China

Neue Personal­querelen bei Hongkonger CLSA

Der staatskontrollierte chinesische Brokerriese Citic Securities kriegt seinen Hongkonger Investmentbank-Ableger CLSA nicht in den Griff. Neue Wechsel an der CLSA-Spitze zeugen von Reibungsverlusten.

Neue Personal­querelen bei Hongkonger CLSA

Von Norbert Hellmann, Schanghai

Der Finanzplatz Hongkong ist seit Totalvereinnahmung der Sonderverwaltungszone durch die Politikwächter in Peking nicht mehr das, was er einmal war. Die für Hongkongs vormals schillernde Investmentbankszene einst repräsentative CLSA ist es auch nicht mehr. Neue Personalveränderungen bei der vom staatlichen chinesischen Wertpapierriesen Citic Securities geschluckten, aber noch immer als Fremdkörper wirkenden CLSA machen dies wieder deutlich.

Im Gegensatz zu westlichen Investmentbanken, die Veränderungen auf wichtigen Managementposten auch dann zeitnah bekannt zu geben pflegen, wenn sie auf Trubel im Haus hindeuten, ist man bei der CLSA in Sachen Außenkommunikation längst dem Pekinger Stil verpflichtet und sagt nichts. Nun ist dennoch herausgekommen, dass die Führungsriege der CLSA stillschweigend völlig umgekrempelt wurde.

Nach Informationen von Bloomberg hat der für internationales Geschäft zuständige Vize-Chairman Charles Lin das Haus verlassen und dürfte irgendwann von wer weiß wem ersetzt werden. Lins Abgang hat eine besondere Bedeutung, weil er die internen Querelen und strategischen Konflikte der nach einer neuen chinesischen, aber dennoch globalen und kosmopolitischen Identität su­chen­den Investmentbankboutique do­kumentiert. CLSA soll sich nach dem Willen ihrer Mutter von Hongkong aus möglichst erfolgreich in internationales Geschäft stürzen, steht aber gleichzeitig unter permanentem Anpassungszwang an die staatspolitisch geprägte Unternehmenskultur der Citic Securities. Das wiederum scheint eine kreative Globalisierungsstrategie glatt zu verhindern.

Lin wurde Anfang 2020 vom US-Fondsriesen Vanguard in Hongkong abgeworben und vom Chairman der Citic Securities wie auch der CLSA, Zhang Youjun, persönlich dazu auserkoren, das internationale Geschäft der CLSA auf Vordermann zu bringen. Davor war es zu einem großen Knall gekommen, als 2019 praktisch das gesamte Top-Management der CLSA einschließlich des Chief Executive Jonathan Slone nach heftiger Kritik von Zhang über mangelnde Erfolge bei großspurigen Ausgaben demissionierte.

Interessanterweise sickerte jetzt durch, dass Citic-Konzernchef Zhang seine Nebenrolle als Chairman von CLSA kürzlich abgegeben hat. Als neuer Chairman wurde dem Vernehmen nach der bislang als Chef für institutionelles Aktiengeschäft fungierende und auch im Citic-Board vertretene Li Chunbo berufen. Li war vor drei Jahren zur CLSA gestoßen und sollte im Rahmen von deren Re­strukturierung für eine engere An­bindung an die Mutter sorgen. Ob mit seiner neuen Verantwortung für eine möglichst konzernmuttertreue CLSA nun aber tatsächlich auch Zug ins internationale Geschäft kommt, möchte man lieber nicht prophezeien.

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