Neuer Karriereschritt für Arnault-Spross Alexandre bei Birkenstock
Neuer Karriereschritt für Arnault-Spross bei Birkenstock
wü Paris
Von Gesche Wüpper, Paris
Er ist das Mittelkind der Familie von LVMH-Chef Bernard Arnault. Doch bei dem Börsengang von Birkenstock war er es, der Unternehmenschef Oliver Reichert in die New Yorker Stock Exchange begleitete. Immerhin soll Alexandre Arnault im Verwaltungsrat des Sandalenherstellers sitzen. Arnaults Familie hält über den amerikanischen Investmentfonds L Catterton, ein Gemeinschaftsunternehmen der familieneigenen Holding Financière Agache und LVMH, die Mehrheit des Birkenstock-Kapitals.
Birkenstock ist nicht das erste von LVMH übernommene deutsche Unternehmen, in das der reichste Mann der Welt seinen Drittgeborenen schickt. Denn der 31-Jährige stand vier Jahre lang an der Spitze von Rimowa, bevor er 2021 geschäftsführender Vizepräsident von Tiffany wurde. Allerdings ist seine Rolle bei dem Kofferhersteller aus Köln nicht unumstritten, da er mehrere Top-Manager aus dem Unternehmen drängte.
Arnaults heiliger Gral
Er sei im Herzen ein Geek, sagte Alexandre Arnault einmal über sich. Dabei hat der zwei Meter große Verwaltungsrat von Birkenstock neben seinem Flair für soziale Netzwerke noch andere Stärken. Das erste Kind von LVMH-Chef Bernard Arnault mit seiner zweiten Frau, der kanadischen Konzertpianistin Hélène Mercier, ist wie beide seine Eltern ein ausgezeichneter Klavierspieler. Er hätte durchaus in die Fußstapfen seiner Mutter treten können, heißt es in Paris.
Doch stattdessen hat der Absolvent der Jesuiten-Schule Saint-Louis de Gonzague und des Pariser Elite-Gymnasiums Louis Le Grand nach dem Abitur zunächst eine sogenannte Classe Prépa gemacht, eine Vorbereitungsklasse für das Studium an französischen Kaderschmieden. Die Ausbildung gilt als knallhart, härter als das anschließende Studium. Dennoch scheiterte Alexandre Arnault an der Aufnahmeprüfung für die renommierte Ingenieurshochschule École Polytéchnique, an der einst sein Vater studierte.
Digitale Ausrichtung
Für Bernard Arnault gelte die École Polytéchnique als heiliger Gral, berichtet „Le Monde“. Deshalb sei sie sicher eines der Kriterien dafür, wer später seine Nachfolge an der Spitze von LVMH antreten werde. Alexandre Arnault hat zwar erst an der Télécom Paris studiert, anschließend jedoch noch einen Master Innovationen an der École Polytéchnique gemacht. „Ich habe darum gebeten, dass alle Kurse auf einen Tag gelegt wurden, damit ich an den vier anderen Tagen arbeiten kann“, sagte er der belgischen Wirtschaftszeitung „L‘Écho“. Deshalb habe er bereits während seines Masters mit an der Entwicklung einer Digitalstrategie für LVMH mit Hilfe technologischer Investitionen arbeiten können.
Vorbereitung aufs Erbe
Es war die Zeit, in denen Start-ups und soziale Netzwerke wie Airbnb, Uber, Pinterest und Snapchat immer stärker wurden. Die Aufgabe von Alexandre Arnault bestand deshalb darin, eine Brücke zwischen dem Luxuskonzern LVMH und diesen neuen Wirtschaftsakteuren aufzubauen, ihnen zu helfen, an Kapital in Europa zu kommen.
Bernard Arnault hat Alexandre genau wie seine Geschwister Delphine (48), Antoine (46), Frédéric (28) und Jean (25) von Kindesbeinen an darauf vorbereitet, später sein Erbe bei LVMH antreten zu können – indem er ihn mit auf Geschäftsreisen, zu Besuchen der Boutiquen der Marken des Konzerns und zur Vorstellung von Geschäftsberichten mitnahm.
Halbbruder Antoine hat den mit der Schmuckdesignerin Géraldine Guyot verheirateten Manager bereits bei seiner Geburt gewarnt. „Ich rate dir, sofort zu beginnen zu arbeiten (...)“ schrieb er ihm.