Private-Markets-Mitarbeiter des Monats
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Private-Markets-Mitarbeiter des Monats
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Christian Hecker hat diese Woche das geschafft, wovon die ganze Asset-Management-Branche seit Jahren träumt. Auf einen Schlag hat der Gründer des Neobrokers Trade Republic 10 Millionen Kunden via Push-Nachricht auf dem Smartphone darüber informiert, dass es für Privatanleger neben Aktien, Anleihen und Krypto auch eine Welt abseits der Börse gibt, wo Marktzielrenditen von 12% warten. Netto versteht sich, also nach Abzug aller Kosten.
Trade Republic steigt in das Private-Markets-Segment ein. Dafür kooperiert Hecker zum Start mit den beiden Private-Equide-Schwergewichten Apollo aus den USA und EQT aus Schweden. In deren European Longterm Investment Funds (ELTIFs) können Kunden von Trade Republic über die App seit dieser Woche investieren – und das ab 1 Euro. Für Hecker und Trade Republic ist das ein großer Schritt, denn der Broker will sich dadurch zum Vermögensverwalter weiterentwickeln.
Hecker führt Private Markets in den Mainstream
Mit dieser strategischen Entscheidung macht sich Hecker gewollt oder ungewollt aber auch zum Helfer für die Private-Markets-Industrie. Diese tut sich bislang nämlich sehr schwer, ihre institutionellen Private-Markets-Produkte großflächig unter deutsche Privatanleger zu bringen. Hecker und Trade Republic heben Private Markets in Deutschland aus der Nische in den Mainstream. Auf jeden Fall in der Wahrnehmung und vielleicht auch beim Investitionsvolumen. 10 Millionen Kunden und 150 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen sind ein Wort. Die spannende Frage ist, wie viele Kunden und Kapital Hecker in die Private Markets führen wird. Der potenzielle Hebel von Trade Republic ist ungleich höher als bei spezialisierten Plattformen wie beispielsweise Moonfare, Liqid oder Nao, die deutlich weniger Kunden haben.
Damit einher geht für Hecker aber auch ein hohes Maß an Verantwortung. Trade Republic hat neben einem Aufklärungsauftrag auch eine wichtige Gate-Keeper-Funktion. Mit der Auswahl der über die App investierbaren Fondspartner hat der Broker großen Einfluss darauf, welche Privatmarktfonds am Ende in den Portfolios der Anleger landen werden. Gleichzeitig könnte Hecker mit seinem internen Kundenmarktplatz aber auch ein sehr großes Problem der ELTIF-Industrie abschwächen: die Frage nach der Liquidität.
Das Grundproblem für Assetmanager besteht darin, eine per Definition illiquide Anlageklasse für Privatanleger zumindest ein Stück weit liquide zu machen. Das ELTIF-Regelwerk sieht Möglichkeiten vor, damit Anleger ihre Fondsanteile unter bestimmten Bedingungen zurückgeben können. Je nach Anbieter kann das jedoch wenige bis viele Monate dauern, weshalb ELTIF-Kritiker an dieser Stelle gerne von einer „Scheinliquidität“ sprechen, die es faktisch nicht gebe. In Heckers internem Marktplatz liegt damit das größte Innovationspotenzial.