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Seki kehrt Nissan den Rücken

Von Martin Fritz, Tokio Börsen-Zeitung, 6.2.2020 Es ist eine der spektakulärsten Manager-Personalien in Japan: Eigentlich sollte Jun Seki der neue Chef von Nissan werden, doch ab April wird der 58-Jährige die Elektronikgruppe Nidec in Kyoto führen....

Seki kehrt Nissan den Rücken

Von Martin Fritz, TokioEs ist eine der spektakulärsten Manager-Personalien in Japan: Eigentlich sollte Jun Seki der neue Chef von Nissan werden, doch ab April wird der 58-Jährige die Elektronikgruppe Nidec in Kyoto führen. Bei Japans zweitgrößtem Autobauer reichte es nämlich nur für die Aufgabe eines COO, die er sich dazu mit Ashwani Gupta teilen musste, während Makoto Uchida die Führung übernahm. Drei Wochen später entschied sich Seki, Nissan den Rücken zu kehren. “Ich bin 58 Jahre alt, daher bleibt mir keine Zeit mehr”, begründete er seinen überraschenden Wechsel, nachdem er sein gesamtes 35-jähriges Berufsleben bei Nissan verbracht hatte.Der Manager hat viel Erfahrung in der Autoproduktion gesammelt, arbeitete für die US-Tochter von Nissan und leitete das Gemeinschaftsunternehmen Dongfeng Motor in China. Als rechte Hand von CEO Hiroto Saikawa zeichnete Seki für den Sanierungsplan verantwortlich und war der designierte Kandidat für den Chefposten. Doch als Saikawa wegen dubioser Sonderzahlungen gehen musste, scheute das von unabhängigen Verwaltungsräten besetzte Nominierungskomitee vor Seki zurück und schob den 53-jährigen Uchida als Kompromiss nach vorn. Inzwischen gibt es bei Nissan viele Stimmen, die diese Entscheidung bedauern, weil Uchida die erhoffte Führungsrolle anscheinend nicht ausfüllt. Zum Elektroauto-Zulieferer . . .Am Dienstagabend stellte Shigenobu Nagamori (75), der Gründer und CEO von Nidec, Seki als neuen Präsidenten vor. Die Gruppe wuchs durch Übernahmen auf knapp 300 Firmen, beschäftigt 100 000 Menschen und erzielte zuletzt einen Umsatz von 1,5 Bill. Yen (12,5 Mrd. Euro). Seki soll Nidec als Zulieferer von Motoren für Elektroautos in China etablieren.Die Gruppe war mit Feinmotoren für Computer-Festplatten groß geworden und expandiert seit mehr als einem Jahrzehnt in Motoren für Haushaltsgeräte und Automobile. Die Strategie von Gründer Nagamori zielt darauf ab, die etablierten Autozulieferer mit Niedrigpreisen zu übertrumpfen. Nidec baut für 200 Mrd. Yen (1,7 Mrd. Euro) seine Fabriken in China, Polen und Mexiko aus, um die Produktion auf zehn Millionen Einheiten jährlich zu steigern. . . . mit hohen ErwartungenNagamori sieht sich schon länger nach einem Nachfolger um und hat bereits zwei Ex-Nissan-Manager verschlissen. 2013 holte er Bunsei Kure vom Nissan-Zulieferer Calsonic Kansai, aber er ging zwei Jahre später. Im Vorjahr ernannte er Hiroyuki Yoshimoto zum Präsidenten und COO, aber der musste für eine Gewinnwarnung geradestehen. Seit Anfang Februar arbeitet sich nun Seki unter dem Druck ein, die extrem hohen Erwartungen von Gründer Nagamori zu erfüllen.