US-Börsenaufsicht

SEC-Chef Gensler holt Anleger­schützerin Roper

Hochkarätige Unterstützung für den neuen Chef der US-Börsenaufsicht, Gary Gensler: Die renommierte US-Anlegerschützerin Barbara Roper berät künftig die SEC.

SEC-Chef Gensler holt Anleger­schützerin Roper

Von Norbert Kuls, New York

Gary Gensler, der neue Vorsitzende der Börsenaufsicht SEC, bekommt für seinen härteren Kurs gegen die Wall Street hochkarätige Unterstützung. Gensler gab am Mittwoch die Berufung der erfahrenen Anlegerschützerin Barbara Roper als Beraterin (Senior Advisor) bekannt. Roper (65) war seit mehr als drei Jahrzehnten beim Verbraucherschutzverband Consumer Federation of America tätig und leitete dort zuletzt die Abteilung Anlegerschutz. Bei der SEC werden ihre Schwerpunkte auf regulatorischen Initiativen sowie der Aufsicht über Wertpapierhäuser und Anlageberater liegen.

Parallel zu der Personalie wurde am Donnerstag auch bekannt, dass die SEC mit Untersuchungen der deutschen Fondsgesellschaft DWS begonnen hat, die ihre Produkte auch in Amerika vertreibt. Es besteht der Verdacht, dass die DWS zu lax mit Kriterien für nachhaltige Anlagen umgegangen ist.

„Barb ist eine Vorkämpferin für Investoren und wird unschätzbaren Rat im Interesse der amerikanischen Öffentlichkeit geben“, sagte Gensler in einer Erklärung.

Gensler und Roper kennen sich schon länger. Nach Angaben von Gensler haben die beiden bei wichtigen Wall-Street-Reformprojekten zusammengearbeitet, darunter bei dem infolge des Bilanzskandals beidem Energiehändler Enron im Jahr 2002 verabschiedeten Sarbanes-Oxley-Gesetz. Gensler arbeitete damals für den demokratischen Senator Paul Sarbanes, der das Gesetz mit auf den Weg gebracht hatte.

Roper saß in der Vergangenheit auch in verschiedenen Beratungsgremien der SEC. Sie gilt als produktive Verfasserin von Kommentaren zu geplanten Richtlinien der Behörde. In Regulierungsfragen hatte sie sich häufig gegen Banken, Börsenmakler, Hedgefonds und Private-Equity-Firmen gestellt. Zuletzt übte sie scharfe Kritik an Genslers Vorgänger Jay Clayton, einem Wirtschaftsanwalt, dem sie eine zu große Nähe zur Finanzbranche unterstellte. Gensler hatte am Anfang seiner Karriere zwar auch fast zwei Jahrzehnte für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet, sich aber als Vorsitzender der Terminbörsenaufsicht CFTC in den ersten Jahren der Obama-Regierung einen Ruf als aggressiver Aufseher erworben.

Roper, die an der Eliteuniversität Princeton Kunstgeschichte studiert hat und auf Twitter neben Kommentaren zur Finanzregulierung auch gern Fotos von Kolibris aus ihrem Garten postet, hat die Behörde ermutigt, Offenlegungspflichten von Unternehmen als Hebel zu nutzen, um Themen wie Klimawandel oder mangelnde Gleichberechtigung anzusprechen.

Roper drängte die SEC auch dazu, neue Regeln für den Umgang mit der grassierenden „Gamification“ des Wertpapierhandels zu verabschieden. Darunter versteht man von Videospielen entlehnte Methoden von Börsen-Apps wie etwa Robinhood, die Anleger zu höheren Umsätzen anregen sollen – Themen, die auch Gensler in den ersten Monaten seiner Amtszeit aufs Tapet gebracht hatte.