Volkswagen

Neue Mannschaft um Konzernchef Diess

Die Entmachtung des VW-Chefs Herbert Diess bleibt vorerst aus. Allerdings wird er in Zukunft einem deutlich breiter aufgestellten Vorstand vorsitzen und veränderte Zuständigkeiten haben.

Neue Mannschaft um Konzernchef Diess

Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Der Aufsichtsrat von Volkswagen will die Wochen der Personalspekulationen rund um Konzernchef Herbert Diess mit einer weitreichenden Umstrukturierung des Vorstands hinter sich lassen. Diess bleibt im Amt und gibt zwar wie erwartet mit China einen Teil seiner bisherigen Zuständigkeit ab. Allerdings übernimmt er zum Jahreswechsel auch neu die Zuständigkeit für die Automotive-Software-Sparte Cariad von Audi-Chef Markus Duesmann, deren Fortentwicklung als entscheidend für die Zukunft Volkswagens gilt. „Mit den heute getroffenen Beschlüssen stellen wir den Vorstand auf eine noch breitere Basis“, erklärte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch. Die neue Aufstellung solle alle Bereiche von zentraler strategischer Bedeutung stärken und personell neu fokussieren.

Insgesamt wird der Vorstand künftig deutlich breiter aufgestellt sein als bisher. Ab Anfang des Jahres wird Ralf Brandstätter, der die Marke Volkswagen Pkw leitet, in den Konzernvorstand einziehen, so dass künftig neben Audi-Chef Duesmann und Porsche-CEO Oliver Blume auch der Chef der Kernmarke Teil des Konzernvorstands sein wird. Allerdings wird Brandstätter die Rolle nur ein halbes Jahr ausfüllen. Zum 1. April wird der Škoda-Vorstandsvorsitzende Thomas Schäfer sich als COO der Marke VW Pkw „einarbeiten“, wie mitgeteilt wurde. Ab 1. Juli rückt er dann in den Konzernvorstand ein und vertritt dort die Marke. Die Ausweitung der Zuständigkeit von VW Pkw auf alle Volumenmarken, über die vor der Aufsichtsratssitzung spekuliert worden war, ist damit allerdings nicht vom Tisch. Diess sprach davon, diese würden zunächst mindestens bis Mitte nächsten Jahres bei ihm verbleiben. Es kann also durchaus sein, dass Schäfer die Zuständigkeit später erhält. Brandstätter wird nach der Abgabe der Leitung von Volkswagen Pkw ab 1. August das neuen Vorstandsressort „China“ übernehmen. Damit wird die für das Unternehmen wichtigste Absatzregion einen eigenen Vorstand erhalten. Zuletzt hatte Volkswagen die Absatzziele für die batterieelektrische ID-Reihe im Reich der Mitte gesenkt. Offiziell geht dies auf fehlende Halbleiterbauteile zurück. Allerdings betonte Diess am Donnerstag auch mit Blick auf chinesische Autobauer, dass die starken neuen Konkurrenten für Volkswagen nicht nur aus den USA kämen.

Gleich mehrere personelle Veränderungen stehen zudem zum 1. Februar an. Neu geschaffen werden die Vorstandsressorts „Vertrieb“ sowie „IT und Organisation“. Für das IT-Ressort wird Hauke Stars im Vorstand die Verantwortung übernehmen, wie die Börsen-Zeitung bereits vorab berichtet hatte (vgl. BZ vom 17. November). Ihr kommt damit die Aufgabe zu, die internen Strukturen bei Volkswagen zu modernisieren und die Digitalisierung voranzutreiben. Die studierte Informatikerin zählte zuvor knapp acht Jahre zum Vorstand der Deutschen Börse und verantwortete dort unter anderem auch den Bereich IT.

Das ebenfalls neu geschaffene Ressort Vertrieb wird mit Hildegard Wortmann eine bereits im Konzern bewährte Managerin übernehmen. Wortmann leitet derzeit den Vertrieb der Konzerntochter Audi. Mit der Verankerung des Themas im Konzernvorstand trage VW dem Umstand Rechnung, dass die Transformation des Autobauers auch eine fundamentale Weiterentwicklung des Vertriebs benötige.

Die dritte Veränderung zum 1. Februar steht im Vorstandsbereich Recht und Integrität an. Hier übernimmt der bisherige Chefjurist Manfred Döss für Hiltrud Werner. Döss gilt als Vorstandsmitglied der Porsche Automobil Holding SE auch als enger Vertrauter der Familien Porsche und Piëch. Zudem erhält Personalvorstand Gunnar Kilian vorzeitig einen neuen Vertrag. Sein bisheriger Vertrag lief noch bis April 2023.