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Neue Führung bei Italiens Staatsbahnen

tkb - Nicht der 24-stündige Bahnstreik, sondern der Rücktritt der FS-Führungsspitze haben am Freitag zu einem Erdbeben der Staatsbahnen Ferrovie dello Stato (FS) geführt. Bahnchef Michele Elia und Präsident Marcello Messori sind zurückgetreten....

Neue Führung bei Italiens Staatsbahnen

tkb – Nicht der 24-stündige Bahnstreik, sondern der Rücktritt der FS-Führungsspitze haben am Freitag zu einem Erdbeben der Staatsbahnen Ferrovie dello Stato (FS) geführt. Bahnchef Michele Elia und Präsident Marcello Messori sind zurückgetreten. Grund dafür ist, dass die Regierung im Rahmen der angekündigten Teilprivatisierung das Spitzenmanagement der Staatsbahnen auswechseln und mit “Vertrauenspersonen” besetzen will. Noch dazu war es in den vergangenen Wochen zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Bahn-Chef Elia und dem Verkehrsminister Graziano Delrio gekommen. Während Elia 40 % der Staatsbahnen en bloc privatisieren wollte, plädiert Delrio – vor der Privatisierung – für eine Ausgliederung des Schienennetzes.Der Nachfolger von CEO Elia wurde noch nicht offiziell bestätigt. Dem Vernehmen nach soll jedoch der CEO der FS-Bustochter Italbus, Renato Mazzoncini, zum neuen Chef ernannt werden. Mazzoncini hat zu Zeiten, als Regierungschef Matteo Renzi Bürgermeister von Florenz war, die Stadttransporte von Florenz – Ataf – privatisiert.”Renzi vertraut nur Leuten aus engster Umgebung”, heißt es in politischen Kreisen in Rom. Der 48-jährige Elektro-Ingenieur ist erst seit 2012 bei den Staatsbahnen beschäftigt und hat seine Karriere bei der halbstaatlichen Ansaldo Trasporti gestartet, bevor er zur privaten Autobus-Gruppe Autoguidovie wechselte. Von dort aus gelangte er an die Spitze der Florentiner Stadttransport-Gruppe Ataf, deren Mehrheit er an die Staatsbahnen verkaufte. Es handelte sich nicht um eine Privatisierung im herkömmlichen Sinn, doch für die Stadt Florenz war der Verkauf des defizitären Unternehmens an die Staatsbahnen ein Segen. McKinsey-ErfahrungDie 45-jährige Physikerin Gioia Ghezzi, die bereits im Board der FS sitzt, soll zur Präsidentin der Staatsbahnen avancieren. Ghezzi, mit einem Master an der London School of Economics, war von 1989 bis 1995 bei IBM als System-Ingenieurin tätig und wechselte dann zur Beratungsfirma McKinsey, wo sie für den europäischen Versicherungssektor verantwortlich wurde. Die Regierung Renzi ist erpicht darauf, die Frauenquote bei den Staatsbetrieben zu erhöhen. So wurden bereits die Präsidentenämter der halbstaatlichen Konzerne Eni und Enel mit Managerinnen besetzt.