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Qiagen-Chef Schatz geht Knall auf Fall

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Börsen-Zeitung, 9.10.2019 Selten ist es berechtigter, vom Ende einer Ära zu sprechen: Mit Peer M. Schatz geht einer der dienstältesten Vorstandschefs in den oberen Börsenligen von Bord. Sein Abgang kommt jedoch...

Qiagen-Chef Schatz geht Knall auf Fall

Von Antje Kullrich, DüsseldorfSelten ist es berechtigter, vom Ende einer Ära zu sprechen: Mit Peer M. Schatz geht einer der dienstältesten Vorstandschefs in den oberen Börsenligen von Bord. Sein Abgang kommt jedoch ziemlich überraschend. Der Manager geht Knall auf Fall.Seit 2003 führte der heute 54-Jährige Qiagen, zuvor war er bereits zehn Jahre Finanzchef des Unternehmens. Bei dem Einstieg des damals 28-jährigen Jungmanagers im Jahr 1993 war Qiagen ein Start-up mit 2 Mill. Dollar Umsatz und kaum mehr als zwei Dutzend Beschäftigten. Heute sind es 5 200 Mitarbeiter weltweit, der Marktwert des Biotechunternehmens beträgt trotz des Einbruchs am Dienstag 5,3 Mrd. Euro.Peer M. Schatz hat Qiagen geprägt wie kaum ein anderer CEO seinen Konzern. Von einem DNA-Probenaufbereiter formte er den Konzern zu einem milliardenschweren Diagnostikunternehmen, das sich heute immer stärker in Richtung Bioinformatik orientiert. Doch die häufige Anpassung des Geschäftsmodells hat das Unternehmen auch immer wieder viel Kraft gekostet, an den Ergebniserwartungen musste in den vergangenen Jahren ab und an geschraubt werden.Die Nähe zur Biochemie ist Schatz quasi in die Wiege gelegt worden. Sein Vater ist Prof. Gottfried Schatz, der als Mitentdecker der mitochondrialen DNA gilt. Sein Sohn jedoch schlug die wissenschaftliche Laufbahn nicht ein. Der 1965 in New York geborene Filius wuchs in den USA und in der Schweiz auf und studierte nach dem Abitur an der renommierten Managerschmiede der Universität St. Gallen. 1990 erwarb er zusätzlich einen MBA an der University of Chicago. Schatz hat Qiagen an die Nasdaq und an den Neuen Markt geführt – der Konzern zählt zu den wenigen erfolgreichen Überlebenden des gescheiterten Tech-Segments aus der Phase der New Economy. Über viele Jahre gehörte Schatz auch der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex an, aus der er 2011 ausschied. Schatz wolle sich beruflich neu orientieren, heißt es bei Qiagen. Er soll dem Aufsichtsrat als Berater weiter zur Verfügung stehen und beabsichtigt nach eigener Aussage, ein signifikanter Aktionär zu bleiben. Er hält etwa 1,3 % des Grundkapitals.Ausgestattet mit vielen Lobeshymnen vom Aufsichtsrat und seinem Interims-Nachfolger, ist der Abgang doch alles andere als ein glanzvoller: Schatz geht mit sofortiger Wirkung – am gleichen Tag, an dem das Unternehmen ein rund 260 Mill. Dollar teures Restrukturierungspaket verkündet. Sein Statement in der Pressemitteilung wirkte in diesem Zusammenhang seltsam deplatziert, da er “nach 27 fantastischen Jahren” von “jetzt” als “einem geeigneten Zeitpunkt” sprach, den Stab an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu übergeben. Schlecht vorbereitetWohl vorbereitet wirkt der Chefwechsel nicht: Qiagen präsentierte am Dienstag keinen Nachfolger, sondern lediglich mit Thierry Bernard einen Interims-CEO. Der 55-Jährige ist seit 2015 bei Qiagen für das Hauptstandbein Molekulardiagnostik als Senior Vice President verantwortlich. Vorher arbeitete er für die französische Biomerieux. An seiner Seite bleibt der langjährige Finanzvorstand Roland Sackers.Auch Analysten zeigten sich in ihren Kommentaren überrascht über den plötzlichen Abgang von Schatz. Der Schritt sorge für einige Unsicherheit, lautete der einhellige Tenor der Beobachter.