Airline-Industrie

Qatar Airways-Chef Al Baker übergibt das Ruder

Qatar Airways-Chef Akbar Al Baker tritt Anfang November nur wenige Tage vor Beginn der Dubai Airshow ab. Nachfolger als Airline-Chef wird der bisherige COO des Flughafens in Doha.

Qatar Airways-Chef Al Baker übergibt das Ruder

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Chef von Qatar Airways kündigt Rückzug an

Flughafenchef Badr Mohammed Al-Meer soll Nachfolger werden

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Von Gesche Wüpper, Paris

Er gilt als einer der wichtigsten Airline-Chefs weltweit. Und als einer der scharfzüngigsten. Noch. Denn nun wurde bekannt, dass Akbar Al Baker nach fast 30 Jahren an der Spitze von Qatar Airways bereits am 5. November das Ruder an Badr Mohammed Al-Meer übergeben wird, nur wenige Tage vor Beginn der Dubai Airshow. Al-Meer ist seit neun Jahren Chief Operating Officer des Hamad International Airport in Doha, dem Heimatflughafen von Qatar Airways.

Die Nachricht vom Rücktritt des 61-jährigen Al Baker kam überraschend. Der Emir von Katar, Scheich Tamim bin Hamid Al Thani, soll Al Baker bereits am Wochenende als Präsident der Tourismusbehörde des Landes abgelöst haben. Gründe dafür wurden bisher nicht bekannt. Qatar Airways machte ebenfalls keine weiteren Angaben zu dem Führungswechsel. Ob Al Baker weitere Posten niederlegt, ist unklar.

Der Absolvent eines Internats im indischen Panchgani und des Sydenham College of Commerce and Economics in Mumbai ist seit 2021 Vorstandsvorsitzender der Airline-Allianz Oneworld und nicht-geschäftsführender Direktor der Heathrow Airport Holdings. Er gehört zudem den Vorständen der Branchenverbände IATA (International Air Transport Association) und Arab Air Carriers‘ Organization an.

Als Chef von Qatar Airways steht Al Baker auch an der Spitze einer Reihe von Tochtergesellschaften der Fluggesellschaft. Dazu gehören unter anderem der Doha International Airport, die Duty Free-Aktivitäten und das Cateringgeschäft. Der Manager, der selbst eine Privatpilotenlizenz besitzt, war 1997 Chef der drei Jahre zuvor gegründeten Fluggesellschaft geworden, nachdem er vorher die Luftfahrtbehörde Qatar Civil Aviation Directorate geleitet hatte.

Als er begann, hatte Qatar nur vier Maschinen

Ihm ist zu verdanken, dass aus Qatar Airways eine der renommiertesten, mehrfach von Skytrax ausgezeichneten Airline geworden ist. Als er bei ihr begann, besaß sie gerade mal vier Flugzeuge. Konkurrenten wie Emirates und Gulf Air hätten ihn deshalb damals nicht ernst genommen, sagte Al Baker einmal der Fachzeitung „Flight Global“. Inzwischen hat er die Flotte von Qatar Airways auf 248 Maschinen ausgebaut.

Für Airbus und Boeing war er nicht nur ein wichtiger Kunde, weil er für Großaufträge sorgte, sondern auch, weil Qatar Airways an zahlreichen anderen Fluggesellschaften beteiligt ist. Al Baker sorgte jedoch nicht nur mit Erstauslieferungen für Schlagzeilen, sondern auch damit, dass er gerne mal in letzter Minute die Annahme verweigerte und sich über angebliche Qualitätsmängel beklagte. Als die arabischen Nachbarn Katar 2017 bis 2021 boykottierten, ergriff er immer wieder öffentlich Position.

Airbus müsse noch lernen, wie man Flugzeuge baue, giftete Al Baker 2011 auf der Dubai Airshow, als er kurzfristig eine mit dem Flugzeugbauer geplante Pressekonferenz absagte. Mit Airbus stritt Qatar Airways auch über ein Jahr lang vor Gericht über Lackschäden beim A350-Langstreckenjet. Erst im Februar einigten sich die beiden Streithähne. Qatar Airways hatte 23 A350-Jets am Boden gelassen und Schadenersatz gefordert. Airbus hatte daraufhin eine Bestellung der Airline für 50 A321-Mittelstreckenjets storniert.

So unterhaltsam Al Baker mit seiner spitzen Zunge sein konnte, so ging er doch manchmal zu weit. So musste er sich etwa öffentlich dafür entschuldigen, dass er Flugbegleiter amerikanischer Airlines als Großmütter verspottet hatte. Mit Al-Meer an der Spitze könnte es für Qatar Airways vielleicht einfacher werden, neue Landerechte zu verhandeln.

Badr Mohammed Al-Meer

Der scheidende Airline-Chef hat sich letztes Jahr noch als Gastgeber der IATA-Hauptversammlung in Doha feiern lassen. Für das Abendprogramm hatte er extra Jennifer Lopez und Christina Aiguillera einfliegen lassen.

Anerkannter Nachfolger

Sein Nachfolger genieße in der Flughafenszene einen guten Ruf, berichten Branchenkenner. So habe Al-Meer eine entscheidende Rolle beim Ausbau des Hamad International Airport in eines der wichtigsten Drehkreuze der Region gespielt. Der im Libanon aufgewachsene Manager hat ein Ingenieursstudium an der American University in Beirut und an der University of Colorado in den USA absolviert.

Bevor er COO des Flughafens wurde, hat Al-Meer neun Jahre lang für den staatlichen Baukonzern United Development Company gearbeitet. Als Senior Vice President war er zudem bereits damals für die Sparte von Qatar Airways verantwortlich, die für Gebäudemanagement und Kapitalprojekte zuständig ist.

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