Pharmaindustrie

Saynor lenkt Sandoz in Richtung Börse

Novartis will ihre Generika-Tochter im vierten Quartal abspalten. Sandoz-CEO Richard Saynor steuert mit viel Branchenerfahrung den Weg in die Selbstständigkeit.

Saynor lenkt Sandoz in Richtung Börse

Saynor lenkt Sandoz
in Richtung Börse

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Die Vorbereitungen laufen seit geraumer Zeit, nun wird es ernst: Der Pharmakonzern Novartis hat jetzt einen Zeitplan für die Abspaltung seiner Generikasparte Sandoz auf den Tisch gelegt. Die Anteilseigner sollen am 15. September auf einer außerordentlichen Generalversammlung über den Spin-off befinden, das Börsendebüt ist Anfang des vierten Quartals vorgesehen. Neben dem Listing in Zürich ist die Ausgabe von American Depositary Receipts (ADR) in den USA geplant. Und natürlich fährt Novartis zweispurig: Finanzchef Harry Kirsch unterstrich bei Bekanntgabe der Quartalszahlen, dass die Abspaltung im besten Interesse der Aktionäre sei. Sollte ein Übernahmeangebot für das Geschäft kommen, würde es geprüft.

Zweiter Aufschlag

Für Sandoz-CEO Richard Saynor ist der Weg in die Eigenständigkeit seines Unternehmens somit nur noch eine Frage der Zeit. Der 1967 geborene Brite war im Juli 2019 an Bord geholt worden, um das Geschäft mit patentfreien Nachahmermedikamenten einem Fitnessprogramm zu unterziehen und das Generikageschäft weltweit in die Spitzenposition zu bringen – auch in der Bewertung.

Der Apotheker betrat nicht gänzlich Neuland, hatte er doch von 2005 bis 2010 schon für die Novartis-Tochter gearbeitet, zuletzt in Singapur, wo er die Region Asien-Pazifik verantwortete. Anschließend wechselte er zum Wettbewerber GlaxoSmithKline (GSK), wo er in leitenden Positionen zunächst in Singapur und später in Großbritannien tätig war, um schließlich zu Sandoz zurückzukehren und im oberbayerischen Landkreis Miesbach in Holzkirchen ein Büro zu beziehen – dem Stammsitz des von Sandoz übernommenen Generikaanbieters Hexal. In einem Interview mit dem Branchendienst “Apotheke Adhoc” zeigte Saynor britischen Humor, als der international erfahrene Manager zum Amtsantritt beteuerte, er werde sich unabhängig von seinen beruflichen Herausforderungen auch mit den zentralen lokalen Besonderheiten seiner neuen bayerischen “Heimat” befassen: Bier, wo ihm als Pharmazeut das deutsche Reinheitsgebot naheliegt, und Fußball.

Steiniger Weg

Der Anfang zurück bei Sandoz begann für den Manager auf steinigem Weg, war doch die Pharmaindustrie weltweit von der Corona-Pandemie beeinträchtigt, weil viele Behandlungen und Arztbesuche aufgeschoben wurden, wenn sie nicht dringend notwendig waren. Nachdem 2022 die Entscheidung fiel, dass Novartis strategische Optionen für Sandoz prüfen werde, war es an Saynor, die Abspaltung in die Tat umzusetzen – und gleichzeitig im operativen Geschäft durchzustarten. Er hat es in einem Gespräch mit dem “Generics Bulletin” mit dem Versuch umschrieben, ein Flugzeug gleichzeitig zu bauen und zu fliegen.

Saynor hat als Konstrukteur und Pilot in Personalunion in schwierigen Zeiten reüssiert. Ein Generikageschäft ist schon lange nicht mehr allein dadurch erfolgreich, dass es rechtzeitig am Ball ist, um Arznei-Kassenschlager in ihrem chemischen Wirkstoff zu kopieren, sobald sie ihren Patentschutz verlieren. Heutzutage braucht es eigene Innovationskraft, um biologisch aus Zellkulturen hergestellte Generika, sogenannte Biosimilars, nachzubilden und eigene Darreichungen sowie Dosierungen zu finden. Und das alles in einem hoch kompetitiven und stark regulierten Markt.