César González-Bueno

Sanierer von Banco Sabadell wird zum Abwehrstrategen

Der CEO der katalanischen Bank spielt in der Übernahmeschlacht mit BBVA mit einem Verkauf der britischen Tochter TSB.

Sanierer von Banco Sabadell wird zum Abwehrstrategen

Vom Sabadell-Sanierer
zum Abwehrstrategen

Von Thilo Schäfer, Madrid

César González-Bueno ist als Sanierer zum Banco Sabadell gekommen und beweist nun seine Qualitäten als Abwehrstratege. Als die Wettbewerberin BBVA vor vier Jahren zum ersten Mal nach der katalanischen Bank griff, saß er noch im Aufsichtsrat der britischen Sabadell-Tochter TSB. Nachdem BBVA abließ, wurde der Madrilene zum neuen CEO von Sabadell an der Seite des langjährigen und mächtigen Vorsitzenden Josep Oliu ernannt. Heute steht der 65-Jährige selbst mitten im neuerlichen Abwehrkampf gegen das feindliche Übernahmeangebot von BBVA.

Überraschende Karte gezückt

In der kommenden Woche wird die spanische Regierung über zusätzliche Auflagen für den Zusammenschluss entscheiden. Im Extremfall könnte sie die Operation vereiteln. Auf der Zielgeraden hat González-Bueno nun eine überraschende Karte gezückt. Sabadell bestätigte am Montag gegenüber der Madrider Börsenaufsicht CNMV einen Bericht der „Financial Times“ über britische Kaufinteressenten für TSB. Sabadell werde „jegliches, eventuell bindende Angebot prüfen“. Doch er muss vorsichtig sein, denn die Gesetze schränken sein Handeln in einem laufenden Übernahmeprozess ein.

Seit Monaten gibt sich González-Bueno siegessicher. Nicht ohne Grund, denn die im Angebot enthaltene Prämie auf den Sabadell-Kurs ist längst abgeschmolzen. Die Sabadell-Aktionäre würden Stand heute beim Verkauf ihrer Anteile an BBVA sogar einen Verlust machen. „Viele Leute fragen mich, was wir am Tag nach der Fiesta, ich meine den Tag nach dem Ende des Übernahmeangebots, machen“, scherzte González-Bueno Anfang kürzlich auf einer Bankentagung. „Wir machen weiter wie bisher, aber besser, und wir werden versuchen, nach und nach Marktanteile zu gewinnen“, so der CEO.

Verkauf von TSB

Der Banker, der in seinen ersten Berufsjahren als Berater bei McKinsey, Boston Consulting und Analyst bei Citibank arbeitete, hat Sabadell in vier Jahren flottgemacht. Der Marktwert hat sich von rund 2 Mrd. Euro 2020 auf heute 15 Mrd. Euro vervielfacht. Und 2024 fuhr das Institut mit 1,83 Mrd. Euro netto einen Rekordgewinn ein. Er habe im Wesentlichen die Prozesse vereinfacht, berichtete González-Bueno auf der Fachtagung. Als er übernahm, hätten alle „zu vielen Bällen“ hinterhergejagt.

González-Bueno hat sich als Stratege einen Namen gemacht. Zum Beispiel während seiner Tätigkeit in Galicien bei Abanca oder beim Aufbau des Spanien-Geschäfts der niederländischen ING. Im Laufe seiner Karriere war er sogar bei einem der Vorgängerinstitute seines heutigen Gegners beschäftigt, bei der zwischenzeitlich mit der BBV zur Großbank fusionierten staatlichen Argentaria.

Zwei Fliegen mit einer Klappe

Der TSB-Verkauf könnte Sabadell bis zu 2,4 Mrd. Euro in die Kasse spülen. Es ist das einzig größere Auslandsgeschäft der katalanischen Bank, das in den vergangenen zwei Jahren wieder Gewinne abwarf. Zuletzt hatte González-Bueno einen Verkauf der britischen Tochter zwar mit dem Argument abgelehnt, dass Sabadell bereits über genügend Kapital verfüge. Doch die Transaktion würde Sabadell finanziell stärken und die Offerte von BBVA unattraktiver machen.

Das Geld aus einem möglichen Ausstieg bei TSB würde González-Bueno bei der Strategie helfen, über die in Spanien seit langem viel diskutiert wird. Sabadell könnte den Zusammenschluss mit einem anderen, kleineren Geldinstitut versuchen, um die Position als Nummer 4 im Markt zu stärken. Als Kandidaten gelten die börsennotierte Unicaja und Abanca, die in Privatbesitz ist und die González-Bueno aus seiner Zeit dort gut kennt. Doch zunächst muss das Urteil der spanischen Regierung über die Übernahmeschlacht abgewartet werden.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.