PERSONEN

Ménage à trois bei Clariant

Von Daniel Zulauf, Zürich Börsen-Zeitung, 28.10.2017 "I am the CEO Hariolf Kottmann." Der hörbar enervierte Clariant-Chef ließ auch am Freitagmorgen in einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz keine Zweifel darüber aufkommen, wer beim Basler...

Ménage à trois bei Clariant

Von Daniel Zulauf, Zürich”I am the CEO Hariolf Kottmann.” Der hörbar enervierte Clariant-Chef ließ auch am Freitagmorgen in einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz keine Zweifel darüber aufkommen, wer beim Basler Chemiekonzern der Herr im Haus ist. Von personellen Konsequenzen, die das Scheitern der Fusion mit dem US-amerikanischen Wettbewerber Huntsman doch realistischerweise nach sich ziehen könnte, will der forsche deutsche Manager mindestens öffentlich rein gar nichts wissen. Er sehe keinen Grund, das Unternehmen nun zu verlassen, betonte Kottmann im Wissen, dass seine Strategie im offenen Widerspruch zum nunmehr größten Aktionär steht.Vehement beharrte er am Freitag auch auf dem Standpunkt, dass die Fusion mit Huntsman die zurzeit “beste verfügbare Option” für Clariant sei.Nach der erzwungenen Auflösung der Verlobung preist Clariant nun die Rückkehr auf den ursprünglichen Pfad: “Verwaltungsrat, CEO und Geschäftsleitung werden sich nun weiter auf unsere bewährte Strategie konzentrieren, um unsere Marktposition als global führendes Spezialchemieunternehmen weiter auszubauen”, lässt sich der Verwaltungsratspräsident Rudolf Wehrli in der Pressemitteilung zitieren. Der 68-Jährige hätte im Zuge der Fusion eigentlich in den Ruhestand wechseln sollen, um den Vorsitz des Kontrollgremiums an Kottmann übergeben zu können. Wie motiviert die beiden Protagonisten noch sind, ihre Rollen trotzdem – wie bisher – weiterzuspielen, bleibt vorerst ihr Geheimnis.Auf die Frage, welche Optionen Clariant nun offenblieben, sagte Kottmann, man könne – wie schon vor der Fusion – den Weg als eigenständiges Unternehmen weitergehen, die Option eines Zusammenschlusses unter Gleichen weiterverfolgen oder eine große Übernahme tätigen. Eine Übernahme durch einen Konkurrenten hält der CEO aber offenbar nach wie vor für unrealistisch. “Dass Clariant ein Übernahmekandidat sei, hören wir seit fünf Jahren, aber noch nie hat uns jemand ein konkretes Angebot unterbreitet, auch nicht, als der Aktienkurs noch bei 12 sfr notierte.” Am Freitag schlossen Clariant bei 25 sfr.Das Beharren auf der unternehmerischen Selbstständigkeit passt zu dem nicht gerade unterentwickelten Ego Kottmanns. Den bösen Zungen, die in den vergangenen Monaten hinter vorgehaltener Hand behauptet hatten, die Fusion sei mitunter ein Werk der Selbstverwirklichung als künftiger Verwaltungsratspräsident, entgegnete er im Interview mit dieser Zeitung vor einigen Wochen aber in aller Entschiedenheit: “Das ist absoluter Schmarren. Ich habe meine persönlichen Interessen in meinem ganzen Berufsleben immer zugunsten der Firma zurückgestellt, für die ich verantwortlich war. Es ist absurd zu glauben, zwei Firmen konstruieren eine solche Fusion, damit ein Manager persönlich vorsorgen kann. Mich muss niemand versorgen. Ich bin intellektuell und finanziell komplett unabhängig. Ich kann mir ein Leben ohne Clariant jederzeit vorstellen. Machen Sie sich um mich keine Sorgen.”Man darf gespannt sein, was die Ménage à trois zwischen einem verhinderten und einem an der Pensionierung gehinderten Verwaltungsratspräsidenten und einem unwillkommenen Großaktionär ergeben wird.