Stabwechsel

Post-Chef Appel bleibt noch ein bisschen

Die Deutsche Post bekommt einen neuen Chef – allerdings erst in eineinhalb Jahren. CEO Frank Appel wird im Mai 2023 vom bisherigen Post--Paket-Deutschlandchef Dr. Tobias Meyer abgelöst werden.

Post-Chef Appel bleibt noch ein bisschen

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Die Deutsche Post bekommt einen neuen Chef – allerdings erst in eineinhalb Jahren. CEO Frank Appel wird im Mai 2023 vom bisherigen Post-&-Paket-Deutschlandchef Dr. Tobias Meyer abgelöst werden, wie das Dax-Unternehmen am Mittwoch nach einer Aufsichtsratssitzung mitteilte. Der 60-jährige Appel wird seinen am 31. Oktober 2022 auslaufenden Vertrag nur um ein halbes Jahr verlängern, bis zur HV 2023.

Eine solche Rochade ist ungewöhnlich. Beobachter halten es für möglich, dass der künftige Post-Chef Meyer so etwas mehr Zeit bekommt, um sich einzuarbeiten. Gleichzeitig würde Appel schnell genug ausscheiden, um an die Spitze des Telekom-Aufsichtsrats wechseln zu können, ohne der Kritik an der „Ämterhäufung“ lange Tür und Tor zu öffnen. Über die Telekom-Personalie wird seit Tagen spekuliert, dieses Mandat könnte der Post-Chef im Frühjahr 2022 übernehmen (vgl. BZ vom 8. Dezember). Appel wäre nicht der erste Post-Chef an der Spitze des Telekom-Aufsichtsrats – auch sein Vorgänger Klaus Zumwinkel übernahm vorübergehend beide Aufgaben.

Appel kam 2008 auf den Chefposten bei der Post, so lang ist kein anderer Vorstandsvorsitzender eines Dax-Konzerns im Amt. Unter seiner Führung wuchs der Konzern kräftig, zuletzt wurden Rekordergebnisse am Fließband erwirtschaftet. Appels designierter Nachfolger Meyer (Jahrgang 1975) ist seit 2013 im Konzern und seit März 2019 Mitglied des Vorstandes. Davor war er zwölf Jahre bei McKinsey, auch Appel war vor seiner Post-Karriere bei der Unternehmensberatung. Der Aufsichtsratschef der Post, Nikolaus von Bomhard, nannte Meyer einen „ausgewiesenen Kenner des Konzerns“.

Meyer hat bei McKinsey führende Unternehmen aus den Bereichen Logistik, Schifffahrt und Luftfahrt beraten, darunter auch den Bonner Konzern, bevor er dort 2013 die Leitung der Konzernentwicklung übernahm. Der künftige Post-Chef hat Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Luftfahrttechnik studiert und im Bereich Maschinenbau an der TU Darmstadt promoviert.

„Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschieden, mich nicht mehr für eine weitere volle Amtszeit zur Verfügung zu stellen“, wird Appel zitiert. Mit Meyer übernehme „ein Topmanager und großartiger Kollege“: „Ich könnte mir keinen besseren Nachfolger vorstellen.“

Das dürften zumindest viele Investoren anders sehen. Bei ihnen galt Finanzvorständin Melanie Kreis als Wunschkandidatin, am Kapitalmarkt genießt die Physikerin hohes Ansehen. Kreis, gerade erst zum „CFO des Jahres 2021“ gekürt, ist auch im Konzern äußerst beliebt und gut vernetzt, hatte aber nach Angaben aus Unternehmenskreisen kein Interesse an der Position des CEO. Die Mutter von zwei Kindern führt das Finanzressort seit fünf Jahren.

Der künftige Post-Chef Meyer übergibt seine jetzige Funktion als Vorstand für Post & Paket Deutschland im Juli 2022 an Nikola Hagleitner, die bisher Vertriebschefin dieses Konzernbereichs ist. Dann übernimmt Meyer die Konzernentwicklung (Global Business Services) von Appel, um im darauffolgenden Frühjahr auf dem Chefsessel im Bonner Post-Tower Platz zu nehmen.

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