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Koch schweigt und genießt

po - Klar, wer auf eine solche Vita zurückblickt wie Roland Koch, der kann letztlich auch als Vorstandschef eines MDax-Unternehmens nie ganz seine politischen Vorlieben abstreifen. Dabei genießt der 55-jährige gebürtige Frankfurter seinen Job bei...

Koch schweigt und genießt

po – Klar, wer auf eine solche Vita zurückblickt wie Roland Koch, der kann letztlich auch als Vorstandschef eines MDax-Unternehmens nie ganz seine politischen Vorlieben abstreifen. Dabei genießt der 55-jährige gebürtige Frankfurter seinen Job bei Bilfinger und freut sich über den Gewinn an persönlichen Freiheiten – insbesondere an Wochenenden, an denen er früher als Berufspolitiker regelmäßig gefordert war.Aber Koch ist und bleibt ein “Homo politicus”, das lässt der CDU-Mann auch bei seinem Auftritt im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) immer wieder durchscheinen. Zu den gerade angelaufenen Koalitionsverhandlungen seines Nachfolgers im Amt des Hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier mit den von Tarek Al-Wazir geführten Bündnis 90/Die Grünen schweigt er beredt. Auf die Frage, ob eine schwarz-grüne Landesregierung mit ihm an der Spitze möglich gewesen wäre, sagt er nur mit Bedacht, alles habe seine Zeit. Immerhin ein erfolgreiches Bündnis habe es von ihm und Al-Wazir gegeben – im Landeswohlfahrtverband Hessen, räsonierte Koch. Ansonsten aber war das Verhältnis von Koch und Al-Wazir zerrüttet, spätestens im Wahlkampf 2008, als die Hessen-CDU plakatierte “Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen”.Koch selbst liebäugelt nach eigenem Bekunden nicht mehr mit einem Comeback in der Politik. Er stehe in der Verantwortung der Beschäftigten von Bilfinger, dem Konzern, den er in den nächsten Jahren endgültig vom Bau- zu einem international anerkannten Engineering- und Servicekonzern umbauen will. “Die Umstrukturierung wird uns die nächsten Monate und Jahre beschäftigen”, betont der Vorstandschef.Die aktuelle Diskussion über den maroden Zustand vieler Straßen und Brücken in Deutschland, obwohl nicht mehr Geschäft von Bilfinger, verfolgt er interessiert. In den vergangenen zwei Jahrzehnten sei zugunsten von Neubauten im Osten zu wenig in die Erhaltung der Substanz im Westen investiert worden. Für Panik bezüglich der Infrastruktur sieht Koch gleichwohl keinen Anlass, aber Instandsetzungen und Erhaltungsmaßnahmen müssten wieder für eine gewisse Zeit Vorrang haben. Und die “Havarien” bei prominenten Großbaustellen wie Elbphilharmonie oder Großflughafen Berlin Brandenburg will er nicht als Beleg für die Unfähigkeit der Baubranche verstanden wissen. Hier hätten durchaus die Bauherren die Komplexität der Aufgaben sträflich unterschätzt.