Versicherer

Schneider rückt in Pole-Position für Aufsichtsratsvorsitz der Allianz

Die Allianz hat einen Nachfolger für Michael Diekmann gefunden. Jörg Schneider soll 2026 Aufsichtsratschef werden. Der ehemalige Finanzvorstand der Munich Re ist ein exzellenter Kenner der Branche.

Schneider rückt in Pole-Position für Aufsichtsratsvorsitz der Allianz

Jörg Schneider (65) wird voraussichtlich im Jahr 2026 die Nachfolge von Michael Diekmann (69) an der Spitze des Allianz-Aufsichtsrats übernehmen. Der frühere Finanzvorstand der Munich Re werde für die Wahl in das Gremium vorgeschlagen, teilte der Versicherer vor der im Mai stattfindenden Hauptversammlung mit. Es sei vorgesehen, dass er dann als stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats fungiere. Damit rückt er an die Stelle des früheren Adidas-Chefs Herbert Hainer, der den Aufsichtsrat verlässt.

Schneider rückt in Pole-Position für Allianz-Aufsichtsratsvorsitz

Von Michael Flämig, München

Formal hält sich die Allianz zur künftigen Besetzung der Aufsichtsratsspitze bedeckt. Eine Entscheidung über die Wahl eines Nachfolgers stehe erst für das Jahr 2026 an, heißt es in der Mitteilung.

In der Hauptversammlung im Mai vergangenen Jahres hatte Diekmann allerdings angekündigt, dass der Versicherer sich – während bisher die Vorstandschefs in den Aufsichtsratsvorsitz gewechselt waren – für einen externen Kandidaten entscheiden werde: „Mittlerweile wird von institutionellen Anlegern und Stimmrechtsberatern vermehrt erwartet, dass kein ehemaliges Mitglied des Vorstands der Allianz SE den Vorsitz im Aufsichtsrat übernimmt.“ Dieser externe Kandidat ist aus heutiger Sicht Schneider.

18 Jahre lang Finanzvorstand

Unterdessen ist der Vertrag des Allianz-Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte (58) bis zum Jahr 2028 verlängert worden. Er geht, wie er bei diversen Gelegenheiten bekundet hat, voll in der operativen CEO-Rolle auf. Mit der Entscheidung für Schneider, der auch im Aufsichtsrat der BayernLB aktiv ist, landet die Allianz in vielerlei Hinsicht einen Volltreffer. Erstens ist der promovierte Jurist ein exzellenter Kenner der Assekuranz. Er leitete 18 Jahre lang das Finanzressort der Munich Re. Im Jahr 2003 hatte er sogar als Kandidat für den Vorstandsvorsitz des Rückversicherers gegolten. Mit dieser Berufsbiographie wird er zum standfesten Sparringspartner für die operative Führungsebene der Allianz.

Extrem umgänglich

Zweitens bringt Schneider eine Qualität mit, die angesichts der Umbrüche und Transformationen rund um die Welt immer wertvoller wird: Er kann Krise. Die Munich Re hat unter seiner finanziellen Führung die Folgen des Terroranschlags in New York am 11. September 2001 verkraftet, die Nachreservierungen für die US-Tochter American Re, den Aktienkursverfall 2003 sowie die Finanz- und Eurokrise vor gut einem Dutzend Jahren. Schneider kennt sich mit der Bewältigung sowohl von unternehmensinternen Verfehlungen als auch von externen Turbulenzen aus.

Drittens verkörpert Schneider so viel inhaltliche Qualität, dass er auf Vollmundigkeit und Lautsprecherei nicht angewiesen ist – es entspräche auch nicht seinem Charakter. Dieses Auftreten passt zur Selbstwahrnehmung der Allianz. Wer als CFO 70 Mal die Quartalsergebnisse präsentiert hat, der weiß zudem, eine Papierform von der Realität zu unterscheiden.

Schneider bietet – viertens – einen Blick von außen, ohne aus Sicht der Allianz ein Außenseiter zu sein. Die Munich-Re-Zentrale in München liegt in Sichtweite der Allianz, jüngst wechselte Clarisse Kopff (1973 geboren) nach 21 Jahren Allianz in den Vorstand des Rückversicherers. Im Munich-Re-Kontrollgremium sitzen mit Maximilian Zimmerer (65) und Clement Booth (69) zwei herausragende Ex-Vorstände der Allianz.

Fünftens, und ebenfalls sehr relevant: Schneider ist extrem umgänglich. Es ist kein Zufall, dass er in der Munich Re beliebt war, und insofern kann er den Zusammenhalt innerhalb der Allianz weiter stärken. Er bringt Normalität mit: Aus Duisburg stammend, war sein Vater ein Mercedes-Autoverkäufer und seine Mutter Hausfrau. Er hat neben einer Lehre bei Mercedes die Berufsakademie besucht.

Der Blick von außen

Dass Schneider ohne große Einarbeitungszeit aktiv werden kann, ist wichtig angesichts des geringen Altersunterschieds zum heutigen Amtsinhaber. Mehr als eine Amtszeit an der Aufsichtsratsspitze wird Schneider kaum prägen können. Sollten Internationalität und Geschlecht künftig in der CEO-Position stark gewichtet werden, ist bei diesem Übergang noch das gewohnte Rollenmodell stabilisierend im Aufsichtsrat vertreten.

Die Allianz teilte darüber hinaus mit, dass Stephanie Bruce dem Aufsichtsratsmitglied Christine Bosse nachfolgen soll. Bruce war bis Mai 2023 Finanzvorständin des Asset Managers Abrdn.

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