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Qatar-Airways-Chef hält am Wachstumskurs fest

Von Gesche Wüpper, Toulouse Börsen-Zeitung, 23.2.2018 Er ist als anspruchsvoll und schwierig bekannt. Und als jemand, der gerne als Erstkunde eines neuen Flugzeugmodells für Schlagzeilen sorgt. Deshalb holte Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker nun...

Qatar-Airways-Chef hält am Wachstumskurs fest

Von Gesche Wüpper, ToulouseEr ist als anspruchsvoll und schwierig bekannt. Und als jemand, der gerne als Erstkunde eines neuen Flugzeugmodells für Schlagzeilen sorgt. Deshalb holte Qatar-Airways-Chef Akbar Al Baker nun bei Airbus in Toulouse den ersten A350-1000 ab, die größte Version des neuen Langstreckenjets. Die Maschine, die in der Business Class mit den von Al Baker entwickelten QSuite-Sitzen ausgestattet ist, soll am Samstag den Dienst von Doha nach Heathrow aufnehmen. “Ich bin sehr froh, zum zweiten Mal als Erstkunde hier zu sein”, erklärte Al Baker. Denn Qatar Airways hatte Ende 2014 auch das erste Exemplar des sieben Meter kürzeren A350-900 erhalten. Der Golf-Carrier hat insgesamt 39 Exemplare davon und 37 Stück des A350-1000 bestellt. Al Baker gab sich bei der Auslieferung kämpferisch. “Was haben unsere Gegner durch die Blockade erreicht? Nichts. Sie sind gescheitert”, sagte er. “Heute beweisen wir unseren Gegnern, dass sich Qatar Airways, die besonders unter der Blockade leiden sollte, trotzdem weiterentwickelt.” So will Qatar Airways weiter expandieren und in diesem Jahr 30 neue Flugzeuge in Empfang nehmen, darunter sechs Exemplare des A350-1000. Natürlich führe die Blockade für seine Airline zu höheren operativen Kosten, da sie den Luftraum von Saudi-Arabien, der Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten umfliegen muss, gab Al Baker später zu. Aber Qatar Airways könne das so lange aushalten wie nötig. “Es ist möglich, dass wir einige Bestellungen für den A350-900 in Aufträge für den A350-1000 umwandeln”, erklärte er. Wahrscheinlich jedoch nicht mehr als fünf Exemplare. An einer zusätzlichen Bestellung von weiteren A380 habe Qatar Airways dagegen derzeit kein Interesse, so Al Baker. Der Golf-Carrier hat zehn Exemplare des Großraumjets bestellt und soll das letzte im April erhalten. Eine Option für drei weitere A380 will er erstmal offenbar nicht einlösen. Auch an der von Airbus kürzlich übernommenen C-Series von Bombardier habe Qatar derzeit kein Interesse, sagte Al Baker. Dagegen sei er sehr an Überschall-Flügen interessiert. Wenn das private Unternehmen, das derzeit an einem 55-Sitzer arbeite, sich auf einen Triebwerkshersteller festlege, wäre Qatar Airways an einigen Exemplaren interessiert, gern auch als Erstkunde. Das einzige Projekt, auf das die Beschreibung passt, ist Boom aus den USA. Die Auslieferungszeremonie des A350-1000 wurde auch zu einer Abschiedsveranstaltung für Fabrice Brégier, den langjährigen Chef der Flugzeugbausparte von Airbus. Der 56-Jährige war seit 2017 zudem Chief Operating Officer des Mutterkonzerns. Sein Ausscheiden ist eine Folge des durch die Korruptionsermittlungen gegen Airbus ausgelösten Machtkampfs an der Spitze des Luft- und Raumfahrtkonzerns. Er wolle ihm dafür danken, dass er all den Druck ausgehalten habe, den er auf ihn ausgeübt habe, sagte Al Baker, der darauf bestanden haben soll, dass Brégier und nicht sein Nachfolger die Auslieferung vollzog. “Es bricht mir das Herz, dass ich jetzt mit Fabrice einen Freund und auch einen großen Pionier und Unternehmensführer verliere.” Als Brégier wenig später gefragt wird, was für ihn der größte Erfolg während seiner Zeit bei Airbus gewesen sei, antwortet Al Baker einfach an seiner Stelle: “Natürlich die Auslieferung des A350-1000.” Das hätte er selbstverständlich auch sagen wollen, sagt Brégier. “Wahrscheinlich das A350-Programm”, fügt er dann hinzu. Denn es sei ihm zusammen mit Programmchef Didier Evrard gelungen, den neuen Langstreckenjet ohne große Verspätungen und Probleme auf den Weg zu bringen. Airbus liegen für den A350-1000 insgesamt 169 Bestellungen vor, für den kleineren A350-900 dagegen 854. Bisher habe sich Airbus nicht auf die Werbung für den A350-1000, sondern auf den A350-900 konzentriert, sagte Brégier. Jetzt sei es an der Zeit, den A350-1000 aggressiver zu vermarkten. Denn der Flugzeugbauer will ihn als Ersatz für den 777-300ER platzieren, wenn Airlines den Boeing-Jet ausmustern. Das dürfte ab 2022/23 der Fall sein, meint Brégier. Fluggesellschaften vom A350-1000 zu überzeugen und die A350-Produktion bis Ende des Jahres auf zehn Maschinen pro Monat zu steigern, ist nun Aufgabe von Brégiers Nachfolger Guillaume Faury.