Giovanni Ferrero

Rekorddividende für den Nutella-König

Die Holding Schenkenberg des Ferrero-Eigners Giovanni Ferrero (58) schüttet für das Geschäftsjahr 2021/22 (31.8.) eine Rekorddividende von 765 Mill. Euro aus.

Rekorddividende für den Nutella-König

bl – Die Holding Schenkenberg des Ferrero-Eigners Giovanni Ferrero (58) schüttet für das Geschäftsjahr 2021/22 (31.8.) eine Rekorddividende von 765 Mill. Euro aus. 76% davon fließen Ferrero zu, dem mit einem geschätzten Vermögen von 34,7 Mrd. Euro reichsten Italiener, der Rest anderen Familienmit­gliedern.

Grundlage dieses Reichtums war und ist die berühmte Nuss-Nougat-Creme Nutella. Ihre Vorläufer entstanden, weil die Kakaoeinfuhr wegen der Kontinentalblockade Englands gegen Napoleon unterbrochen war. Giovannis Großvater Pietro hatte dann 1946 eine Creme entwickelt, die der heutigen schon nahe kam. Dessen Sohn Michele, Vater Giovannis, hatte sie weiterentwickelt und zur heutigen Form verfeinert.

Trotz vieler anderer Produkte wie Kinder, Duplo, Rocher, Tic Tac oder dem Schwarztee-Getränk Estathé ist Nutella mit einem geschätzten Um­satz von 2 Mrd. Euro immer noch ein zentraler Erlös-, vor allem aber Ertragsbringer. Als solcher mehrt die Creme das Vermögen der Ferreros. Obwohl die Hügel und Berge um den Firmensitz im piemontesischen Alba voller Haselnusssträucher stehen, kommt der Großteil des Nutella-Hauptrohstoffs seit langer Zeit aus der Türkei.

Giovanni Ferrero steht seit 1997 an der Spitze von Ferrero, anfangs mit seinem 2011 verstorbenen Bruder Pietro Er gilt als reserviert und diskret, interessiert sich weder für Autos noch für Jachten oder Motorräder. „Mein Luxus besteht darin, mir die Zeit für Reisen und zum Schreiben zu nehmen“, hat er einmal gesagt. Besonders gern reist er nach Afrika. Der verheiratete Vater von zwei Kindern, der in den USA Marketing studiert hat, schreibt Romane und andere Bücher.

Doch Giovanni Ferrero ist kein weltfremder Intellektueller. Er führte zahlreiche neue Produkte wie Nutella Biscuits ein. Durch eine Vielzahl von Akquisitionen verringerte er die Saisonabhängigkeit und erweiterte das Sortiment um Kekse (Kellogg’s, Kelsen), Eis (70%-Anteil an der spanischen Ice Cream Factory Comaker) sowie Fruchtsnacks und anderes. Ein Großteil der Übernahmen entfiel auf die USA, wo 8000 der weltweit 39000 Mitarbeiter tätig sind. Ferrero, das im Frühjahr 2022 Probleme wegen Salmonellenfällen in einer Produktion hatte, hat sich zum Ziel gesetzt, den Umsatz alle zehn Jahre zu verdoppeln.

Von den guten Zahlen des für seine großzügigen Sozialleistungen be­kannten Unternehmens profitieren zwar auch die Mitarbeiter, die etwa Prämien erhalten. Hauptnutznießer ist aber die Familie – über die Luxemburger Finanzholding Schenkenberg, die Ferrero International kontrolliert. Sie hat ein Vermögen von 7,1 Mrd. Euro. Ferrero International kam zuletzt auf einen Umsatz von 12,7 Mrd. Euro. Schenkenberg, mehrheitlich von Giovanni Ferrero kontrolliert, hat in den vergangenen drei Jahren 2,3 Mrd. Euro an Dividenden ausgeschüttet. Ferrero stand in der Vergangenheit auch in der Kritik, weil angeblich versucht wird, Steuerzahlungen durch komplizierte und verschachtelte Konstruktionen, die in Niedrigsteuerländern domiziliert sind, zu minimieren.

(Börsen-Zeitung, 25.1.2023)