PERSONEN

Manfred Schneider 75

Von Annette Becker, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 20.12.2013 Die Tage, in denen Dr. Manfred Schneider in einschlägigen Studien zum mächtigsten Aufseher der Republik gekürt wurde, sind vorbei. Ernannte die Deutsche Schutzvereinigung für...

Manfred Schneider 75

Von Annette Becker, DüsseldorfDie Tage, in denen Dr. Manfred Schneider in einschlägigen Studien zum mächtigsten Aufseher der Republik gekürt wurde, sind vorbei. Ernannte die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den langjährigen Vorstandschef von Bayer 2011 noch zum “wichtigsten Aufsichtsrat im Dax”, reichte es 2013 nur noch für Rang 5. Ein Umstand, der schlichtweg dem Alter geschuldet ist, vollendet Schneider doch am 21. Dezember sein 75. Lebensjahr. Folgerichtig hat er sich aus einigen Kontrollgremien, etwa bei Daimler und Bayer, zurückgezogen.Doch weniger Mandate – Schneider steht heute nur noch den Aufsichtsgremien der Dax-Werte RWE und Linde vor – bedeutet nicht automatisch weniger Arbeit, wie Schneider im zu Ende gehenden Jahr erfahren durfte. Beim Industriegasehersteller Linde etwa galt es eine Nachfolgelösung für den 2014 scheidenden Wolfgang Reitzle zu präsentieren. Um den Übergang an der Vorstandsspitze reibungslos zu gestalten, hatte sich Schneider daher auch in der Hauptversammlung dieses Jahres zur Wiederwahl gestellt. Als ausgemachte Sache gilt indes, dass der promovierte Betriebswirt seinen Stuhl räumt, wenn Reitzles Abkühlphase 2016 beendet ist.Bei RWE, wo sich Schneider 2009 nach dem überraschenden Rücktritt von Thomas Fischer als Aufsichtsratsvorsitzender in die Pflicht nehmen ließ, ist Schneider dagegen mit anderen Problemen konfrontiert, sind für die deutschen Stromversorger im Zuge der ausgerufenen Energiewende doch wirtschaftlich harte Zeiten angebrochen. Nachdem die Essener im Herbst einen umfangreichen Personalabbau angekündigt hatten, soll es nun auch dem Vorstand ans Portemonnaie gehen. Doch Schneider, der im Auftritt einem Elder Statesman gleicht, hat in seinem ereignisreichen Arbeitsleben schon andere Herausforderungen gemeistert. Und dass der Manager, der sein gesamtes Berufsleben bei Bayer verbrachte, auch Grenzen zu ziehen versteht, bewies er 2008 als Aufseher beim Handelskonzern Metro. Dort legte er nach dem Vorstandswechsel von Hans-Joachim Körber auf Eckhard Cordes, der zugleich auch Vorstandschef des Metro-Großaktionärs Haniel war, sein Mandat nieder. Ein Leben für BayerGeprägt hat den gebürtigen Bremerhavener zweifelsohne seine berufliche Karriere bei Bayer. 1966 eingetreten führte ihn der Weg über verschiedenste Positionen bis in den Vorstand, in den er 1987 bestellt wurde. Fünf Jahre später trat er die Nachfolge von Hermann Josef Strenger als Vorstandsvorsitzender an. 2002 reichte er den Stab an Werner Wenning weiter und blieb seinem Unternehmen fortan als Aufsichtsratsvorsitzender treu. Erst 2012, nachdem Wenning das Cooling-off absolviert hatte, trat Schneider offiziell von der Bayer-Bühne ab.