Nach wochenlangen Spekulationen herrscht nun Klarheit, wer das Erbe des Anfang Juni verstorbenen früheren italienischen Premierministers und Unternehmers Silvio Berlusconi antritt. Wenig überraschend sind es seine Kinder aus erster Ehe, Marina (56) und Pier Silvio (54), die künftig mit 61% die Mehrheit an der Familienholding Fininvest halten werden. Die drei Kinder aus zweiter Ehe, Barbara (37), Eleonora (36) und Luigi (33), die bisher 21,4% der Anteile kontrollierten, bekommen weitere Anteile und Vermögenswerte. Die Entscheidung wurde nach der Testamentseröffnung am Mittwoch, die unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, am Donnerstag vor Eröffnung der Börse in Mailand bekannt.

Fininvest kommt auf einen Umsatz von 4 Mrd. Euro und einen Nettogewinn von 200 Mill. Euro. Wertvollste Beteiligung ist mit 1,8 Mrd. Euro der 30-prozentige Anteil an der Bank Mediolanum, die insgesamt mit 6 Mrd. Euro bewertet wird.

Dazu kommen 53,3% am Verlagshaus Mondadori, das auf eine Kapitalisierung von 560 Mill. Euro kommt, sowie 50% am ProSiebenSat.1-Großaktionär Media for Europe, dessen Börsenwert bei fast 900 Mill. Euro liegt. Dazu kommen das Mailänder Teatro Manzoni und der Serie-A-Fußballclub AC Monza, der angeblich vor einem Verkauf an griechische Investoren steht.

Silvio Berlusconi übte bis zuletzt die Kontrolle über das komplexe Firmengeflecht aus, zu dem neben Fininvest auch eine Immobiliengesellschaft sowie eine Vielzahl von Villen und großen Anwesen, Gemälden, Autos, Jachten und anderen Besitztümern gehören. Er kontrollierte 61% der Fininvest-Anteile. Sein Gesamtvermögen wurde auf bis zu 7 Mrd. Euro geschätzt. Wie das Vermögen außerhalb von Fininvest verteilt wird, ist im Detail unklar. 60% davon erhalten Marina und Pier Silvio. In einem separaten Dokument wird festgehalten, dass Silvio Berlusconis letzte Lebensgefährtin, die 53 Jahre jüngere Marta Fascina, und sein Bruder Paolo jeweils 100 Mill. Euro erben. Sein langjähriger Vertrauter, der oft als Mafia-Mittelsmann bezeichnete Marcello Dell’Utri, bekommt 30 Mill. Euro.

Große Überraschungen bei der Erbverteilung gab es nicht. Die Familie bemühte sich nach außen um Geschlossenheit. Marina Berlusconi, Chefin von Mondadori und Präsidentin von Fininvest, unterstrich, dass keiner der Nachkommen allein die Kontrolle ausüben kann. Bruder Pier Silvio steht an der Spitze von Media for Europe und schloss sowohl einen Verkauf des Medienkonzerns als auch (vorerst) eine politische Karriere aus.