Nachfolge an Konzernspitze

Wiedekings einstiger Ausputzer Leiters soll Porsche übernehmen

Oliver Blume tritt als Vorstandsvorsitzender von Porsche ab. Der ehemalige McLaren-Chef Michael Leiters soll ihm nachfolgen. Der 54-Jährige bringt Erfahrung und das Vertrauen der Eigentümerfamilien mit.

Wiedekings einstiger Ausputzer Leiters soll Porsche übernehmen

Wiedekings einstiger Ausputzer soll Porsche übernehmen

dpa-afx Zuffenhausen

Als Nachfolger von Oliver Blume an der Spitze des Sportwagenbauers Porsche steht der frühere McLaren-Chef Michael Leiters zur Verfügung. In Zuffenhausen ist der 54-Jährige kein Unbekannter. Er war früher 13 Jahre bei der VW-Tochter tätig und kam zu Porsche in der Ära von Wendelin Wiedeking. Leiters war sein Assistent und galt manchen auch als sein Ausputzer. Die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kennen den promovierten Maschinenbauer, der an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen studierte, gut. Er genieße ihr Vertrauen, hieß es in der Vergangenheit über ihn. Dem Vernehmen nach hatten sie als Blume-Nachfolger einen externen Kandidaten bevorzugt.

Verfechter von Leichtbau

Leiters hatte sich bei dem Sportwagenbauer hochgearbeitet. Menschen, die ihn kennen, beschreiben ihn als analytischen und strategischen Manager. Der zweifache Familienvater gilt als Verfechter von Leichtbau. Sein Name wird bei Porsche vor allem mit dem Cayenne in Verbindung gebracht. Der potenzielle Blume-Nachfolger verließ den Sportwagenbauer in der Zeit, als Matthias Müller an der Spitze der Schwaben stand. Danach wurde er zunächst Technikchef bei Ferrari, bevor er zu McLaren wechselte.

Mr. Cayenne

Leiters hatte bereits im April als Chef des britischen Sportwagenherstellers McLaren aufgehört und kann daher kurzfristig bei Porsche übernehmen. Sowohl Ferrari als auch McLaren sind deutlich kleiner als Porsche. McLaren verkaufte zuletzt wenige tausend Autos pro Jahr und machte damit einen Umsatz von einigen hundert Millionen Pfund.

Aufgaben für Leiters gibt es bei Porsche genug: Aus dem erfolgsverwöhnten Sportwagenbauer ist ein Unternehmen im Krisenmodus geworden. Der Absatz ließ zuletzt zu wünschen übrig, vor allem in China lief es deutlich schlechter. Auch die US-Einfuhrzölle belasten das Geschäft. Wegen des schleppenden Wandels zur E-Mobilität musste Porsche auch seine E-Strategie ändern – und setzt nun wieder mehr auf Verbrenner und Hybrid-Antriebe. Doch damit sind Investitionen in Milliardenhöhe verbunden. Der Gewinn rauschte in den Keller. Der Konzernüberschuss von Januar bis Juni lag bei 718 Mill. Euro – das waren 71% weniger als ein Jahr zuvor. Deshalb plant Porsche, in der Region Stuttgart 1.900 Stellen zu streichen. Ein weiteres Sparprogramm soll in den nächsten Wochen verhandelt werden. Dabei dürfte neben zusätzlichen Stellenstreichungen auch die Jobsicherung zur Debatte stehen.

Generationswechsel eingeleitet

Der Abgang von Porsche-Chef Blume hatte sich zuletzt angedeutet. Der Top-Manager, der seit gut drei Jahren auch die Konzernmutter Volkswagen leitet, hatte bei dem Sportwagenbauer zuletzt einen Generationswechsel eingeleitet. Mehrere Vorstände wurden ausgetauscht. Neu in der Führung der VW-Tochter sind seit dem Sommer Personalchefin Vera Schalwig und Beschaffungsvorstand Joachim Scharnagl. Zuvor waren im Frühjahr bereits die Posten des Finanz- und Vertriebschefs überraschend neu besetzt worden.