LBBW

Moritz Kraemer neuer Chefvolkswirt

Der früher vor allem als Ratingexperte von Standard & Poor‘s bekannte Moritz Kraemer wird Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg. Er folgt Uwe Burkert nach, der in den Vorstand der Kreissparkasse Waiblingen gewechselt ist.

Moritz Kraemer neuer Chefvolkswirt

lz

– Die LBBW hat die Position ihres Chefvolkswirts wieder besetzt: Moritz Kraemer, der als meinungsstarker und einflussreicher Ratingexperte ein gefragter Gesprächspartner in Finanzkreisen ist, folgt Uwe Burkert nach, der im Juli in den Vorstand der Kreissparkasse Waiblingen wechselte. Spätestens zum 15. November, teilte die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) mit, übernimmt Kraemer die Gesamtleitung des Bereichs Research.

„Wir freuen uns sehr, dass wir für diese zentrale Aufgabe einen renommierten Experten mit internationaler Erfahrung gewinnen konnten“, sagte LBBW-Vorstandsmitglied Christian Ricken, in dessen Ressort Kapitalmarktgeschäft und Asset Management das Research angesiedelt ist. Kraemer könne komplexe Themen auf den Punkt bringen, was die Kunden in einem volatilen Umfeld brauchen würden. Der 55-jährige Kraemer passe zudem wegen seiner großen Expertise in ESG-Themen sehr gut zur LBBW, betonte er.

Seit 2019 ist Moritz Kraemer unter anderem als Independent Non-Executive Director von Scope Ratings, der größten europäischen Ratingagentur mit Sitz in Berlin, tätig. Daneben engagiert er sich als Chefökonom bei der Plattform CountryRisk.io und unterstützt als Chief Economic Advisor die Beratungsfirma Acreditus.

Von 2001 bis 2018 arbeitete der promovierte Volkswirt bei der führenden Ratingagentur S&P Global (vormals bekannt als Standard & Poor’s), seit 2013 als Global Chief Ratings Officer. 2018 verließ er die Ratingagentur, nachdem er als Mitglied des Kreditkomitees maßgeblich an der Bonitätsherabstufung der USA beteiligt war, was man einer amerikanischen Ratingagentur nicht zugetraut hatte.

USA herabgestuft

Anlass war damals, dass sich die Obama-Regierung und die Republikaner nicht auf eine Erhöhung der Schuldengrenze einigen konnten, wodurch der größten Wirtschaftsmacht der Welt die Zahlungsunfähigkeit drohte – eine Situation, die sich dieser Tage zu wiederholen scheint.

In der deutschen Niederlassung von S&P in Frankfurt, die er leitete, fiel unter anderem der Dialog mit den Medien, der Aufsicht und der Politik in seine Zuständigkeit. Außerdem wirkte Moritz Kraemer maßgeblich an der Einführung von ESG-Kriterien in die Ratingprozesse mit. Er war öffentlich sehr präsent und sprach auch in seiner Position bei S&P sehr offen über die ökonomischen Probleme vieler Länder in der Eurozone und in den USA. Er legte vor allem viel Wert auf die Analyse langfristiger Entwicklungen und von deren Wirkung auf die Staatsfinanzen. Zuletzt forderte er etwa einen Bürgerfonds für die europäischen Klimaziele und machte sich für Schuldenerleichterungen der afrikanischen Länder stark. 

Vor seiner Zeit bei S&P war er als Ökonom für die Inter-American Development Bank in Washington, D.C., und in Honduras tätig, hat in Göttingen in Wirtschaftswissenschaften promoviert und studierte in Frankfurt, Southampton und San Diego Ökonomie, Lateinamerikastudien und Literaturwissenschaften. Und als Senior Fellow des Centre for Sustainable Finance der SOAS University of London hat Moritz Kraemer außerdem zu bankenspezifischen Nachhaltigkeitsthemen gearbeitet.

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