Notenbankerin Cook in der Schusslinie des Präsidenten
Notenbankerin Cook in Trumps Schusslinie
det Washington
US-Präsident Donald Trump stellt offenbar die Weichen für eine Generalüberholung der Federal Reserve. Nachdem er die vakante Vorstandsposition der Ökonomin Adriana Kugler mit dem konservativen Ideologen Stehen Miran besetzt hat, will er nun die Wirtschaftsprofessorin Lisa Cook aus dem Direktorium der Fed jagen. Er wirft Cook vor, bei Anträgen auf Hypothekendarlehen falsche Angaben gemacht und somit Kreditbetrug begangen zu haben. Die Notenbankerin will sich nicht einschüchtern lassen und betonte, dass ein Rücktritt nicht in Frage kommt.
Trumps Vorgänger Joe Biden hatte die Ökonomin Anfang 2022 für den Vorstand nominiert. Das Bestätigungsverfahren im Senat, in dem die Demokraten damals eine hauchdünne Mehrheit hatten, gestaltete sich schwierig. Mehrere Republikaner warfen Cook vor, linksextreme Position zu vertreten. Schließlich musste die damalige Vizepräsidentin Kamala Harris, die zugleich den Vorsitz in der oberen Kongresskammer führte, mit ihrem Votum Cook für den Job im Fed-Vorstand bestätigen. Sie wurde damit die erste afroamerikanische Frau im Direktorium der Zentralbank.
Losgetreten hatte den jüngsten Skandal William Pulte, Trumps Mann an der Spitze der Federal Housing Finance Agency (FHFA). Er schrieb in einem Brief an Justizministerin Pam Bondi, dass Cook „gefälschte Bankdokumente und Immobiliendaten benutzt hat, um günstigere Kreditkonditionen zu bekommen“. Pulte bezeichnete sein Schreiben als „strafrechtliche Überweisung“ an Bondis Ressort. Ihr steht es nun frei, rechtliche Schritte gegen die Notenbankerin einzuleiten. Trump nahm das Schreiben als Anlass, um auf seiner Social Media Plattform Truth Social die Professorin unter Druck zu setzen. „Lisa Cook muss zurücktreten, und zwar sofort!“, forderte der Präsident.
Ähnliche Vorwürfe gegen Trump
Unterdessen wäre es nicht das erste Mal, dass Trump sich dem Vorwurf der Heuchelei und der Anwendung doppelter Maßstäbe ausgesetzt sieht. Schließlich war vergangenes Jahr Kreditbetrug einer der Hauptanklagepunkte in dem Strafprozess gegen Trump, der zu 34 Verurteilungen führte. Suspekt ist zudem das Verhalten von Pulte, der seit Monaten auch gegen Notenbankchef Jerome Powell wettert.Wie auch Trump hat er den Fed-Vorsitzenden wiederholt aufgefordert, die Zinsen zu senken oder ansonsten seinen Rücktritt einzureichen. Der Handlanger des Präsidenten ist der Enkel von William J. Pulte, dem Gründer des drittgrößten US-Wohnbauunternehmens Pulte Group. Der von Trump ernannte FHFA-Chef, der vorher seine eigene Venture Capital Firma leitete, steht seit Beginn seiner beruflichen Laufbahn in dem Verdacht, von Vetternwirtschaft profitiert zu haben.
Cook hat indes klargemacht, dass Trump und Pulte sie nicht in die Knie zwingen werden. „Weder lasse ich mich mobben, noch werde ich wegen Fragen zurücktreten, die in einem Tweet gestellt wurden“, konterte die Fed-Gouverneurin. Sie nehme Fragen über ihre Finanzunterlagen „sehr ernst“ und sammele nun sorgfältig alle notwendigen Information, um „legitime Fragen mit Fakten zu beantworten“. Ihre Amtszeit als Vorstandsmitglied läuft bis 2036.
„Fragen mit Fakten beantworten“
Vor ihrer Berufung durch Biden arbeitete Cook an der Michigan State Universität. Als Professorin hatte sich die Ökonomin auf internationale Beziehungen und vor allem die russische Wirtschaft spezialisiert. Während der Amtszeit von Barack Obama beriet sie den Präsidenten in internationalen Wirtschaftsfragen. Auch arbeitete sie als leitende Volkswirtin im Council of Economic Advisers (CEA) des Weißen Hauses. 2019 wurde sie in den Vorstand der American Economic Association gewählt. Cook studierte in den USA, England sowie Senegal und promovierte an der University of California, Berkeley.