Bending Spoons

Luca Ferrari spielt Private Equity

Das italienische Tech-Unternehmen Bending Spoons hat mit dem Kauf der US-Videoplattform Vimeo einen neuen Coup gelandet. Zuvor hatte das Unternehmen unter Leitung von Mitgründer und CEO Luca Ferrari bereits WeTransfer, Komoot und Meetup erworben.

Luca Ferrari spielt Private Equity

Italienisches Tech-Unternehmen

Luca Ferrari
spielt Private Equity

Mit dem Erwerb von Vimeo landet Spending Spoons einen neuen Coup

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Die Mitarbeiter der Videoplattform Vimeo sollten sich vielleicht schon mal nach einem möglichen neuen Job umschauen. Denn nach der Übernahme durch das italienische Tech-Unternehmen Bending Spoons für 1,4 Mrd. Dollar ist es nicht unwahrscheinlich, dass viele der 1.100 Beschäftigten demnächst die Kündigung erhalten könnten. So war es jedenfalls bei vielen anderen Akquisitionen der Italiener: Bei der Potsdamer Wander-App Komoot, bei der niederländischen WeTransfer oder bei der Notiz-App Evernote.

Bending Spoons ist einer der größten europäischen Entwickler und Betreiber mobiler Apps – und vor allem durch Übernahmen gewachsen, zu denen neben den bereits Genannten auch die Event-Plattform Meetup zählt. Nun kommt also noch die an der Nasdaq notierte Vimeo hinzu, die bis Ende des Jahres von der Börse genommen werden soll.

Die Entwicklung von Bending Spoons ist spektakulär. Gegründet wurde das Unternehmen 2013 in Kopenhagen von dem Ingenieur Luca Ferrari (40) und vier weiteren Partnern. Ferrari, der nach seinem Studium in Padua in der dänischen Hauptstadt einen weiteren Abschluss gemacht hat, war dort schon zuvor mit Evertale gescheitert, einer Art digitalem Tagebuch, das über KI gesteuert wurde. „Nebenbei“ hatte er bei McKinsey gearbeitet.

Ferrari und seine Mitgründer ließen sich nicht entmutigen. Bei Bending Spoons entwickelten sie App-basierte Dienstleistungen und kauften bereits etablierte Anbieter dazu. „Unser Ziel ist es, Unternehmen zu erwerben, ihr Potenzial zu entwickeln und sie langfristig zu behalten“, sagt er. Dabei setzt er auf radikale Kostensenkungen und deutlich höhere Preise für die Nutzer. 80% der Projekte scheitern. Das galt etwa für die italienische Covid-Tracking-App Immuni, die ein gewaltiger Fehlschlag war.

Seltenes italienisches Einhorn

Zuletzt lief es allerdings besser für Ferrari und Bending Spoons. Das Unternehmen gehört mittlerweile zu den wenigen italienischen Unicorns und ist laut Schätzungen sogar mehrere Milliarden Euro wert. In diesem Jahr soll der Umsatz bei mehr als 1 Mrd. Euro landen. Angeblich 300 Millionen Menschen nutzen jeden Monat Dienstleistungen des Unternehmens. Ferrari schließt einen Börsengang nicht grundsätzlich aus, wenn es hilft, sein Ziel zu erreichen: „Wir haben erst die Startlinie auf dem Weg zum Aufbau eines großartigen Unternehmens überschritten“, sagt der Mann, der nach eigenen Angaben 70 Stunden pro Woche arbeitet.

2015 zog Bending Spoons von Kopenhagen nach Mailand um. Er habe zeigen wollen, dass es selbst in Italien, wo eine echte Unternehmerkultur fehle, möglich sei, ein großes Tech-Unternehmen zu entwickeln, sagt Ferrari. In mehreren Finanzierungsrunden sammelte Bending Spoons seit Anfang 2023 etwa 1,2 Mrd. Dollar bei Investoren ein. Darunter befinden sich Ex-Tennis-Star Andre Agassi, Ex-Google-Chef Eric Schmidt, der Unternehmer Renzo Rossi (Diesel), Iliad-Chef Xavier Niel, aber auch der italienische Rapper Fedez sowie Baillie Gifford, BPM, BNP Paribas, J.P. Morgan und Intesa Sanpaolo.

Der Erfolg war Ferrari nicht in die Wiege gelegt. Er stammt aus einem kleinen Ort bei Verona. Seine Eltern waren Friseure. Das habe ihn gelehrt, am Boden zu bleiben und hart zu arbeiten, sagt der Mann, der schon als Kind davon geträumt haben will, etwas Dauerhaftes und Großes zu schaffen. Den Namen Bending Spoons hat er von dem Film „The Matrix“ abgeleitet, in dem ein Kind einen Löffel allein mit Gedanken verbiegen konnte. Als seine Vorbilder bezeichnet Ferrari Elon Musk, Jeff Bezos, Warren Buffet und Hermann Hesses Siddharta.