Von Sebastian Schmid, FrankfurtDas Personalkarussell beim Softwarekonzern SAP kommt nicht zur Ruhe. Nach dem überraschenden Ende der Doppelspitze im Frühjahr 2020 und dem damit verbundenen Abgang von Co-CEO Jennifer Morgan nimmt die nächste prominente angelsächsische Frau im Vorstand der Walldorfer ihren Abschied. Vertriebschefin Adaire Fox-Martin werde Ende des Monats den Konzern auf eigenen Wunsch verlassen, teilte SAP am Freitag mit.Der Verantwortungsbereich der 57-Jährigen war in den vergangenen Jahren immer mehr ausgeweitet worden. Zuletzt waren im Februar 2020 Vertrieb, Service und alle entsprechenden organisatorischen Einheiten mit Fokus auf den Kundenerfolg im Vorstandsbereich “Customer Success” unter ihrer Leitung zusammengeführt worden. Bei ihrem Einzug in den Vorstand von Europas größtem Softwarekonzern vor vier Jahren hatte sie zunächst nur den Vertrieb in der Region EMEA (Europa, Nahost und Afrika) und dem Großraum China verantwortet.Trotz des von außen betrachtet plötzlichen Abgangs scheint dieser intern nicht unerwartet gewesen zu sein. SAP präsentierte am Freitag jedenfalls bereits die Nachfolgelösung. Der Aufsichtsrat habe Julia White und Scott Russell in den Vorstand berufen, teilte das Unternehmen mit. Dabei wird Russell als Leiter der Customer-Success-Organisation im Wesentlichen die Aufgaben von Fox-Martin übernehmen. White wird die neu geschaffene Vorstandsfunktion als Chief Marketing and Solutions Officer übertragen. “Wir freuen uns sehr über die neuen Vorstandsmitglieder Julia White und Scott Russell, mit deren Unterstützung wir die strategische Ausrichtung der SAP weiter vorantreiben wollen”, wird Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzender Hasso Plattner in der SAP-Mitteilung zitiert. Plattner dankte Fox-Martin für ihren langjährigen Beitrag zum Erfolg der SAP. Cloud- und Microsoft-ExpertiseKonzernchef Christian Klein, der am Freitag in einer Telefonkonferenz eine engere Zusammenarbeit mit dem weltgrößten Softwarekonzern Microsoft ankündigte, hätte für die Nachbesetzung mit Blick auf diese Partnerschaft kaum eine bessere Wahl treffen können. White kommt mit zwei Jahrzehnten Erfahrung bei Microsoft im Gepäck. Zuletzt leitete sie dort das Marketing für die extrem wachstumsstarke Cloud-Plattform Azure. Zuvor hatte die 47-jährige US-Amerikanerin unter anderem das Produktmarketing beim Umstieg der Bürosoftware Office vom Lizenzmodell auf das Cloud-Subskriptionsmodell Office 365 geleitet.White, die über Abschlüsse an den renommierten Hochschulen Stanford University (Bachelor) und Harvard Business School (MBA) verfügt, wird für SAP aus den USA heraus arbeiten. Sie ist mit Wirkung zum 1. März für zunächst drei Jahre in den Vorstand berufen worden. Ein Kritikpunkt an der umgebauten Konzernführung der Walldorfer war zuletzt die Untergewichtung des wichtigen US-Arms aufgrund der Abgänge von Ex-CEO Bill McDermott sowie Co-Chefin Morgan. Mit dem Zugang der Microsoft-Managerin wird dieses Thema nun adressiert. “Wir befinden uns in einer entscheidenden Transformationsphase”, erklärte White. SAP besitze die einmalige Chance, erfolgreiche Unternehmensführung neu zu definieren. Sie freue sich darauf, dabei einen wichtigen Beitrag zu leisten, und danke dem Aufsichtsrat für das Vertrauen.Russell empfiehlt sich mit über 20 Jahren Erfahrung in den Bereichen Vertrieb, Management, Beratung und Technologie. Unter seiner Leitung als Präsident Asia Pacific Japan (APJ) sei SAP in der Region in den vergangenen drei Jahren überdurchschnittlich gewachsen – auch in der Cloud. Der ebenfalls 47-Jährige war vor gut einem Jahrzehnt von IBM zu SAP gewechselt und wird nun ab 1. Februar ebenfalls zunächst für drei Jahre in den Vorstand berufen, wo er die Vertriebs- und Servicestrategie weiterentwickeln soll. “Mit einem der besten Teams in der IT-Branche baue ich auf dem großartigen Fundament auf, das Adaire Fox-Martin gelegt hat. Sie genießt meinen tiefsten Respekt”, sagte Russell.”Julia und Scott bringen ungewöhnlich große Kundenempathie mit, gepaart mit großer Erfahrung in den Bereichen Transformation und Innovation. Damit sind wir bestens für die Umsetzung unserer strategischen Prioritäten gerüstet”, befand Konzernchef Klein.