Neubesetzung im Management

Merck tauscht überraschend CFO aus

Helene von Roeder, die gerade erst ihren Abschied von Vonovia bekanntgegeben hat, wird Finanzchefin von Merck. Sie folgt auf Marcus Kuhnert, der noch ein Jahr für die Familiengesellschafter des Dax-Unternehmens arbeiten wird.

Merck tauscht überraschend CFO aus

Merck tauscht überraschend
den Finanzchef aus

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt
swa Frankfurt

Der Pharma- und Life-Science-Konzern Merck gibt das Finanzressort in neue Hände. Der langjährige CFO Marcus Kuhnert (geboren 1968) habe sich entschieden, zum 30. Juni 2023 zurückzutreten, teilte der Dax-Konzern mit. Nachfolgerin wird zum 1. Juli Helene von Roeder (52), die erst kürzlich ihren Abschied aus dem Vorstand des Immobilienkonzerns Vonovia bekanntgegeben hatte.

Kuhnert, seit neun Jahren im Amt, werde das Familienunternehmen nicht verlassen, sondern bis Ende Juli kommenden Jahres weiterhin als Vorstandsmitglied der E. Merck KG arbeiten. In dem Unternehmen haben die Familiengesellschafter ihre Interessen gebündelt. Kuhnert ist damit nicht mehr operativ tätig, sondern strategisch. Ob er parallel zu dieser Aufgabe bei Merck einen anderen Job annehmen darf, dazu äußerte sich Merck nicht, genauso wenig wie zu der Frage, wie lange Kuhnerts Vertrag in der Geschäftsleitung noch gelaufen wäre. Dem Vorstand der E. Merck gehören neben gewählten Mitgliedern die Vorsitzenden des Familien- und Gesellschafterrates an sowie der Vorsitzende der Geschäftsleitung und das für Finanzen zuständige Geschäftsleitungsmitglied der Merck KGaA – aktuell aus der KGaA also Merck-Chefin Belén Garijo (62) sowie Kuhnert – und künftig auch die designierte neue Finanzchefin von Roeder.

Für von Roeder ist Merck kein unbekanntes Unternehmen, sitzt die ehemalige Investmentbankerin doch seit 2019 im Aufsichtsrat der Merck KGaA und im Gesellschafterrat der E. Merck und ist Vorsitzende des Prüfungs- und Finanzausschusses. Mit ihrer Ernennung zur Finanzchefin sei sie von diesen Ämtern zurückgetreten. Auch familiär gibt es eine Informationsbasis, war doch von Roeders Onkel Karl-Ludwig Kley von 2007 bis 2016 CEO von Merck.

“Umfangreiche Expertise”

Die neue Finanzchefin ist studierte Physikerin, startete ihre Karriere 1995 bei der Deutschen Bank, um dann 23 Jahre lang für verschiedene Investmentbanken international tätig zu sein – darunter UBS, Credit Suisse und Morgan Stanley. Im Jahr 2018 wechselte sie in die Immobilienwirtschaft und wurde Finanzchefin des Wohnungskonzerns Vonovia. Nach dem Zusammenschluss mit dem Immobilienkonzern Deutsche Wohnen musste sie den Platz räumen und arbeitete seit 2021 als Chief Transformation Officer im Vorstand weiter. Von Roeder ist auch Mitglied in der Kodex-Kommission, die Standards für gute Unternehmensführung und -kontrolle entwickelt. Bei Merck wird die breite Kompetenz der Managerin hervorgehoben. “Sie bringt umfangreiche Expertise im Investment Banking, Kapitalmarkt und der Finanzindustrie als solches mit, gepaart mit der natürlichen Neugierde einer Physikerin. Ihre langjährige Verbindung zu Merck und ihre Erfahrung als Teil unserer Gremienstruktur werden für einen reibungslosen Übergang und Stabilität sorgen“, sagt Johannes Baillou, Vorsitzender des Gesellschafterrats der E. Merck KG.

Über die Hintergründe des Rücktritts von Kuhnert hält sich Merck bedeckt. Er hat als CFO die Finanzierung großer Übernahmen orchestriert, darunter den Kauf des US-Laborspezialisten Sigma-Aldrich für 17 Mrd. Dollar und den Erwerb des Halbleiterzulieferers Versum für 6,5 Mrd. Dollar, womit Merck ihr Portfolio grundlegend stärkte. Vor seinem Eintritt bei Merck 2014 war der promovierte Wirtschaftsingenieur viele Jahre für den Konsumgüterkonzern Henkel in leitenden Positionen aktiv. Als Stimme der Gesellschafter hob Baillou Kuhnerts “Führungsqualitäten, sein Engagement und seine Business-Expertise” hervor, womit er “die starke finanzielle Position der Gruppe gesichert” habe. “So konnten wir die transformativen Chancen ergreifen, die Merck größer, stärker und mutiger gemacht haben. Wir danken ihm für seinen großartigen Beitrag und wünschen ihm alles Gute für seinen weiteren Weg“, würdigte Baillou den Manager.

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