Die Volkswirtin Silvana Tenreyro wird für ihre wissenschaftlichen Arbeiten vom Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) mit dem Bernhard-Harms-Preis 2025 ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist nach dem Gründer des Wirtschaftsforschungsinstituts benannt.

Moritz Schularick, Präsident des IfW, würdigte ihre „wegweisende Forschung zu wirtschaftlicher Volatilität, zur Transmission von Geldpolitik sowie zu Währungsunionen“. Die Professorin für Volkswirtschaftslehre an der London School of Economics (LSE) beschäftigt sich in ihren Arbeiten unter anderem mit internationaler politischer Ökonomie, Geldpolitik und speziell damit, wie Lohnrigidität die geldpolitische Transmission beeinflusst. Mit Lohnrigidität bezeichnen Ökonomen Phasen, in denen sich die Löhne nur langsam oder gar nicht an veränderte Marktbedingungen anpassen.

„Insgesamt schlägt ihre Arbeit eine Brücke zwischen Theorie und Praxis und prägt maßgeblich, wie Zentralbanken und internationale Institutionen über makroökonomische Stabilisierung nachdenken“, begründet das IfW die Auszeichnung. Auch in Tenreyros Lebenslauf findet sich diese Brücke zwischen Theorie und Praxis. Die 52-jährige Wissenschaftlerin war von 2017 bis 2023 Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Bank of England. Durch diese Tätigkeit nahm sie Einfluss auf die britische Geldpolitik in einer Zeit, in der sich das Land mit den wirtschaftlichen Folgen von Brexit und Corona-Pandemie auseinandersetzen musste. Zuvor arbeitete sie auch für die Federal Reserve in Boston und war externes Mitglied des geldpolitischen Ausschusses der Zentralbank von Mauritius.

Für ihre Verdienste um Großbritannien wurde die britisch-italienisch-argentinische Ökonomin 2023 zum Commander of the Order of the British Empire (CBE) geschlagen. Zwei Jahre vorher erhielt Tenreyro zusammen mit ihrem LSE-Kollegen Ricardo Reis den international renommierten Yrjö-Jahnsson-Preis. Zehn der bisherigen Preisträger erhielten später dann den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften, zuletzt 2024 Daron Acemoglu.