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Neuer EnBW-Chef Mastiaux sagt wenig Konkretes zu seiner Strategie

Von Gerhard Bläske, Karlsruhe Börsen-Zeitung, 12.2.2013 Die "neue Offenheit" innerhalb der in der Vergangenheit nicht sonderlich transparenten EnBW will der neue Konzernchef Dr. Frank Mastiaux, 48, schon in der Anordnung der Tische demonstrieren:...

Neuer EnBW-Chef Mastiaux sagt wenig Konkretes zu seiner Strategie

Von Gerhard Bläske, KarlsruheDie “neue Offenheit” innerhalb der in der Vergangenheit nicht sonderlich transparenten EnBW will der neue Konzernchef Dr. Frank Mastiaux, 48, schon in der Anordnung der Tische demonstrieren: Statt wie bisher in mehreren Reihen hintereinander saßen die Medienvertreter, denen er seine 100-Tage-Bilanz präsentierte, in U-Form um den Tisch. Ausgerechnet am Rosenmontag präsentierte Mastiaux seine ersten Eindrücke an der Spitze des schwer angeschlagenen Energiekonzerns. Mit “Zeitproblemen” begründete er die – insbesondere für einen Rheinländer – ungewöhnliche Terminierung. Von Leutkirch bis IstanbulEr war in den ersten Wochen seiner Amtszeit viel unterwegs zwischen Karlsruhe, Biberach, Köln, Leutkirch und Istanbul. Aber eine fertige Strategie hat der Mann im dunkelblauen Anzug noch nicht. “Es gibt verschiedene Überlegungen, wir sind sehr aktiv unterwegs”, sagte der jugendlich wirkende Familienvater, der als Macher und “vielleicht bester Energiemanager seiner Generation” gilt, wie Insider sagen. Veränderungen gebe es weder über Nacht “noch mit spektakulären Einzelaktionen”, so Mastiaux, der vorher viele Jahre für Eon tätig war und dort den Bereich erneuerbare Energien ausgebaut hat.Ein “interdisziplinäres internes Team aus Führungskräften, Fachleuten und Talenten” soll sich nun unter Hinzuziehung externer Fachleute und in “enger Interaktion mit dem Vorstand der Strategiefrage” widmen. “Gefordert ist eine weitreichende Transformation des Unternehmens, die das gesamte EnBW-Team einbindet und für die wir mit EnBW 2020 in Kürze ein gesamthaftes Programm mit einem klar definierten Fahrplan starten.” Erste Ergebnisse sollen im März vorliegen. Im Juni befasse sich dann der Aufsichtsrat mit dem Thema. Klar sei schon heute, dass die EnBW künftig mehr als Strom verkaufen sowie schneller, effizienter und kundenfreundlicher werden müsse.Doch konkrete Antworten auf konkrete Fragen blieb Mastiaux weitgehend schuldig. Zu den Geschäftsbeziehungen zum zwielichtigen russischen Geschäftsmann Andrej Bykov wollte er nur sagen, dass derzeit “mit renommierten Fachleuten klare Compliance-Regeln für die Zukunft erarbeitet werden”, die nun schon früher implementiert werden sollen als zunächst geplant. Zu den aktuellen juristischen Auseinandersetzungen mit EnBW-Managern wollte sich Mastiaux nicht äußern. Konkreter wurde er nur bei den geplanten Beteiligungsverkäufen: Vom geplanten Volumen in Höhe von 1,5 Mrd. Euro sind bisher 500 Mill. Euro realisiert. Bis 2014 soll der Rest folgen. Dass auch der Minderheitsanteil an der Mannheimer MVV dazugehört, wollte er nicht bestätigen.Mastiaux ist überzeugt, dass die EnBW “Energie kann”. Doch die Veränderungen in der Branche seien “dramatisch”. Die Stromerzeugung in konventionellen Kraftwerken sei nicht mehr rentabel. Die Bundesregierung müsse sich fragen, ob nicht Kraftwerke als “strategische Reserven” vorgehalten werden müssten. 9 Prozent MarktanteilDer Marktanteil der EnBW ging von 13 % auf 9 % zurück, so Mastiaux. Statt großer, anonymer Energiekonzepte seien kleinteilige Lösungen und Partnerschaften etwa mit Kommunen sowie Servicedienstleistungen gefragt. In puncto erneuerbare Energien habe die EnBW noch “keine kritische Masse”. Erst knapp 270 Megawatt von einer Gesamtkapazität von 13 400 Megawatt stammten aus erneuerbaren Energien. Pläne für zwei Offshore-Windparks in der Nordsee hat er jedoch wegen fehlender Sicherheiten beim Netzanschluss ausgesetzt.Man müsse von lieb gewonnenen Arbeitsfeldern Abschied nehmen, so der promovierte Chemiker, der persönlich auch im Umbruch ist. Er hofft, demnächst mit seiner Familie ins Ländle umziehen zu können. Einen Notartermin habe er schon.