PERSONEN

M&A-Ernte fällt für AT&T-Chef aus

Von Stefan Paravicini, New York Börsen-Zeitung, 22.11.2017 Randall Stephenson dürfte an Thanksgiving in diesem Jahr wenig nach Erntedank zumute sein. Denn der CEO des US-Telekomkonzerns AT & T hat kurz vor dem staatlichen Feiertag am vierten...

M&A-Ernte fällt für AT&T-Chef aus

Von Stefan Paravicini, New YorkRandall Stephenson dürfte an Thanksgiving in diesem Jahr wenig nach Erntedank zumute sein. Denn der CEO des US-Telekomkonzerns AT & T hat kurz vor dem staatlichen Feiertag am vierten Donnerstag im November die Kunde erhalten, dass die Wettbewerbshüter des US-Justizministeriums Klage gegen die vor einem Jahr von Stephenson eingefädelte Übernahme des Medienkonzerns Time Warner eingereicht haben. Die Erfolgsaussichten für den 85 Mrd. Dollar schweren Deal, der inklusive Schulden näher an 110 Mrd. Dollar liegt, sind damit ungewiss, auch wenn Experten dem Konzern eine starke rechtliche Position attestieren.Der 57-Jährige, der seit Mai 2016 als 36. Präsident der US-Pfadfinder ein hohes Ehrenamt bekleidet, will für den Zusammenschluss kämpfen, hat aber nur noch Zeit bis Ende April, bis die Vereinbarung mit Time Warner ihren bindenden Charakter verliert. Interessenten für Premium-Inhalte wie die Sender CNN, HBO und TBS, die alle zum Portfolio von Time Warner gehören, gibt es viele, wie das aktuelle Werben um Assets von 21st Century Fox zeigt. Die vereinbarte Break-up Fee in Höhe von 500 Mill. Dollar für Time Warner wäre im Falle eines Scheiterns der Transaktion denn auch das geringste Problem für Stephenson.2011 scheiterte er mit Plänen für eine Übernahme von T-Mobile US an den Wettbewerbshütern. Neben einer vereinbarten Break-up Fee von rund 4 Mrd. Dollar musste AT & T außerdem Mobilfunkspektrum an die Tochter der Deutschen Telekom abgeben, was dem Konkurrenten neues Leben einhauchte. Auch damals kam die Nachricht der Kartellwächter kurz vor Thanksgiving, und die M&A-Ernte fiel aus. Vor zwei Jahren brachte Stephenson die Satellitensender von DirecTV in die Scheune. Doch erst mit Time Warner wäre das Feld für AT & T als integrierten Medien- und Telekomkonzern bestellt.Gelernt hat Stephenson das M & A-Handwerk unter anderen vom mexikanischen Milliardär Carlos Slim. Als Slim Anfang der Neunziger mit Unterstützung von Southwestern Bell den ehemals staatlichen mexikanischen Telekomkonzern Telmex übernahm und den Grundstein zu seinem Telekomimperium América Móvil legte, schickte das US-Unternehmen einen ambitionierten Nachwuchsmanager nach Mexiko, um die Entwicklung der Tochtergesellschaft zu begleiten. Die beiden wurden Freunde, und Stephenson hat heute wie Slim immer eine Liste potenzieller Übernahmekandidaten griffbereit. Landwirtschaft in OklahomaSeine Karriere bei Southwestern Bell startete Stephenson 1982, als das einst aus der 1880 gegründeten Southwestern gewachsene Monopol von AT & T nach einer Klage der US-Wettbewerbs gerade zurück in ihre Regionalgesellschaften aufgespalten wurde. Sein Bruder Kevin hatte ihm zuvor geraten, nach alternativen Karrieremöglichkeiten zum landwirtschaftlichen Betrieb des Vaters in Oklahoma zu suchen. Stephenson stieg rasch auf und wurde 2001 zum CFO berufen. Vier Jahre später firmierte Southwestern wieder in AT & T um, und 2007 wurde Stephenson an die Konzernspitze geholt.