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Qiagen löst die Führungsfrage

Von Antje Kullrich, Köln Börsen-Zeitung, 26.3.2020 Qiagen hat die seit Monaten offene Führungsfrage mit der naheliegendsten Lösung geklärt: Der seit Oktober amtierende Interims-Chef Thierry Bernard ist zum regulären Chief Executive Officer berufen...

Qiagen löst die Führungsfrage

Von Antje Kullrich, KölnQiagen hat die seit Monaten offene Führungsfrage mit der naheliegendsten Lösung geklärt: Der seit Oktober amtierende Interims-Chef Thierry Bernard ist zum regulären Chief Executive Officer berufen worden. Der 55-Jährige arbeitete viele Jahre für den französischen Qiagen-Wettbewerber Biomérieux und ist erst seit 2015 bei Qiagen tätig. Er verantwortete vor seinem Wechsel an die Konzernspitze als Senior Vice President das Hauptstandbein Molekulardiagnostik. Vom langjährigen Qiagen-Chef Peer Schatz hatte sich das Unternehmen im Oktober überraschend und Knall auf Fall getrennt.Bernard scheint in seinen fünf Monaten als Vorstandsvorsitzender voll überzeugt zu haben. “Thierry Bernard ist eine herausragende Führungskraft – seit er diese Rolle im Oktober 2019 ad interim übernommen hat, hat er Qiagen durch eine Periode bedeutender Veränderungen geführt und dabei mit außergewöhnlichen Leistungen beeindruckt”, lobte Aufsichtsratschef Hakan Björklund in einer Mitteilung.Neue Unruhe durch einen erneuten Wechsel an der Konzernspitze hätte Qiagen aktuelle weniger denn je gebrauchen können. Das Unternehmen steht auf der einen Seite vor der Übernahme durch den weltgrößten Laborausrüster Thermo Fisher Scientific, der nach einigem Hin und Her Anfang März eine Offerte vorgelegt hatte, die Qiagen mit 10,4 Mrd. Euro inklusive Schulden bewertet. Hier steht die Veröffentlichung des Angebotsprospekts noch aus.Auf der anderen Seite geht es bei Qiagen gerade operativ turbulent zu. Gleichzeitig mit der Trennung von Schatz gab der Konzern eine tiefe Restrukturierung bekannt, die im Abschluss 2019 einen Verlust von 41 Mill. Euro bescherte. Nur ein paar Wochen nach Vorlage der desaströsen Zahlen hat sich das Blatt für Qiagen komplett gewendet: In der Coronakrise zählen die RNA-Probenvorbereitungen von Qiagen zu den stark gefragten Produkten weltweit. Denn mit den Reagenzien werden Tests auf das Sars-CoV-2-Virus vorbereitet. Die Kapazität betrug bisher 1,5 Millionen Probenvorbereitungen pro Monat, im April werde sie auf 4,5 Millionen ausgebaut, erläuterte ein Unternehmenssprecher. Im Juli plant Qiagen bereits mit 10 Millionen Einheiten und will die Produktion bis Jahresende auf 20 Millionen hochfahren. Der Umsatz pro Probenvorbereitung betrage 5 Dollar.Außerdem hat Qiagen für einen kleinen Laborautomaten im Portfolio einen Schnelltest auf das neuartige Coronavirus entwickelt, bei dem das Ergebnis binnen einer Stunde vorliegt. Hier ist allerdings nur jeweils ein Test möglich. Für HV in Venlo nominiertQiagen zählt damit zu den wenigen Unternehmen in der aktuellen Lage, die geschäftlich profitieren. Der Aktienkurs liegt nicht weit vom höchsten Stand seit mehr als 15 Jahren entfernt. Unter Bernards Führung hat Qiagen eine schnelle Reaktion und Umstellung der Produktionskapazitäten geschafft.Im Juni soll der Manager nun auf der Hauptversammlung als CEO nominiert werden. Qiagen ist rechtlich eine niederländische N.V. Der Hauptsitz liegt in Venlo, obwohl die Zentrale im 80 Kilometer entfernten Hilden beheimatet ist. Auch der langjährige Finanzvorstand Roland Sackers soll von den Anteilseignern bestätigt werden.