprünglichen Erwartung seine Aufgaben als Mitglied und Vorsitzender des Vorstands aus ärztlicher Sicht auf absehbare Zeit nicht wieder aufnehmen kann“. Der Aktienmarkt regierte am Dienstag nonchalant auf die Personalie, Aareal-Bank-Aktien tendierten sowohl vor als auch nach der entsprechenden Ad-hoc-Mitteilung leichter.

Finanzvorstand und Interimschef Marc Hess, dem ebenfalls Ambitionen auf den Chefsessel nachgesagt worden waren und dem eine permanente CEO-Rolle bei Weggefährten durchaus zugetraut worden war, war dem Vernehmen nach bereits zuvor über das Nachfolgeprozedere ins Bild gesetzt worden. Als Chef der E.R. Capital Holding habe Klösges die „Verlagerung der unternehmerischen Schwerpunkte von der Schifffahrt auf Immobilien und erneuerbare Energien maßgeblich“ mit vorangetrieben, teilt die Aareal Bank über ihren 56-jährigen künftigen Chef mit, der im April 2014 die Führung der Hamburger Erck-Rickmers-Gruppe übernommen hatte. Diese gab nun bekannt, dass der amtierende Finanzchef Friedrich Lass-Hennemann (34), seit 2015 für die Gruppe tätig und davor über sieben Jahre bei der Hamburger Containerreederei Hapag-Lloyd, per 15. September die Nachfolge von Klösges als CEO antreten werde. Der gebürtige Kölner Klösges, der das Unternehmen „in freundschaftlichem Einvernehmen“ verlasse, habe mit der strategischen Neuausrichtung „hervorragende Arbeit geleistet“, erklärt Erck Rickmers, Gründer und Inhaber der Gruppe. Über die E.R. Capital Holding als Managementgesellschaft investiert der 57 Jahre alte Rickmers in Geschäftsbereiche mit den Schwerpunkten Immobilien, erneuerbare Energien, Private Equity, Schifffahrt und Assetmanagement.

Er freue sich, dass Klösges dem Unternehmen als Beirat verbunden bleibe. Klösges erklärte, er verlasse ein „finanziell grundsolides Unternehmen mit einem leistungsstarken Managementteam in allen Segmenten“.

Der Öffentlichkeit ist die Immobilienexpertise von Klösges vor allem aus der Zeit bis 2013 bekannt. Bei der Eurohypo, dem Immobilienfinanzierer der Commerzbank, hatte er zunächst das Risikomanagement geleitet, bevor er fünf Jahre lang in deren Vorstand saß. Nach zwei Jahren als Strategiechef der Commerzbank, als welcher er die Übernahme der Dresdner Bank zu bewältigen hatte, arbeitete er von 2009 bis 2013 im Vorstand der Großbank, wo er unter anderem die Geschäftsfelder gewerbliche Immobilienfinanzierung, Assetmanagement & Leasing, Schiffsfinanzierung und Staatsfinanzierung verantwortete. Zu Zeiten der Finanzkrise bestand diese Tätigkeit dabei vor allem darin, Portfolien herunterzufahren. Als der Bestand an Immobilienfinanzierungen auf dessen Kern reduziert war, wollte Klösges dem Vernehmen nach in diesem Geschäft wieder wachsen.

Lupenreine Kehrtwende

Die Bank legte in dieser Frage unter Chef Martin Blessing 2012 indes eine lupenreine Kehrtwende hin: Erst fasste sie im März ihre Schiffsfinanzierungen sowie einen Teil der gewerblichen Immobilienfinanzierung in einem als neue Kernsparte apostrophierten Bereich Real Estate & Ship Finance zusammen und legte dessen Leitung in die Hände von Klösges. Drei Monate später kündigte sie, unter Verweis auf eine „weiterhin unsichere Situation an den Finanzmärkten, die Verschärfung der Staatsschuldenkrise sowie die zunehmenden regulatorischen Belastungen“, die Abwicklung eben dieser Aktivitäten an und erklärte: „Das ursprünglich geplante, neue Kernbanksegment Real Estate and Ship Finance (RES) wird es daher nicht geben.“ Es folgte eine Verkleinerung des Vorstands, in dessen Zuge Klösges und der damalige Arbeitsdirektor Ulrich Siebert ausschieden und das Institut zumindest Siebert unschön herausdrängte. Bald daraufhin wechselte Klösges zur E.R. Capital Holding. „Wir freuen uns sehr, Jochen Klösges für uns gewonnen zu haben“, teilt Aareal-Bank-Aufsichtsratschefin Korsch nun mit. „Er verbindet Unternehmergeist, Kundenorientierung und strategisches Denken mit einem breiten Erfahrungsschatz in allen wesentlichen Dimensionen des Immobilienfinanzierungs- und Bankgeschäfts.“ Der Aufsichtsrat sei davon überzeugt, dass die Aareal Bank unter seiner Führung ihre erfolgreiche Entwicklung fortsetzen und „in einer Zeit des tiefgreifenden Wandels auch künftig die richtigen strategischen Antworten finden“ werde.

Die Wiesbadener Gesellschaft ist in den Fokus von Aktionärsaktivisten geraten, die beiden Hedgefonds Petrus Advisers und Teleios Capital vereinen gemeinsam 17% der Anteile auf sich und zählen damit jeweils zu den größten Aktionären. Auf der Hauptversammlung Mitte Mai scheiterten sie zwar mit ihrem Antrag, Aufsichtsratschefin Korsch und zwei weitere Mitglieder des Kontrollgremiums abzuwählen. Dennoch trug auch die Verwaltung eine Schlappe davon: Das System für die Vergütung des Vorstands ließen die Aktionäre durchfallen, zudem entlasteten sie Korsch mit gerade einmal zwei Dritteln ihrer Stimmen.

Nach dem Abschied von Chief Digital Officer Thomas Ortmanns per Ende September wird Klösges von diesem fürs Erste auch die Verantwortung für die Segmente Banking & Digital Solutions übernehmen, wie es heißt. „Über die künftige Struktur, Größe und Aufgabenverteilung im Vorstand wird der Aufsichtsrat zu gegebener Zeit unter Einbeziehung des Gesamtvorstands entscheiden“, teilt die Aareal Bank mit, die unter Druck von Petrus und Teleios erst Mitte Mai über eine Verkleinerung ihres Vorstands von sechs auf fünf Personen informiert hatte. Ortmanns soll der Bank nach seinem Ausscheiden „für eine Übergangszeit noch beratend zur Verfügung stehen“.