Vertragsverlängerung

Neuer Vertrag für Ceconomy-CEO Wildberger

Karsten Wildberger hat einen neuen Vorstandsvertrag in der Tasche. Jetzt muss der Ceconomy-Chef zeigen, dass seine Mittelfriststrategie auch aufgeht.

Neuer Vertrag für Ceconomy-CEO Wildberger

Ceconomy macht mit
Karsten Wildberger weiter

Von Annette Becker, Düsseldorf

Karsten Wildberger, der seit August 2021 an der Spitze von Ceconomy und in Personalunion auch an der Spitze der Elektronikhandelskette Media-Saturn-Holding (MSH) steht, hat einen neuen Fünf-Jahres-Vertrag in der Tasche. Der Aufsichtsrat bestellte den 53-Jährigen bis 31. Juli 2028. „Außerordentlich erfolgreich und mit großem Engagement“ habe Wildberger die Transformation in den vergangenen beiden Jahren vorangetrieben, lobt Aufsichtsratschef Thomas Dannenfeldt.

Schaut man sich die Kursentwicklung an, fällt die Bewertung nicht ganz so eindeutig aus. Notierte die Aktie zu Wildbergers Start bei Ceconomy noch bei 4,11 Euro, werden heute 2,74 Euro aufgerufen, also etwa ein Drittel weniger. Das Tief in Wildbergers Amtszeit schrieb der SDax-Wert im September 2022 jedoch mit 1,12 Euro.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass Wildberger den Handelskonzern in einer äußerst schwierigen Lage übernommen hat. Wenngleich es Wildbergers Vorgänger, Bernhard Düttmann, noch gelungen war, den Gesellschafterstreit, der bei der operativen MSH über Jahre das Geschehen bestimmte, zu beenden und einen Schlussstrich unter das Führungschaos, das zwischen Ingolstadt und Düsseldorf herrschte, zu ziehen. So war die drängende Transformation doch auf der Strecke geblieben.

Als seien die hausgemachten Probleme nicht schon genug, setzten die behördlich verfügten Ladenschließungen im Gefolge der Pandemie dem Unternehmen massiv zu. Im Geschäftsjahr 2021/22 (zum 30. September), dem ersten vollen Turnus den Wildberger zu verantwortete, machte dann auch noch das im Zuge der Inflation eingetrübte Konsumklima einen Strich durch die Ergebnisplanung.

Investoren überzeugt

Dennoch ist es Wildberger gelungen, im laufenden Geschäftsjahr operative Fortschritte zu erzielen und zugleich die Portfoliobereinigung abzuschließen. Noch wichtiger aber ist, dass der Manager zusammen mit dem seit Februar dieses Jahres amtierenden Finanzvorstand Kai-Ulrich Deissner die Investoren auf dem Kapitalmarkttag zu überzeugen wusste. Dazu bedurfte es bemerkenswerterweise keiner hochfliegenden Pläne, sondern realistischer Ansätze, hatten die Investoren in der Vergangenheit doch allzu oft auf die vollmundigen Versprechen vertraut und wurden letztlich enttäuscht. Das Ende der Führungsquerelen gepaart mit einer glaubwürdigen mittelfristigen Strategie dürften letztlich auch den Aufsichtsrat überzeugt haben. Mit dem neuen Vertrag, sein aktueller Vertrag wäre im Juli 2024 ausgelaufen, bekommt Wildberger Gelegenheit, die bis 2024/25 gesteckten Ziele in die Tat umzusetzen. Letztlich scheint die Rechnung Dannenfeldts, der die Leitung des Kontrollgremiums im Februar 2021 übernommen hatte, mit Wildberger den Neustart zu wagen, aufzugehen.

Der promovierte Physiker brachte zwar keine Einzelhandelserfahrung mit, zeichnete sich jedoch durch breite Erfahrung im Telekommunikationssektor aus. Nach Führungspositionen bei T-Mobile und Vodafone war er zwischen 2013 und 2016 für die australische Telstra mit Zuständigkeit für das Massengeschäft (Retail) und die Produktentwicklung tätig.

Von der Telekommunikation ging es für Wildberger 2016 nahtlos in die Energiebranche über. Im April 2016 zog der Manager in den Eon-Vorstand ein, erneut mit einem breiten Aufgabenspektrum, das von Marketing über digitale Transformation bis hin zu Innovation reichte. Anknüpfungspunkte zu Wildbergers heutiger Aufgabe gibt es reichlich, zumal die digitale Transformation gerade im Facheinzelhandel, dessen Zukunft im Omnichannel liegt, erfolgsentscheidend ist.

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