Italienische Großbank

Orcel wirbelt Unicredit kräftig durcheinander

Unicredit-CEO Andrea Orcel hat die Bank seit seinem Amtsantritt im April 2021 kräftig durcheinandergewirbelt. Manager mussten reihenweise gehen. Doch der Erfolg gibt ihm bisher Recht.

Orcel wirbelt Unicredit kräftig durcheinander

Orcel wirbelt Unicredit kräftig durcheinander

bl Mailand

Unicredit-CEO Andrea Orcel (60) wird manchmal als der Cristiano Ronaldo unter den Bankern bezeichnet. So wie der portugiesische Fußballstar manchmal Gegner schwindelig spielt, so wirbelt Orcel seit seinem Amtsantritt im April 2021 das Management durcheinander – von den Finanzen bis hin zur Kommunikation. Nachdem zunächst viele Manager aus der Ära seines Vorgängers Jean-Pierre Mustier gehen mussten, trifft es nun solche, die Orcel selbst geholt hatte wie die Chinesin Jingle Pang, die die digitale Transformation vorantreiben sollte. Doch der CEO war offenbar nicht zufrieden. Während Pang immerhin zwei Jahre lang blieb, traf es den Niederländer Bart Schlatmann schon nach acht Monaten: Er musste den Posten des Group Chief Operating Officer für den Orcel-Vertrauten Gianfranco Bisagni räumen.

Orcel ist ungeduldig, wenn es nicht läuft, vor allem wenn es nicht schnell läuft. Er setzt auf Vereinfachung, Einsparungen, reduziert das mittlere Management. Und er kooperiert mit Partnern wie der Allianz oder CNP bei Versicherungen oder Azimut im Asset Management, da wo diese Gesellschaften mehr Kompetenzen haben.

Sein Vorgehen schafft bisweilen Unruhe und Desorientierung, denn Sicherheiten gib es nicht mehr unter Orcel, der mit Bezügen von bis zu 10,5 Mill. Euro jährlich zu den bestbezahlten Bankern Europas zählt. Allerdings bietet die rasche Transformation auch Chancen für Talente, insbesondere im Digitalsektor und im Risikomanagement.

Orcel prüft und entscheidet schnell. So geschehen bei der Monte dei Paschi di Siena, deren Übernahme er ablehnte. Das Russland-Engagement wurde rasch reduziert, was 1 Mrd. Euro kostete.

Auf der Ertragsseite hat Orcel geliefert: Dank der deutlichen Reduzierung der Risikovorsorge, massiver Kostensenkungen und des stark gestiegenen Zinsüberschusses ist der Gewinn 2022 gegenüber 2021 verdreifacht worden. Für das erste Quartal 2023 wurden Rekordgewinne ausgewiesen. Davon profitierten auch die Aktionäre: in Form hoher Ausschüttungen und von Aktienrückkaufprogrammen.

Analysten, die durchwegs zum Kauf bzw. zur Aufstockung raten, erwarten für das zweite Quartal einen weiteren Gewinnanstieg. Im Durchschnitt sehen sie ein Kursziel von 26,99 Euro. Die UBS nimmt sogar 34 Euro ins Visier. Dabei hat sich der Aktienkurs seit Orcels Amtsantritt bereits auf 22,15 Euro verdreifacht. Mit einer Marktkapitalisierung von 43 Mrd. Euro macht sich Unicredit drauf und dran zu Intesa Sanpaolo (46,3 Mrd. Euro) aufzuschließen. Das schien vor Monaten noch undenkbar.