Philips-Aktionäre sauer auf Ex-CEO
Philips-Aktionäre sauer auf Ex-CEO
hek Frankfurt
Die Aktionäre des Medizintechnikkonzerns Philips haben dem Vorstand auf der Hauptversammlung die Entlastung verweigert. Das ist ein höchst ungewöhnlicher Schritt für ein renommiertes Großunternehmen. Der Anteil der Gegenstimmen fiel mit 76,4% sogar bemerkenswert hoch aus. Denn die einflussreichen Stimmrechtsberater Institutional Shareholder Services und Glass Lewis hatten sich gegen eine Entlastung positioniert. Sie wollten damit ihre “Unzufriedenheit in Bezug auf ein früheres Mitglied des Management Boards signalisieren”, wie Philips in einer Mitteilung arg kryptisch formuliert.
Gemeint ist der frühere CEO Frans van Houten. Gegen ihn richtet sich der Unmut der Aktionäre. Ihr Frust speist sich nicht allein aus dem Debakel um den millionenfachen Rückruf von Schlaftherapiegeräten, der dem niederländischen Konzern nicht nur 1,6 Mrd. Euro Jahresverlust beschert hat, sondern auch Sammel- und Einzelklagen von Patienten auf Schadenersatz.
Mehr noch: Van Houten bestand auf seinen Bonus, während andere Vorstände auf die Sonderzahlung verzichteten. Der Vertrag des Ex-CEOs lief bis Ende April 2023. Das Unternehmen werde seinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen, heißt es im Vergütungsbericht.
Da keine Einzelentlastung angesetzt war, nahmen die Anteilseigner den Weg, ihren Unmut durch kollektive Abstrafung auszudrücken. Eine Nichtentlastung beschädigt die Reputation, hat aber weitgehend symbolischen Charakter. Van Houten gehörte dem Vorstand bis Mitte Oktober 2022 an. Seitdem steht Nachfolger Roy Jakobs an der Spitze des Managements. Die Philips-Aktie ist infolge des teuren Rückrufs abgestürzt. Im Vergleich zum Frühjahr 2021 hat sie rund 60% verloren.
Dem Aufsichtsrat erteilten die Aktionäre dagegen mit 94,8% Ja-Stimmen die Entlastung und CFO Abhijit Bhattacharya wurde mit 99,3% wiedergewählt.