Risikomanagement

Noch ein Österreicher für den Commerzbank-Vorstand

Nachdem der ursprüngliche Kandidat an der BaFin-Prüfung scheiterte, hat sich die Commerzbank einen anderen Nachfolger für Marcus Chromik suchen müssen. Jetzt ist sie in Österreich fündig geworden.

Noch ein Österreicher für den Commerzbank-Vorstand

Noch ein Österreicher
für den Commerzbank-Vorstand

Von Anna Sleegers, Frankfurt

Nachdem sie viele Jahre lang Vorstandsposten fast ausschließlich aus den eigenen Reihen besetzt hat, bedient sich die Commerzbank bei der Neubesetzung von Spitzenpositionen offenbar bevorzugt bei der österreichischen Erste Group. Nachdem das Institut mit Thomas Schaufler und Sabine Mlnarsky bereits den Privatkundenvorstand und die Arbeitsdirektorin von der Ersten geholt hat, kündigte sie am Montag an, auch den scheidenden Risikovorstand Marcus Chromik durch einen früheren Manager der privatisierten österreichischen Sparkassen-Gruppe zu ersetzen. Sofern die Aufsichtsbehörden grünes Licht geben, soll deren früherer CEO Bernd Spalt die neue Aufgabe zum 1. Januar übernehmen. Der ursprüngliche Kandidat für den Posten, Rüdiger Rass, war kürzlich an der Eignungsprüfung der Bankenaufsicht gescheitert. Er bleibt der Commerzbank nach Angaben einer Sprecherin weiterhin als Bereichsvorstand erhalten.

Beeindruckende Auslandskarriere

Spalt, der seine Karriere nach dem Jurastudium in Wien 1991 in der Rechtsabteilung begann, hat fast sein gesamtes Berufsleben bei der Erste Group verbracht. Dank der Expansionspolitik, die das Finanzinstitut nach dem Mauerfall zu einer der wichtigsten Banken in Osteuropa machte, kam der gebürtige Vorarlberger bei seinem früheren Arbeitgeber aber ziemlich herum. So wechselte er 1999 für drei Jahre als Leiter Corporate Restructuring & Workout zur tschechischen Konzerntochter Česká spořitelna, um anschließend bei der Ersten Bank Österreich in Wien die Verantwortung für das Group Risk Management zu übernehmen.

Gefallen am Risikomanagement

Der Blick auf den Lebenslauf des 55-Jährigen lässt die Vermutung zu, dass er am Risikomanagement Gefallen gefunden hat. Jedenfalls wechselte Spalt 2006 im selben Metier als Chief Risk Officer in den Konzernvorstand der Erste Group. Dort hielt es ihn fünf Jahre lang, bevor er nach Budapest zur Erste Bank Hungary Zrt. wechselte – auch hier wieder als Risikochef. Den von bösen Überraschungen des eigenwilligen polnischen Rechtswesens gebeutelten Commerzbank-Aktionären dürfte es nicht unrecht sein, dass der neue Risikochef so viel Osteuropa-Expertise mitbringt. Nach der beherzten Restrukturierung ist der anhängige Rechtsstreit um die von der polnischen Tochter MBank vergebenen Frankenkredite eines der größten Risiken, mit denen sich die Commerzbank auseinandersetzen muss.

Andererseits ist Polen natürlich nicht Ungarn. Und zu den weiteren Osteuropa-Stationen, zu denen es den Risikospezialisten in den Folgejahren zog, gehörte nicht Warschau, sondern Bratislava und Bukarest. 2018 machte er noch einmal daheim bei den österreichischen Sparkassen Station – wo der Rückkehrer für ein Jahr das Risikomanagement übernahm, bevor er als stellvertretender Vorsitzender in den Konzernvorstand berufen wurde.

2020 beerbte der von der Tageszeitung "Der Standard" als eher kühl beschriebene Manager den langjährigen Vorstandschef Andreas Treichl an der Konzernspitze. Das Blatt beschrieb ihn als "Gegenentwurf" des für seine große Präsenz und seinen lockeren Auftritt bekannten Vorgängers. Entsprechend kühl soll auch das Verhältnis der beiden Manager gewesen sein. "Das ist aber nicht unerheblich, weil Treichl Aufsichtsratschef der Erste-Stiftung ist, der Hauptaktionärin der Bank", konstatierte das Blatt. Lange hielt es den Manager, der zunächst bis Ende Juni 2023 mandatiert war, allerdings nicht an der Konzernspitze. Schon 2022 schied Spalt aus, obwohl er bis Ende Juni 2023 mandatiert war. Zur Begründung wurde auf Differenzen über die künftige Strategie verwiesen.

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