Regierungsberater Feld

Lindners Konter gegen die Koalitionspartner

Die SPD hat ihn als Ordnungsökonomen im Sachverständigenrat für Wirtschaft gefürchtet – nun setzt Finanzminister Lindner auf Lars Feld als Berater. Die Personalie ist auch ein Gegenpol zu den Grünen.

Lindners Konter gegen die Koalitionspartner

Von Angela Wefers, Berlin

Der Ökonom Lars Feld ist um ein visibles Beratungsmandat reicher. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat den Freiburger Wissenschaftler zum „Persönlichen Beauftragten des Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung“ bestellt. In dieser Rolle werde Feld den Minister bei der Bewertung makroökonomischer Fragen unterstützen, teilte das Ministerium mit. Lindner betont damit den ordnungspolitisch ausgerichteten Kurs der FDP in der Regierung. In der Ampel-Koalition setzt er damit einen Gegenpol zu den Grünen, die sich aus der Aktivistenszene beraten lassen. Außenministerin An­nalena Baerbock hatte dieser Tage die Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan zur Sonderbeauftragten für in­ternationalen Klimaschutz ge­macht und sogar in den Rang einer Staatssekretärin gehoben. Der SPD verpasste Lindner damit wenigstens einen Nadelstich: In der schwarz-roten Bundesregierung hatten die Sozialdemokraten 2021 eine Verlängerung des Mandats von Feld im renommierten Sachverständigenrat für Wirtschaft verhindert. Feld gehörte dem unabhängigen Beratungsgremium der Regierung zehn Jahre an und war zuletzt dessen Vorsitzender.

Ordnungspolitischer Kompass

„Stabile Staatsfinanzen und eine maßvolle Fiskalpolitik bilden die Grundpfeiler einer funktionierenden Sozialen Marktwirtschaft“, erklärte Lindner zur Berufung Felds. Kaum ein anderer Ökonom hierzulande hebe diesen Zusammenhang immer wieder so deutlich hervor. „Sein ordnungspolitischer Kompass ist klar“, unterstrich Lindner. „Ich schätze ihn für seine ordoliberale Grundüberzeugung.“ Feld wird nach Angaben des Ministeriums ehrenamtlich arbeiten. Er sei dem Minister direkt zugeordnet, habe kein Weisungsrecht gegenüber den Beschäftigten und werde auch kein Mitarbeiter des Ministeriums.

Feld ist seit 2010 Professor für Wirtschaftspolitik und Ordnungsökonomik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und Direktor des Walter-Eucken-Instituts. Seit 2003 ist er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Finanzministerium. Unter anderem berät er seit 2020 die durch die Tarifpartner besetzte Mindestlohnkommission wissenschaftlich und ist Sprecher des Kronberger Kreises, des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Marktwirtschaft. „Ich bleibe Wissenschaftler und berate den Minister als solcher unabhängig“, sagte Feld der Börsen-Zeitung. Die Funktion beim Finanzminister sei ebenso ehrenamtlich wie die Beratung im Wissenschaftlichen Beirat des Ministeriums oder in der Mindestlohnkommission.

Wie die neue Tätigkeit in Berlin mit den Aufgaben in der Universität und für das Eucken-Institut zu vereinbaren ist, muss die Praxis erweisen. Der Universität und dem Institut fühlt sich Feld umso mehr verpflichtet, nachdem er jüngst einen Ruf an das Institut für Höhere Studien nach Wien abgelehnt hatte. Die Rolle des Chefökonomen hat im Finanzministerium derzeit Jakob von Weizsäcker. Er leitet die Grundsatzabteilung, die auch internationale Wirtschaftspolitik abdeckt. Für die SPD saß Weizsäcker zuvor im Europaparlament. Olaf Scholz (SPD) hatte ihn als Bundesfinanzminister ins Haus geholt. Ein Nebeneinander der beiden unterschiedlich ausgerichteten Ökonomen ist wenig wahrscheinlich.

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