Tesla-Chef

Musk wird größter Aktionär von Twitter

Elon Musk hat sich eine milliardenschwere Beteiligung am Kurznachrichtendienst Twitter gesichert. Der Aktie des Plattformbetreibers verleiht dies gewaltigen Auftrieb.

Musk wird größter Aktionär von Twitter

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Tesla-Chef Elon Musk verbindet eine innige Beziehung mit dem Kurznachrichtendienst Twitter – nun ist der Milliardär auch größter Aktionär des Social-Media-Unternehmens. Wie Unterlagen der US-Börsenaufsicht SEC zeigen, gehören Musk seit Mitte März rund 73,5 Millionen Twitter-Aktien, was einem Anteil von 9,2% an dem Plattformbetreiber entspricht. Die Berichte über den Einstieg des Tesla-Chefs verliehen der Twitter-Aktie am Montag im frühen Handel an der Wall Street gewaltigen Auftrieb, zeitweise schnellte der Titel um über 29% in die Höhe.

Noch vor weniger als zwei Wochen hatte Musk seine Twitter-Follower darüber abstimmen lassen, ob sich der Kurznachrichtendienst strikt an die Grundsätze der freien Meinungsäußerung halte – worauf 70% der gut zwei Millionen Umfrageteilnehmer mit „Nein“ antworteten. An­schließend wollte der 50-Jährige wissen, ob es eine neue Plattform brauche. Einige Nutzer antworteten darauf bereits, der reichste Mann der Welt solle Twitter doch einfach übernehmen. Tatsächlich halten Analysten es nun für möglich, dass der streitbare Tesla-Chef seine Beteiligung an dem Konzern noch ausbauen und erheblichen Einfluss auf dessen Management ausüben könnte.

Damit wird Musks Einstieg laut Beobachtern zum Prüfstein für den erst seit November amtierenden Twitter-CEO Parag Agrawal. Dieser hatte Unternehmensmitgründer Jack Dorsey auf dem Spitzenposten abgelöst, zuvor war er Technologiechef des Konzerns. Mit dem Wechsel verbanden Investoren zunächst die Hoffnung auf neuen Schwung für das gebeutelte Wertpapier. Agrawal, so der damalige Tenor in der Analystengemeinde, werde darauf hinarbeiten, das Produktangebot schneller auszubauen, das Nutzerwachstum stärker zu monetarisieren und die Basis an Werbekunden zu vergrößern. Schließlich liege Twitter in Bezug auf Innovationsfortschritte weit hinter anderen Technologiekonzernen zurück.

Dementsprechend ambitioniert fielen zuletzt die Unternehmensziele aus, mit denen das Management kritische Investoren offenbar von seiner Wachstumsstrategie überzeugen wollte. Bis Ende 2023 will Twitter den Jahresumsatz um 7,5 Mrd. Dollar steigern und täglich 315 Millionen Nutzer erreichen. Wenngleich die Aktie des Konzerns im laufenden Jahr nun zwar deutlich im Plus liegt, ist die Euphorie um Agrawals Amtsantritt unter Analysten doch schnell wieder verpufft. Musk hatte sich bereits im Dezember mit einem Meme zu dem neuen Twitter-Chef geäußert: Zu sehen war das Konterfei Agrawals, das in ein Foto des sowjetischen Diktators Josef Stalin retuschiert wurde – offenbar als Kritik an früheren Aussagen des gebürtigen Inders, gemäß denen sich Twitter „weniger auf freie Meinungsäußerungen“ konzentrieren sollte. Die Rolle des Kurznachrichtendienstes bestehe darin, die Aufmerksamkeit der Nutzer auf bestimmte Inhalte zu lenken. Auch andere bekannte Tech-Gesichter wie Wikipedia-Mitgründer Larry Sanger hatten Agrawal dafür kritisiert.

Musk äußerte sich zuletzt zudem skeptisch darüber, dass Twitter eine Funktion entwickelt hat, mit der sich Profilbilder an Non-Fungible Tokens koppeln lassen – dabei handelt es sich um nicht replizierbare kryptografische Wertmarken, mit denen sich Eigentumsrechte an digitalen Gütern beurkunden lassen. Der Schritt zeige, dass der Konzern die falschen Prioritäten setze.

Inwieweit Musk seinen Status als Großaktionär nun tatsächlich nutzen wird, um weitreichenden Einfluss auf Twitter zu nehmen, ist unklar. Denn das SEC-Dokument, das seinen Einstieg beurkundet, wird üblicherweise nicht eingesetzt, wenn sich ein Investor die Kontrolle über ein Unternehmen sichern will. Jedenfalls hat Musks Beteiligung an dem Kurznachrichtendienst schon dazu beigetragen, sein bereits beträchtliches Vermögen zu mehren. Seit Mitte März gerechnet ist der Tesla-Chef durch sein Investment nun um 1,1 Mrd. Dollar reicher geworden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.