Ex-CEO von Deutsche Wohnen

Michael Zahn 60

Eigentlich sollte Michael Zahn nach der Übernahme von Deutsche Wohnen als stellvertretender Vorstandschef des Erwerbers Vonovia weitermachen. Stattdessen ging der Manager, der 60 Jahre alt wird, er in die Beraterszene.

Michael Zahn 60

Michael Zahn 60

hek Frankfurt

Nach seinem überraschenden Abschied von Deutsche Wohnen/Vonovia ist es stiller geworden um Michael Zahn. Das bedeutet aber nicht, dass er sich aus der Immobilienbranche zurückgezogen hat. Zahn ist, wie andere vor ihm, auf die Beraterseite gewechselt. Er arbeitet heute für eine neue Plattform namens Hystake Investment Partners, die zu Unternehmens-, Investment- und ESG-Strategien berät, Trans­ak­tio­nen, Restruk­tu­rie­run­gen und Refi­nan­zie­rungen begleitet sowie bei der Neu­jus­tie­rung von Port­fo­li­os und Finanzierungsstrukturen unterstützt. Bei Hystake fungiert Zahn als einer von vier Managing-Partnern.

Eigentlich war geplant, dass der Manager nach der Übernahme von Deutsche Wohnen zum Erwerber Vonovia wechselt. Dort war ein Platz als stellvertretender Vorstandschef für ihn reserviert. Doch Zahn überlegte es sich anders. Er verzichtete auf den Wechsel an die Seite von Vonovia-CEO Rolf Buch. "Mir ist bewusst geworden, dass ich nach 14 Jahren als Vorstandsvorsitzender der Deutsche Wohnen die Integration nicht so unbefangen und sachlich hätte vorantreiben können, wie es meinen eigenen Anforderungen entspricht", ließ er vor eineinhalb Jahren wissen.

Erst feindlich, dann freundlich

Dieser Satz lässt ahnen, dass ihm der Verlust der Eigenständigkeit mehr geschmerzt haben dürfte als öffentlich erkennbar war. 2015/16 konnte er eine feindliche Übernahmeattacke von Vonovia noch abwehren, doch im Frühjahr 2021 ließ er sich auf einen – nun freundlichen – Zusammenschluss ein. Schließlich war die Offerte 18 Mrd. Euro schwer. Den Abschied versüßte ihm sein Arbeitgeber mit einem 18,3 Mill. Euro schweren Vergütungspaket, darunter 7,3 Mill. Euro Abfindung. Der durch diverse Akquisitionen, allen voran die Übernahme von GSW Immobilien, und den ungeahnten Höhenflug der Wohnungspreise, der die Bestands- und Unternehmensbewertungen nach oben katapultierte, angetriebene Aufstieg von Deutsche Wohnen führte bis in den Dax. Das Vorhaben, den Konkurrenten LEG zu schlucken, scheiterte aber.

Der Volkswirt, der in Freiburg studierte, kam über die Gehag zu Deutsche Wohnen. Der Geschäftsführer zog im September 2007 in das Führungsgremium des Unternehmens ein, wurde alsbald Vorstandssprecher und stieg im Dezember 2008 zum Firmenchef auf. Damals bewegte sich der Börsenwert von Deutsche Wohnen bei vergleichsweise mickrigen 250 Mill. Euro.

Feindbild für Mieterproteste

In der aufgeheizten Diskussion um Wohnungsnot und "Mietenwahnsinn" wurden Deutsche Wohnen und ihr Chef zum Feindbild der Mieterproteste in Berlin, wo der Konzern mit Abstand größter Vermieter ist. Die Bürgerinitiative "Deutsche Wohnen & Co enteignen" bezieht sich mit ihrer Namensgebung sogar direkt auf das Unternehmen.

Neben seiner Beratertätigkeit arbeitet Zahn als Aufsichtsrat. Beim Gewerbeimmobilienkonzern DIC Asset ist stellvertretender Vorsitzender des Kontrollgremiums, und auch bei belgischen Cofinimmo sitzt er im Aufsichtsrat. Dem Handball ist er als Beirat des Bundesligavereins Füchse Berlin verbunden. Am 28. Juni wird Zahn 60 Jahre alt.

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