Ehemaliger US-Gouverneur nun KI-Unternehmer

Perrys gewagter Sprung in die KI-Branche

Rick Perry hat in seinem Heimatstaat Texas eine Bilderbuchkarriere als Politiker gemacht. Nun versucht er sich als KI-Unternehmer. Perrys Neugründung Fermi steht aber vor hohen Hürden.

Perrys gewagter Sprung in die KI-Branche

Perrys gewagter Sprung in die KI-Branche

det Washington

Dass er nach den Sternen greift, ist für Rick Perry nicht neu. Schließlich hatte der frühere Gouverneur des US-Staates Texas Ambitionen, das höchste Amt im Lande zu erobern, scheiterte aber kläglich. Fraglich ist auch, ob sein jüngstes Vorhaben, nämlich den weltgrößten Kraftwerkskomplex für künstliche Intelligenz (KI) in Betrieb zu nehmen, vom Erfolg gekrönt sein wird. Der Karrierepolitiker ist Mitbegründer des Unternehmens Fermi. Doch zwei Wochen nach dem Börsengang des Unternehmens bestehen weiter Zweifel an der Tragfähigkeit des Geschäftsmodells.

Fermis Ziel ist es, bei Amarillo im Nordwesten von Texas den weltgrößten Datenzentrums-Campus aus dem Boden zu stampfen. Sollte es gelingen, bis 2032 vier Kernkraftwerke in Betrieb zu nehmen, dann könnte Fermi doppelt so viel Strom produzieren wie alle New Yorker Versorgungsunternehmen zusammen. Die ehrgeizigen Pläne illustrieren zum einen den immensen Energiebedarf von Rechenzentren der KI-Industrie. Zugleich offenbaren sie aber eklatante Schwachstellen in Fermis Geschäftsmodell. 

Finanzierung mit IPO-Erlösen

Denn mit den Bauvorhaben wurde noch nicht einmal begonnen. Die Infrastruktur will Perrys Firma vielmehr mit den Erlösen aus dem IPO finanzieren. Dazu gesellen sich regulatorische Hürden, die sich beim Bau von Kernkraftwerken immer auftun. Die Fermi-Aktie schoss am Tag des Börsengangs um mehr als 50% auf über 32 Dollar hoch und hat sich mittlerweile um 30 Dollar stabilisiert. Gleichwohl sehen Kritiker eine Parallele zur früheren Dotcom-Blase. Auch damals hatten Firmen, die noch keinen einzigen Dollar an Umsatz erwirtschaften hatten, plötzlich einen Börsenwert, der in die zweistelligen Milliarden ging. Zudem meinen Kritiker, dass Perry sich wie bei seinen Präsidentschaftskampagnen übernommen haben könnte. Schließlich ist der gebürtige Texaner kein Unternehmer, sondern ein Karrierepolitiker. Nach fünf Jahren in der US-Luftwaffe wurde er mit 35 Jahren als Demokrat in das texanische Parlament gewählt. Später wechselte er das Lager. Als Mitglied der republikanischen Partei wurde Perry Landwirtschaftsminister und dann stellvertretender Regierungschef.

Schmerzhafte Erinnerungen

Nachdem im Jahr 2000 George W. Bush zum 43. Präsidenten gewählt wurde, übernahm Perry dessen Job als Gouverneur. Er wurde drei Mal wiedergewählt und bliebt über 14 Jahren im Amt. Unstrittig ist aber, dass der Mann mit einem Bachelor-Abschluss in Tierwissenschaften in der KI-Branche keineswegs in seinem Element ist. Der jüngste Ausflug mit dem Startup Fermi erinnert viele an seinen peinlichsten Fehltritt während der ersten von Perrys zwei Kampagnen für den Chefsessel im Weißen Haus. So konnte er sich 2011 während einer Debatte der republikanischen Kandidaten nicht an das dritte Bundesressort erinnern, das er als Präsident abschaffen würde. „Eliminieren würde ich das Bildungsministerium, das Handelsministerium und ... ich weiß es nicht mehr. Oops!“. Die Ironie besteht darin, dass Perry damals ausgerechnet jenes Energieministerium abschaffen wollte, das er während US-Präsident Donald Trumps erster Amtszeit zwei Jahre lang steuerte.

Immerhin verstehen Perry und Mitbegründer Toby Neugebauer, dass Investoren nicht bis 2032, dem anvisierten Zeitpunkt für die Inbetriebnahme der Reaktoren, warten wollen. Deswegen haben sie versprochen, bis Ende 2026 mit Gaskraftwerken und Solaranlagen genug Strom zu produzieren, um 27.000 texanische Haushalte zu versorgen. Auch hat Perry sein politisches Geschick bewiesen. So erwägt er, den Kraftwerkskomplex nach Präsident Trump zu benennen. Das wird Fermi den Erhalt von Genehmigungen durch die Nuclear Regulatory Commission (NRC) bestimmt deutlich erleichtern.

Produktion mit Gas und Solarkraft

Dort konnte sich Perry zum einen deswegen nicht länger halten, weil ihm nachgesagt wurde, nichts von dem Metier zu verstehen und auch kein Interesse an Energiepolitik gezeigt zu haben. Zum Verhängnis wurde dem Minister aber seine undurchsichtige Rolle beim Skandal um den ukrainischen Erdgaskonzern Burisma. Dieser führte schließlich zu Trumps erstem Amtsenthebungsverfahren.