Industriezulieferer

Norma braucht einen neuen CEO

Der Vorstandsvorsitzende des hessischen Verbindungstechnikspezialisten Norma, Dr. Michael Schneider, scheidet zum Jahresende aus dem Vorstand aus. Gründe für den Führungswechsel nennt der Industriezulieferer nicht.

Norma braucht einen neuen CEO

Von Martin Dunzendorfer,

Frankfurt

Der hessische Verbindungstechnikspezialist Norma muss nach einem neuen Chef Ausschau halten. Dr. Michael Schneider, der Vorstandsvorsitzende des Industriezulieferers, und der Aufsichtsrat des Unternehmens haben „einvernehmlich“ entschieden, den am 30. Juni 2023 auslaufenden Dienstvertrag von Schneider nicht zu verlängern, teilt die Gruppe mit. Schon ein halbes Jahr vorher, zum 31. Dezember 2022, werde er aus dem Vorstand ausscheiden.

Traditionell verschwiegen

Schneider war zunächst von Juli 2015 an Finanzvorstand von Norma und ist offiziell seit November 2019 Vorstandschef. Damals hatte er die CEO-Position zunächst übergangsweise bereits Anfang August zusätzlich zu seinen Aufgaben als CFO übernommen, nachdem sein Vorgänger Bernd Kleinhens Ende Juli 2019 „im gegenseitigen Einvernehmen“ mit dem Aufsichtsrat seinen Posten geräumt hatte. Damals wie heute wurde kein Grund für den Führungswechsel genannt.

Der Aufsichtsrat werde in einem strukturierten Prozess eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Schneider in der Rolle des CEO suchen, heißt es weiter. Der 59-Jährige werde gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und den beiden anderen Mitgliedern des Vorstands – CFO Annette Stieve (Jahrgang 1964) und COO Dr. Friedrich Klein (Jahrgang 1962) – einen geordneten Übergang sicherstellen. Die im SDax enthaltene Aktie des Unternehmens reagierte zunächst kaum auf die Mitteilung, schloss dann aber in einem schwachen Gesamtmarkt 1% leichter. Der Börsenwert liegt bei 513 Mill. Euro.

Norma hat derzeit mit hohen Kosten zu kämpfen. Der Schraubenkonzern aus Maintal senkte zuletzt wegen anziehender Material-, Energie- und Logistikkosten die Ziele für das Gesamtjahr (vgl. BZ vom 22. Juli). Die bereinigte operative Marge (Ergebnis vor Zinsen und Steuern, Ebit, zum Umsatz) soll nun bei 8% landen; zuvor waren rund 11% in Aussicht gestellt worden. Den operativen Netto-Cashflow sieht das Management nun bei 60 Mill. Euro nach zuvor etwa 100 Mill. Euro. Im vergangenen Jahr hatte Norma eine bereinigte Ebit-Marge von 10,4% und einen operativen Netto-Cashflow von knapp 100 Mill. Euro erreicht. Am Ziel eines mittleren bis hohen einstelligen organischen Um­satzwachstums wurde dagegen festgehalten.

Norma war 2006 vom Finanz­investor 3i gebildet worden, der damals den Mittelständler Rasmussen mit dem schwedischen Wettbewerber Aba fusionierte. 2011 erfolgte der Börsengang.

Chemie- und Autoindustrie

Nach dem BWL-Studium und der Promotion an der Universität Gießen begann Schneider seine Laufbahn 1988 bei Hoechst (heute: Sanofi). Von 1993 bis 2003 war er für Degussa (heute: Evonik) in Führungspositionen tätig, davon drei Jahre in São Paulo (Brasilien). Danach übernahm er die Verantwortung für Finanzen, Controlling und IT bei Aesculap, die eine von drei Sparten des Konzerns B. Braun Melsungen ist. Anschließend wechselte Schneider zum Autozulieferer Veritas, wo er von 2006 bis 2009 im Vorstand für Finanzen und strategische Projekte zuständig war. Vor seiner Zeit bei Norma war Schneider Finanzchef von FTE Automotive, einem Automobilzulieferer von hydraulischen Brems- und Kupplungssystemen.

Schneider war einer der ersten Topmanager in Deutschland, die an Covid-19 erkrankten (vgl. BZ vom 25.3.2020). Glücklicherweise überstand Schneider die Krankheit recht schnell und konnte seine beruflichen Aufgaben relativ kurze Zeit nach der Infektion wieder wahrnehmen.

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