po – Aufstieg und Fall liegen mitunter eng beieinander. Der langjährige VW-Konzernchef Prof. Martin Winterkorn hat das am eigenen Leib erfahren. Volkswagen-Übervater Ferdinand Piëch hatte ihn für den geschassten Bernd Pischetsrieder 2007 zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Wolfsburger Autobauers gemacht. Anfang 2015 entzog ausgerechnet der Ziehvater Winterkorn das Vertrauen mit dem Satz “Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.”Über die wahren Gründe des Auseinanderlebens dieser beiden Autonarren wird noch immer gerätselt. Seinerzeit ob der vermuteten Allmacht des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Piëch überraschend konnte sich Winterkorn im Sessel halten – Piëch trat von allen Ämtern zurück. Und Anfang September 2015 beschloss das Präsidium des VW-Aufsichtsrats einstimmig, den damals schon 68-Jährigen noch zwei weitere Jahre bis Ende 2018 im Amt zu halten.Zu dieser Vertragsverlängerung ist es bekanntlich nicht gekommen, denn wenige Wochen später musste der studierte Materialwissenschaftler, in der Belegschaft als Qualitätstreiber und Perfektionist geschätzt und gefürchtet, die Verantwortung für den Diesel-Abgasskandal übernehmen und zurücktreten. “Ich tue dies im Interesse des Unternehmens, obwohl ich mir keines Fehlverhaltens bewusst bin”, ließ er seinerzeit verlauten.Das Präsidium des Aufsichtsrats stellte ihm seinerzeit “mit großem Respekt” einen “Persilschein” aus: “Die Mitglieder des Präsidiums stellen fest, dass Herr Prof. Dr. Winterkorn keine Kenntnis hatte von der Manipulation von Abgaswerten.” Seither wird geprüft, ob und wie man in Sachen Dieselskandal Führungskräfte in Regress nehmen könnte. Im Falle Winterkorn, der im Januar vor dem Abgas-Untersuchungsausschuss des Bundestages zur Aufklärung der Affäre nichts Substanzielles beitragen konnte oder wollte, dürfte es mit dem Freibrief schwierig werden, Schadenersatz einzufordern. Morgen vollendet Winterkorn sein 70. Lebensjahr.