Bankensanierung

Lovaglio macht Monte dei Paschi heiratsfähig

Bankmanager Luigi Lovaglio hat die italienische Krisenbank Monte dei Paschi wieder auf Kurs gebracht. Nun liegt der Ball in Rom.

Lovaglio macht Monte dei Paschi heiratsfähig

Lovaglio macht Monte dei Paschi heiratsfähig

Von Gerhard Bläske, Mailand

Es schien wie ein Himmelfahrtskommando, das Luigi Lovaglio (68) im Februar 2022 übernahm, als er CEO der Monte dei Paschi di Siena (MPS) wurde. Auftrag: Die Bank retten. 21 Monate später hat er die Mission erfüllt. Der Manager gab sich selbstbewusst. „Monte dei Paschi gehört zu den besten Banken Italiens“, sagte er zur Vorstellung der Zahlen für das dritte Quartal. Mit einem Neunmonatsgewinn von 929 (i.V. minus 334) Mill. Euro ist das fünfgrößte Geldhaus des Landes auf Augenhöhe mit der Banca BMP und BPER, die Nummern 3 und 4. Für das Jahr 2024 soll wieder Dividende fließen.

Lovaglio hat seinen Strategieplan, den die meisten Experten für unrealistisch gehalten hatten, übererfüllt. Nach einer heiklen Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro im Herbst 2022 hat Lovaglio rund 4.000 der damals 21.000 Stellen abgebaut und so die Kosten kräftig gesenkt.

Etliche Rechtsstreite sind für die Bank positiv ausgegangen. Am 27. November entscheidet ein Berufungsgericht auch über den ehemaligen MPS-Präsidenten Alessandro Profumo, der zuvor wegen mutmaßlicher Bilanzfälschung und Marktmanipulationen verurteilt worden war. Sollte das Verfahren zu seinem Gunsten ausgehen, hellen sich die Perspektiven auch für die Bank auf.

Erst Spielball, jetzt Spieler

Monte dei Paschi war jahrzehntelang Spielball vor allem linker Politiker in der Toskana, hat nun aber Vertrauen zurückgewonnen. Die Ratingagentur Fitch hat die Bewertung gerade um zwei Stufen von "B+" auf "BBB" angehoben. Die Deutsche Bank empfiehlt nun den Kauf mit einem Kursziel von 41,10 Euro.

Der Aktienkurs stieg zuletzt deutlich. Der Börsenwert ist von 2,5 Mrd. Euro Ende Oktober 2022 auf 3,8 Mrd. Euro angeschwollen. Der italienische Staat, der das Institut 2017 mit einem Paket von 5,4 Mrd. Euro rettete und bei der Kapitalerhöhung noch einmal 1,6 Mrd. Euro lockermachte, kann bei einem Verkauf der Anteile wenigstens einen Teil zurückholen.

Monte dei Paschi ist privatisierungsfähig. Die Regierung hat UBS und Jefferies damit beauftragt, das Thema auf den Weg zu bringen. Da sich aktuell kein Kandidat findet, gilt der Verkauf eines Anteils von zunächst vermutlich 15% als wahrscheinlich. Damit würde Rom ein Signal nach Brüssel und an die EZB senden, die eine Privatisierung bis Ende April verlangen.

Ziehkind der Unicredit

Stefano Caselli, Dekan der Mailänder Bocconi School of Management, zeigte sich von Anfang an von den Fähigkeiten Lovaglios überzeugt. Der Süditaliener aus Potenza in Kalabrien verbrachte nach einem Wirtschaftsstudium in Bologna den Großteil seines Berufslebens bei Unicredit. Dort brachte er die später verkaufte polnische Bank Pekao auf Kurs. Gleiches gelang dem Fachmann als CEO des Credito Valtellinese (Creval).

In Italien wird spekuliert, in einem zweiten Schritt könnte es doch noch zur Bildung einer dritten Großbank mit MPS, BPER und BPM kommen, die mit einer Bilanzsumme von 516 Mrd. Euro allerdings auf Abstand zu den weit größeren Instituten Intesa Sanpaolo (947 Mrd. Euro) und Unicredit (826 Mrd. Euro) bliebe. Eine Fusion wäre im Sinne der Regierung in Rom – und für die Traditionsbank ein weiterer Kraftakt.

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