Kabelnetzbetreiber

Markus Oswald muss für Tele Columbus die Kohlen aus dem Feuer holen

Markus Oswald steht als CEO von Tele Columbus vor der Herausforderung, mit knappen Mitteln mehr Tempo zu machen. Das Kabelnetz verliert an Attraktivität, die Kunden wollen Glasfaser.

Markus Oswald muss für Tele Columbus die Kohlen aus dem Feuer holen

Tele-Columbus-CEO macht Tempo

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Markus Oswald hat als CEO von Tele Columbus nicht gerade einen der begehrtesten Jobs in der Branche. Der Manager, der Anfang des Jahres, am 1. Februar, den Stab von Daniel Ritz übernommen hat, ist geholt worden, um die „Fiber-Champion-Strategie“ seines Vorgängers fortzusetzen und den Berliner Kabelnetzbetreiber mit dem Ausbau eines hochmodernen Glasfasernetzes zukunftssicher auszurichten. Allerdings musste der Manager bald feststellen, dass für die geplanten Investitionen von 2 Mrd. Euro binnen zehn Jahren die bilanzielle Tragfähigkeit fehlte.

Alarmglocken bei Gläubigern

Der Kabelnetzbetreiber, der auf eine wechselhafte Geschichte zurückblickt, bei der nicht zum ersten Mal eine Restrukturierung der Schulden nötig war, um eine Pleite zu vermeiden, ächzt unter Verbindlichkeiten von rund 1,1 Mrd. Euro. Bei den Gläubigern läuten schon länger die Alarmglocken, denn sowohl Standard & Poor‘s als auch Fitch führen die Verbindlichkeiten unter „CCC“ und warnen vor einem erhöhten Ausfallrisiko. Die Schulden dürften zum Jahresende das 8-Fache des bereinigten operativen Ergebnisses vor Abschreibungen (Ebitda) übersteigen, heißt es.

„Umsatzverlagerung“

Das liegt vor allem daran, dass das Geschäft nicht läuft. Offiziell spricht Tele Columbus im jüngsten Quartal von einer „Umsatzverlagerung“ von TV hin zu Internet und Telefonie, aber im Kern bedeutet dies, dass der Umsatz stagniert. Oswald, der zuvor bei Vodafone den Bereich Immobilienwirtschaft geleitet hat und zuvor von Kabel Deutschland zu dem Mobilfunkriesen stieß, kennt das Kabelgeschäft aus dem Effeff. Er konnte daher auch etwas an der Sparschraube drehen; das sogenannte „normalisierte Ebitda“ stieg im dritten Quartal um 5,2%. Dennoch konnte Tele Columbus die Schulden nicht bedienen und brauchte eine Kapitalspitze des Großaktionärs Morgan Stanley Infrastructure sowie ein neues Abkommen mit den Gläubigern, um der Pleite zu entkommen.

Geduldsprobe

Oswald, der bei Vodafone „ in den Bereichen Business-to-Consumer und Wohnungswirtschaft, die für die Strategie besonders entscheidend sind, (…) beeindruckende Erfolge besonders im Marketing und Vertrieb“ aufzuweisen habe, wie sich Aufsichtsratschef Marc van‘t Noordende bei seiner Bestellung äußerte, steht vor der Herausforderung, mit knappen Mitteln mehr Tempo zu machen. Denn das ebenfalls mit viel Geld aufgerüstete Kabelnetz hat gerade in der Wohnungswirtschaft an Attraktivität verloren. Die Gesellschaften wollen zukunftssichere Glasfaser. Der gebürtige Rheinländer, der Wirtschaftswissenschaften in Duisburg und Sheffield studiert hat, muss nicht nur Gläubiger, sondern auch Großkunden um Geduld bitten.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.