Privatkundengeschäft

Lars Stoy steigt bei der Deutschen Bank auf

Keine zwei Wochen nach seiner Beförderung in den Konzernvorstand zentralisiert Claudio de Sanctis die Führung des Privatkundengeschäfts der Deutschen Bank.

Lars Stoy steigt bei der Deutschen Bank auf

De Sanctis baut bei der Deutschen Bank um

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Wenige Tage nach seinem Amtsantritt als Privatkundenvorstand der Deutschen Bank hat Claudio de Sanctis eine tiefgreifende Reorganisation angekündigt. Die bisherige Unterteilung der Sparte in die Privatkundenbank Deutschland und die Internationale Privatkundenbank wird zum 20. Juli aufgehoben. Stattdessen wird das Geschäft in fünf Marktbereiche unterteilt, die künftig von einem zentralen Führungsteam unter der Leitung des 50-jährigen angeführt werden.

Die Zahl der leitenden Funktionen wird sich deutlich verringern, im Konzern ist von einer Halbierung der Führungspositionen die Rede. Deutlich ausgeweitet wird dagegen der Verantwortungsbereich des bisherigen Chefs des deutschen Privatkundengeschäfts, Lars Stoy.

Zusammenlegung von Sparten

Wie aus einer von de Sanctis unterzeichneten Personalmitteilung hervorgeht, übernimmt der Retail-Mann Stoy die Verantwortung für das Geschäft mit einer vermögenderen Klientel. Das Wealth Management und das Private Banking in Deutschland werden demnach unter Stoys Leitung zusammengeführt.

Die Marke Wealth Management werde künftig nur noch bei der Betreuung außergewöhnlich wohlhabender Kunden weitergeführt, vermutlich, weil man diese umkämpfte Kundschaft nicht mit einer Veränderung verschrecken will. Der Niedersachse Stoy, der seine Karriere 1994 bei der Commerzbank begann, arbeitete fast ein Jahrzehnt bei der Bausparkasse BHW, bevor er 2006 zur Postbank wechselte. Dort arbeitete er sich vom Leiter Investor Relations zum Vorstand hoch, in den er 2017 berufen wurde.

Engere Verzahnung mit Unternehmensbank

Die Deutsche Bank, die sich im Segment der wohlhabenden Kunden bereits als Marktführer sieht, will ihre Marktposition ausbauen. De Sanctis hofft, durch die Zusammenführung beiden Bereiche Synergien zu heben. Auch soll der Bereich künftig enger mit der Unternehmensbank zusammenarbeiten, um deren Kunden sowohl privat als auch geschäftlich zu bedienen.

Das bislang bereits von Stoy verantworte Massengeschäft, indem sich die Deutsche Bank durch den Kauf der Postbank massiv verstärkt hat, wird umbenannt in Personal Banking Germany. Nach der Ende Juni abgeschlossenen Integration der Postbank-IT sieht die Deutsche Bank durch eine weitere Digitalisierung den Angaben zufolge großes wirtschaftliches Potenzial.

Nachfolgersuche läuft

Stoy soll diesen Bereich vorerst weiter leiten, bis ein Nachfolger gefunden ist, der an ihn berichten wird. Philip Gossow, der als Leiter Filialvertrieb derzeit bereits an Stoy berichtet, ist offenbar nicht für den Posten gesetzt. Im Group Management Committee, dem Führungsgremium unterhalb des Vorstands der Deutschen Bank, vertritt Stoy künftig beide Bereiche.

De Sanctis, der vor seiner Beförderung in den Vorstand das internationale Privatkundengeschäft verantwortete und in dieser Funktion an Karl von Rohr berichtete, hat es sich zum Ziel gesetzt, durch die Reorganisation des Privatkundengeschäfts die regionalen Besonderheiten innerhalb der Organisation stärker zu berücksichtigen, um das Ertragspotenzial voll auszuschöpfen. “Darüber hinaus werden wir in unseren Abläufen noch effizienter werden und Überschneidungen im gesamten Geschäftsbereich beseitigen, um Kapazitäten und Ressourcen freizulegen”, schreibt er an seine Mitarbeiter.

Drei neue Sparten im Ausland

In den drei verbleibenden Marktbereichen sind die Auslandsaktivitäten der Privatkundenbank neu zusammengefasst. Erwartungsgemäß hat de Sanctis deren Leitung drei Mitarbeitern anvertraut, die bereits in seiner alten Funktion an ihn berichteten. Den Bereich Private Bank Emerging Markets, in dem die Schwellenländer in Asien, dem Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika zusammengefasst sind, verantwortet demnach künftig Marco Pagliara.

Die Private Bank Italy, Spain & Belgium wird vom bisherigen Leiter des spanischen Privatkundengeschäfts, Inigo Martos, geführt. Anders als im Inland sind in dem Bereich das Massengeschäft und das Geschäft mit vermögenden Privatleuten zusammengefasst. De Sanctis zufolge soll das Team das Angebot für Entrepreneure in allen drei Märkten verstärkt nutzen und das Wealth Management und das Private Banking-Geschäft ausbauen.

Der Marktbereich Private Bank Central Europe & US soll künftig insgesamt 20 Märkte des Wealth Managements in den Vereinigten Staaten und in Europa abdecken. Mit der Leitung des Bereichs hat de Sanctis Arjun Nagarkatti betraut. Er soll die Vernetzung der vier regionalen Buchungszentren USA, Großbritannien, Luxemburg und Schweiz verbessern, um durch ein echtes Multi-Shore-Angebot Marktanteile zu gewinnen.

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