Grüne Transition

Kredit und Kunst treiben Werner Grub um

Vom Krisenmanager bei der Dresdner Bank zum Architekten milliardenschwerer Offshore-Projekte: Werner Grub verbindet industrielle Logik mit Klimazielen – und sucht Finanzlösungen, die die Green Transition tragfähig und sozial verträglich machen.

Kredit und Kunst treiben Werner Grub um

Vom Banker zum Architekten
der Green Transition

Von Wolf Brandes, Frankfurt

Früher zählte Werner Grub Risiken, heute zählt er Chancen. Als junger Volkswirt begann er in den 1990ern bei der Dresdner Bank. Heute gestaltet er in Kopenhagen als Head of Origination beim staatlichen Export- und Investitionsfond Eifo die Finanzierung von Großprojekten, die Europas grüne Infrastruktur schaffen.

Grub hat in Tübingen mit regionalem Schwerpunkt Naher Osten studiert und verbrachte während des Studiums einige Zeit in Damaskus. Im Laufe seiner Bankkarriere entwickelte er sich über Stationen bei der Dresdner in Singapur, Frankfurt, London und kurzzeitig Rumänien zu einem Spezialisten für internationale Finanzierungen. Ursprünglich hatte er für eine geplante Niederlassung im Nahen Osten arbeiten sollen – doch die Pläne zerschlugen sich. Stattdessen führte ihn die Asienkrise in die Analyse von Großrisiken, "Number Crunching“, sagt er. Und dann in die Rolle des Vorstandsassistenten von Lenny Fischer.

Von Fischer gelernt

Die Zusammenarbeit mit der Bankerlegende habe ihm nicht nur internationale Sichtweisen eröffnet, sagt Grub. Er habe auch gelernt, wie entscheidend strategische Vernetzung und schnelle Entscheidungswege sind. Fischer setzte ihn als Bindeglied zwischen London und der Zentrale ein.

Von London nach Kopenhagen

2006 gründete der heute 60-Jährige mit früheren Kollegen die Beratungsfirma Richmond Partners in London, für die er bis Corona-Pandemie arbeitete. Dann kam das Angebot der Förderbank, bei der heute sämtliche Großkundenbeziehungen in Dänemark verantwortet. Sein Team akquiriert Großprojekte, begleitet deren Finanzierung und arbeitet mit Transaktions- und Risikomanagementeinheiten zusammen.

Dänemark als Vorreiter

Grubs Arbeitsschwerpunkt liegt an der Schnittstelle zwischen Industrie, ökonomischer Logik und der „Green Transition“. Diese könne nur dann erfolgreich sein, wenn sie marktwirtschaftlich tragfähig und sozial ausgewogen gestaltet werde. Dänemark sieht er als dabei Vorreiter. So habe das Land ohne nennenswerte Bauernproteste die Einführung einer CO2-Steuer für die Landwirtschaft bis 2030 beschlossen. Gelungen sei dies, weil die Betroffene einbezogen wurden.

Zu seinen Erfolgen zählt Grub die Milliardenfinanzierung des ersten Offshore-Windparks in Polen, die den Markt geöffnet habe. Weitere Meilensteine waren Großtransaktionen für Unternehmen wie RWE, EnBW und Iberdrola. Dabei habe er die Veränderungen in der Windindustrie aus nächster Nähe erlebt: von kleinen, familiengeführten Projekten zu großvolumigen, professionell strukturierten Vorhaben.

Kredit und Kunst

Neben seiner beruflichen Laufbahn ist der gebürtige Saarländer leidenschaftlicher Kunstsammler. Ein Interesse, das er seit mehr als drei Jahrzehnten ebenso konsequent verfolgt wie seine Bankkarriere. Den Grundstein legte er mit Fotografie, später kamen Arbeiten auf Papier hinzu. Zuletzt erweiterte er seine Sammlung um Keramik. Heute besitzt er eine „Substantial Collection“ mit internationaler Ausrichtung, in der er immer wieder zu jungen, in London arbeitenden Künstlern zurückkehrt.

Kunst ist für ihn intellektuelle Herausforderung, Impulsgeber und Freiraum. Sie erlaube es ihm, sich mit Denkweisen jenseits des eigenen beruflichen Umfelds auseinanderzusetzen und völlig andere Perspektiven zu verstehen. Dabei zieht er klare Parallelen: Sowohl die Sammlertätigkeit als auch die Arbeit im internationalen Finanzgeschäft erforderten Offenheit, Neugier und die Bereitschaft, eingefahrene Wege zu verlassen.