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Marchionne denkt über Rückzug nach

tkb - Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne, der am morgigen Sonnabend seinen 65. Geburtstag feiert, denkt nach 14 Jahren an der Spitze des italienischen Autobauers zunehmend über seinen Rückzug nach. Anfang 2019 soll wohl Schluss sein und ein...

Marchionne denkt über Rückzug nach

tkb – Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne, der am morgigen Sonnabend seinen 65. Geburtstag feiert, denkt nach 14 Jahren an der Spitze des italienischen Autobauers zunehmend über seinen Rückzug nach. Anfang 2019 soll wohl Schluss sein und ein Nachfolger dann aus den konzerneigenen Reihen kommen. Bis dahin will er auch den eingeleiteten Schuldenabbau abgeschlossen haben. Finanzexperten zeigen sich allerdings skeptisch, ob der Schuldenabbau umgesetzt werden kann.Zudem scheint die Beziehung zu FCA-Präsident John Elkann zu kriseln. Das Mitglied der Agnelli-Familie hatte einen wesentlichen Anteil daran, dass Marchionne 2003 zu dem kriselnden italienischen Autobauer Fiat stieß. Angeblich soll die Chemie zwischen beiden seit zwei Jahren aber nicht mehr stimmen.Nicht hilfreich für die Beziehung sind sicher zahlreiche Probleme, die Fiat begleiten. Über FCA hängt etwa das Damoklesschwert einer Milliardenstrafe wegen des Abgasbetrugs mit Dieselmotoren. Zudem wurden neu auf den Markt gebrachte Fahrzeuge wie Chrysler 200 oder Dodge Dart 2016 nur wenige Jahre nach ihrer Präsentation schon wieder vom Markt genommen. Während andere Pkw-Bauer in der jüngeren Vergangenheit Kooperationsverträge geschlossen haben, macht FCA im Alleingang weiter. Bei der Zusammenarbeit mit Google handelt es sich um ein rein kommerzielles Abkommen. In der Branche, so scheint es, will niemand mit Marchionne verhandeln. Angeblich ist Elkann gewillt, persönlich Kontakte mit Wolfsburg aufzunehmen. Er soll dabei von Gerardo Bragiotti (Gründer der Banca Leonardo) flankiert werden.Marchionnes Probleme könnten auch darauf zurückgehen, dass der 1952 in Chieti (Mittelitalien) geborene FCA-Chef nur als Seiteneinsteiger ins Autogeschäft kam. Mit seinen Eltern wanderte er als 14-Jähriger ins kanadische Toronto aus. Dort studierte er Philosophie, Betriebs- und Rechtswissenschaften. Zunächst entschied er sich zu einer Karriere als Wirtschaftsprüfer, trat 1983 bei Deloitte & Touche ein und wechselte später zum Verpackungsunternehmen Lawson Mardon Group, wo er 1992 zum Finanzchef avancierte. Nachdem das Unternehmen 1994 von Alusuisse Lonza (Algroup) übernommen wurde, avanciert er 1997 zum CEO von Alusuisse. Mit 50 Jahren wurde er zum CEO der Société Générale de Surveillance (SGS) in Genf berufen und sanierte das angeschlagene Unternehmen. Dort lernte er schließlich Fiat-Großaktionär Umberto Agnelli kennen.Marchionne hat den Ruf, ein exzellenter Verhandlungstaktiker und ein versierter Finanzfachmann zu sein. Mit diesen beiden Eigenschaften hatte er Fiat vor dem Untergang gerettet. Es gelang ihm etwa, aus dem einst vom ehemaligen Fiat-Präsidenten Paolo Fresco mit GM unterzeichneten Kooperationsabkommen Kapital zu schlagen. 2 Mrd. Euro musste GM zahlen, nachdem der Konzern aus der Kooperation mit Fiat ausgestiegen war. Damit finanzierte Turin die Restrukturierung des Krisenkonzerns. Ein weiterer Erfolg des Managers war, den angeschlagenen US-Autokonzern Chrysler mit geringem Finanzaufwand zu übernehmen.