PERSONEN

Samsung-Vize Lee Jae-yong muss erneut ins Gefängnis

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 19.1.2021 Südkoreas größtes Unternehmen Samsung Electronics muss erneut längere Zeit ohne seine wichtigste Führungsperson auskommen. Ein Gericht in Seoul verurteilte Lee Jae-yong (52), den aktuellen...

Samsung-Vize Lee Jae-yong muss erneut ins Gefängnis

Von Martin Fritz, TokioSüdkoreas größtes Unternehmen Samsung Electronics muss erneut längere Zeit ohne seine wichtigste Führungsperson auskommen. Ein Gericht in Seoul verurteilte Lee Jae-yong (52), den aktuellen Vize-Chairman des Konzerns, in einem Wiederaufnahmeverfahren wegen Bestechung und Veruntreuung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis.Zwar kümmert sich Lee nur wenig um das operative Geschäft, aber ihm gehört bei allen großen Investitionen und langfristigen strategischen Entscheidungen das letzte Wort. Nach dem Tod seines Vaters Lee Kun-hee im vergangenen Oktober sollte er als einziger Sohn von ihm den Vorsitz des Verwaltungsrates übernehmen. Der Vater war nach einem Herzinfarkt sechs Jahre lang handlungsunfähig, hatte den Posten aber formal behalten. Der geplante Führungswechsel dürfte laut Beobachtern nun wohl erst nach der Haftentlassung des jungen Lee stattfinden. NeuverhandlungDer Gründerenkel war aufgrund der gleichen Vorwürfe bereits 2017 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Als ein Berufungsgericht die Strafe halbierte und zur Bewährung aussetzte, ordnete der Oberste Gerichtshof in der letzten Instanz eine erneute Verhandlung an. Die Ankläger hatten neun Jahre Haft gefordert. Ihre Vorwürfe bezogen sich auf die Fusion der Samsung-Töchter C&T und Cheil Industries, durch die Lee seine Macht innerhalb der Samsung-Gruppe konsolidieren konnte. Der Konzernerbe nutzte seinen direkten Draht zur damaligen Präsidentin Park Geun-hye, damit der staatliche Pensionsfonds als Großaktionär die Verschmelzung unterstützte. Im Gegenzug spendete Samsung 6,4 Mill. Euro unter anderem für ein Dressurpferd an die Freundin von Park. Die Präsidentin stürzte darüber und wurde ihrerseits zu 22 Jahren Gefängnis verurteilt.Immerhin wird Lee die abgeleistete Gefängniszeit von rund einem Jahr nach dem ersten Urteil auf die nun endgültig verhängte Strafe angerechnet. Er braucht also nur noch anderthalb Jahre abzusitzen. Die Haft trat er direkt an. Allerdings muss Lee eine zweite Verurteilung befürchten. Weiteres Verfahren Seit September läuft gegen ihn nämlich noch ein Verfahren wegen Kursmanipulation. Dabei wird ihm vorgeworfen, den Wert von Cheil nach oben und den Wert des Baukonzerns C&T nach unten manipuliert zu haben, um als größter Cheil-Aktionär die neu entstandene Quasi-Dachgesellschaft der Gruppe dominieren zu können. Die Hoffnungen von Lee ruhen nun auf Präsident Moon Jae-in. Sollte Moon am Ende seiner Amtszeit seine inhaftierte Vorgängerin Park begnadigen, könnte auch Lee auf freien Fuß kommen.