Vermögensverwaltung

Marktenthusiast Flossbach feiert Geburtstag

Mittlerweile ist die mediale Präsenz von Bert Flossbach, Mitgründer und Vorstand der Fondsgesellschaft Flossbach von Storch, ein Selbstläufer. Die Wirtschaftspresse fragt den extrovertierten Markt­enthusiasten immer wieder zu allen möglichen...

Marktenthusiast Flossbach feiert Geburtstag

Von Jan Schrader, Frankfurt

Mittlerweile ist die mediale Präsenz von Bert Flossbach, Mitgründer und Vorstand der Fondsgesellschaft Flossbach von Storch, ein Selbstläufer. Die Wirtschaftspresse fragt den extrovertierten Markt­enthusiasten immer wieder zu allen möglichen Themen, und Flossbach haut auch gern einen raus. Etwa zur Taxonomie, dem Mammutprojekt der EU zur Klassifizierung nachhaltiger Unternehmen und Geschäftszweige: „Die Taxonomie versucht nicht nur, gute von schlechter Kunst zu trennen, sondern Künstler durch ‚Malen nach Zahlen‘ zur Schaffung schöner Gemälde anzuleiten“, spottete er zu Jahresbeginn in einem Beitrag der Firma, der Widerhall fand. Es gebe keine allgemeingültige Bauanleitung für die Auswahl von Einzel­titeln, zeigt er sich überzeugt.

Als sich wiederum vor einigen Monaten eine Schar an Kleinanlegern auf die Aktie der Computerspiel-Ladenkette Game­stop stürzte, um den Kurs in die Höhe zu treiben und um so Leerverkäufern einen Strich durch die Rechnung zu machen, erkannte Flossbach in der medialen Darstellung ein Zerrbild. Leerverkäufer werden nach seiner Auffassung mitunter moralisch in Frage gestellt, obwohl sie doch am Kapitalmarkt eine wichtige Funktion erfüllen und den Finger in die Wunde legen. Politisch schließlich zeigt sich Flossbach flexibel, verglich wegen der Bundestagswahl die Parteiprogramme mit Hilfe eines Punktesystems und entschied sich, FDP und Grüne mit Parteispenden zu unterstützen, wie er dem „Kölner­ Stadtanzeiger“ verriet. Flossbach genießt die Narrenfreiheit, die er als unabhängiger Vermögensverwalter besitzt.

Den Kopf voller Ideen

Mit seinem Freund und beruflichen Weggefährten Kurt von Storch hat er eine beachtliche Leistung vollbracht: Das Duo hat eine unabhängige Fondsgesellschaft groß gemacht, während sich andere einflussreiche Fondsadressen üblicherweise in den Händen von Banken oder Versicherern befinden. Dabei hat sich Flossbach von Storch heute vor allem auf Mischfonds spezialisiert. Die Fondsvarianten des „Multiple Opportunities“ sind seit vielen Jahren im Vertrieb ein Hit und bringen heute zusammen 39 Mrd. Euro auf die Waage. Inklusive weiterer Fonds und einer Vermögensverwaltung, die mit „One“ auch eine digitale Variante hat, steuert die Gesellschaft mit Sitz in Köln heute mit rund 280 Beschäftigten mehr als 75 Mrd. Euro. Bis heute führt Flossbach regelmäßig ein dickes Buch für Notizen mit sich herum, in dem er Zeitungsartikel festhält, Gedanken zu den Märkten notiert oder Beobachtungen aufschreibt. Flossbachs Kopf ist voller Ideen, über die er gerne spricht und die er gerne weiterspinnt. Mit seinem Naturell hebt er sich von seinem Geschäftspartner von Storch ab, der im Gespräch seinem Freund oft den Vortritt lässt, das ein oder andere ergänzt, ansonsten aber nach außen deutlich ruhiger ist. Kapitalmärkte faszinieren Flossbach, der auch, so wird über ihn erzählt, schon mal zu Heiligabend vom heimischen Bloomberg-Terminal Entscheidungen trifft, wenn die Börse wieder einmal bebt.

Kennengelernt haben sich Flossbach und von Storch im Studium an der Universität in Köln, und zwar im Rahmen eines Börsenspiels – wie sonst! Nach der damaligen Seminarraumnummer 110 haben sie später die Kantine ihres Unternehmens benannt, das im Kölner Triangle-Hochhaus auf der anderen Rheinseite gegenüber dem Dom residiert. Heute führen die Weggefährten, die beide in einer Unternehmerfamilie aufgewachsen sind, auch die Flossbach von Storch Stiftung, die sich für Finanzbildung einsetzt.

Im Beruf machte das Duo zunächst bei unterschiedlichen Adressen Station, unter dem Dach von Goldman Sachs trafen sie sich jedoch wieder und bereiteten daraufhin ihre Selbstständigkeit vor. 1999 nahm die heutige Gesellschaft ihr Geschäft auf. Als Schub erwies sich der Kursrutsch an den Börsen in der Finanzkrise, von dem sich „Multiple Opportunities“ relativ schnell erholt hat und somit leichter auf den Verkaufslisten im Vertrieb einen Platz fand.

Im Triangle-Hochhaus bleibt es in den kommenden Tagen vermutlich ruhig – wie genau Flossbach seinen 60. Geburtstag am Montag feiern wird, ist auf Nachfrage nicht zu erfahren. So gerne Flossbach in der Öffentlichkeit auftritt, so zurückhaltend ist er mit Einblicken in sein Privatleben. Amtsmüde sei er, so ist zu hören, noch lange nicht. Das würde ihm auch kaum jemand glauben.

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