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Neuer Carrefour-CEO muss Margen verbessern

wü - Er sei das Äquivalent von Emmanuel Macron in der Unternehmenswelt, sagt der Ökonom und Verwaltungsratsvorsitzende der Autobahngesellschaft Sanef, Alain Minc. Auch andere, die den Weg von Alexandre Bompard gekreuzt haben, sind voll des Lobes für...

Neuer Carrefour-CEO muss Margen verbessern

wü – Er sei das Äquivalent von Emmanuel Macron in der Unternehmenswelt, sagt der Ökonom und Verwaltungsratsvorsitzende der Autobahngesellschaft Sanef, Alain Minc. Auch andere, die den Weg von Alexandre Bompard gekreuzt haben, sind voll des Lobes für den neuen Chef von Carrefour. Er sei extrem intelligent, gleichzeitig aber auch sehr human. Die Erwartungen an Bompard, der Georges Plassat am Dienstag an der Spitze des zweitgrößten Einzelhändlers der Welt nach Wal-Mart aus den USA ablöste (vgl. BZ vom 10. Juni), sind groß. So muss der 44-Jährige bei Carrefour vor allem dafür sorgen, dass sich die Gewinnmargen in dem mit Abstand wichtigsten Heimatmarkt wieder verbessern.Der bisherige Chef von Fnac Darty, dem bei der Elektronik- und Kulturkaufhauskette Jacques Veyrat als Verwaltungsratschef und Enrique Martinez als Generaldirektor folgen, dürfte sich in diesem Sommer nur wenig Urlaub gönnen. Stattdessen dürfte Bompard versuchen, so schnell wie möglich die ersten strategischen Entscheidungen zu treffen. Die ersten Hinweise, in welche Richtung er Carrefour lenken will, werden anlässlich der Halbjahresergebnisse am 30. August erwartet.Offiziell wurde ihre Veröffentlichung wegen des Börsengangs von Carrefour Brasilien diese Woche verschoben. Doch die fast zwei Monate, die deshalb zwischen der Bekanntgabe der Halbjahresverkäufe und der Ergebnisse liegen, dürfte Bompard dafür nutzen, um die Konten des Konzerns von Grund auf unter die Lupe zu nehmen. Gleichzeitig wird er in den nächsten Monaten Geschäfte und Töchter der Einzelhandelsgruppe im Ausland besuchen und sich mit den wichtigsten Managern von Carrefour treffen. ENA-AbsolventInvestoren erwarten von dem in dem Skiort Megève am Fuße des Mont Blanc aufgewachsenen Absolventen der Kaderschmiede Ecole Nationale d’Administration (ENA) auch, dass er die Aktie von Carrefour wieder beflügelt. Denn sie hat innerhalb der letzten drei Jahre fast 20 % an Wert eingebüßt und dümpelt schon seit einigen Monaten bei um die 22 Euro vor sich hin. Die Bewertung der Gruppe könnte nun von dem Börsengang von Carrefour Brasilien und der gerade erfolgreich abgeschlossenen Kapitalerhöhung der börsennotierten Immobilientochter Carmila profitieren, meinen Beobachter. Vor allem aber müsse Bompard, der seine Karriere als Finanzinspektor begann, nun den Umbau der Gruppe fortführen.Das von Preiskämpfen geprägte Umfeld auf dem französischen Heimatmarkt stellt dabei eine der größten Herausforderungen für den ehemaligen Chef des Radiosenders Europe1 dar. Die riesigen, Hypermarchés genannten Supermärkte von Carrefour am Rande der Städte kommen bei französischen Verbrauchern nicht mehr so gut an. Gleichzeitig hat der Einzelhändler nach Ansicht von Branchenkennern im Vergleich zu französischen Konkurrenten wie Leclerc Nachholbedarf bei Internetverkäufen. In China wiederum verliert Carrefour schon seit Monaten Marktanteile, so dass die Gruppe dort 2016 einen laufenden Betriebsverlust von 58 Mill. Euro hinnehmen musste. Der mit einer Richterin verheiratete neue Carrefour-Chef gilt als großer Tennisfan, der sich das Turnier von Roland Garros nie entgehen lässt. Kein Wunder vielleicht, denn Bompard leitete einst die Sportredaktion des Bezahlfernsehsenders Canal+, und sein Vater stand mehrere Jahr lang dem Fußballverein Saint-Etienne vor.